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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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ihm sprach. Und er wollte es auch nicht wissen. Denn wenn er es wusste und wenn sie es tat, würde er umkehren wollen.
    Aber zurückzulaufen, zu ihnen zurückkehren, war keine wirkliche Alternative.
    War es noch nie gewesen.
    Schließlich fand er das Ende des Flusses. Wie eine eisige Zunge, die aus einem großen schwarzen Schlund heraushing, verschwand er im Schatten einer großen Höhle im Hügel. Hier war der Verfall des Waldes am weitesten fortgeschritten. Die Blätter hingen schlaff und schwarz von Bäumen, die vor wenigen Schritten noch mit ihrem grünen Blattwerk geprunkt hatten. Es roch muffig, faulig und eisig.
    Und ganz bestimmt war es ein außerordentlich schlechtes Zeichen, dass ihn nichts davon beunruhigte.
    Er sah zu, wie das Eis ohne ihn weiterging, seinen frierenden, murmelnden Pfad in die Dunkelheit fortsetzte. Aber er spitzte die Ohren, als er für wenige, flüchtige Augenblicke die Worte hören konnte: Klar und deutlich durchdrangen sie die Dämmerung.
    »Mag es nicht«, flüsterte eine Stimme. »Ich mag es nicht, und ich will nicht dort hineingehen. Nicht mit ihm ...«
    »Wir haben unsere Befehle«, antwortete eine andere Stimme . »Sie werden alle sterben, sie alle, ausnahmslos.«
    »Aber sie haben uns in der Schlacht geholfen, haben mehr Dämonen getötet, als jeder...«
    »Tu nicht so, als hättest du nicht auch schon daran gedacht. Sie sind unnatürlich. Missgeburten. Mach schnell. In den Rücken. Sieh ihm nur nicht in die Augen.«
    »Folgt mir«, befahl eine dritte Stimme, die so kalt war wie die Luft. »Diese Höhe soll angeblich einen Weg bieten, wie wir den Feind umgehen können. Wir werden diese Erde von ihrem Makel befreien. Unsere Pflicht wird erfüllt.«
    Beim Klang dieser Stimme, bei dem Gefühl, das es in ihm auslöste, riss Lenk die Augen auf. Sie klang in seinen Ohren, so wie er sie vorher in seinem Kopf gehört hatte. Ihre harsche Kälte war viel zu vertraut, die Kraft dahinter ihm viel zu nah. Er hörte sie, als würde sie in der Höhle widerhallen.
    Er hörte sie, als sie zu ihm sprach.
    »Geh hinein.«
    »Was werde ich dort finden?«, wollte er wissen.
    »Nichts Gutes.«
    »Warum sollte ich dann gehen?«
    »Wir finden Wahrheit nur an dunklen Orten.«
    »Ich bin bis hierher gekommen, indem ich eine Lüge lebte. Es war nicht alles schlecht.«
    Die Stimme musste darauf nicht antworten. Im selben Augenblick strömten die Erinnerungen an die Nacht zuvor in seinen Kopf, an die Schreie, an seine Gefährten, die ihm den Rücken zukehrten, ihm die kalte Schulter zeigten. Er seufzte und senkte den Kopf.
    »Ich habe Angst.«
    »Sehr weise.«
    »Ich verstehe nicht, was hier passiert.«
    »Das wirst du.«
    Ein Drang durchströmte ihn, der nicht sein eigener war, und hieß ihn, sich umzudrehen. Er sah die Gestalt sofort. Sie stand auf einem Hügelkamm in der Nähe. Es schien ein Mann zu sein, gekleidet in Schatten und mit weißem Haar. Lenk sah seine abweisenden, harten Züge, ignorierte sie jedoch, sobald sein Blick auf den Griff des Schwertes fiel, der über der Schulter des Mannes emporragte.
    Doch bevor Lenk auch nur daran denken konnte, dass er keine eigene Waffe hatte, wurde er von dem Blick des Mannes gebannt. Seine Augen waren riesig und blau, und sein Blick schien Lenk zu verschlingen, wie ein Hai Fische verschlang. Sie starrten ihn an, intensiv, argwöhnisch...
    ... ohne Pupillen.
    Der Mann näherte sich ihm. Es fiel Lenk schwer, ihn im Auge zu behalten, als er den Hügel hinunterging. Seine Gestalt war da, und dann doch nicht da, verschwand jedes Mal, wenn er in den Schatten trat, tauchte wieder auf, wenn der Wind Staub aufwirbelte, der zu seinem Körper wurde. Er machte einen Schritt und war woanders, bewegte sich mit einer unberechenbaren Geschmeidigkeit, die Lenk bisher nur in Träumen gesehen hatte.
    Er rührte sich nicht, während der Mann auf ihn zuging, gebannt von diesem blauen Blick. Und er bewegte sich auch nicht, als der Mann ohne mit der Wimper zu zucken durch ihn hindurchschritt. Er drehte sich um und beobachtete, wie er im Schatten der Höhle verschwand, vollkommen verschluckt zu werden schien, als sein Fuß die Dämmerung dort berührte.
    »Das... das ist nicht real«, sagte er sich. »Aber es fühlt sich so...« Sein Kopf schmerzte. »Habe ich das schon einmal gesehen?«
    »Einer von uns hat es.«
    Er drehte sich um und sah noch weitere Gestalten, die auf dem Kamm auftauchten. Noch mehr Männer, wenn auch nicht mit solchen harten Körpern und Augen wie derjenige,

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