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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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über die Lichtung, als wäre sie niemals vertrieben worden. Nachdem er seine Abneigung gegen sie überwunden hatte, versuchte Gariath, auf die Stille zu lauschen. Das war besser, denn wenn er lange genug innehielt, wenn er seine Ohrlappen auf diese Stille ausrichtete, hörte er eine einzelne einsame Stimme, die noch nicht ganz tot war, allerdings aber auch alles andere als lebendig.
    Sie holte tief Luft. Als sie seufzte, rührte sich kein Lüftchen.
    Er versuchte, sie zu ignorieren.
     
    Überall war Eis.
    Überall in der Höhle starrte Lenk auf sein Spiegelbild, verzerrt in dem kristallenen Eis, das die Wände überzog. Das dämmrige Licht, das durch Löcher in der Decke fiel, wurde von seiner Oberfläche reflektiert. Am Eingang sah es aus wie ein Spiegel, und er fühlte seinen eigenen besorgten Blick ein Dutzend Mal auf sich gerichtet. Mit jedem Schritt jedoch, den er weiter in die Höhle vordrang, wurde das Eis dicker, trüber und fester.
    Sein Gesicht verzerrte sich darin, wurde länger, flacher, zerknüllt, auf einen rosa Fleck reduziert, in Dutzende gezackter Bruchstücke zerteilt. Doch durch jede Mutation, in jeder Missgestalt blieben seine Augen unverändert, ungebrochen, starr, als sie ihn anblickten.
    Er ging weiter in die Höhle, und das Eis wurde noch dicker. Er erschauerte. Es war nicht die oberflächliche, gefühllose
Kälte, die ihn frösteln ließ. Das Eis schien nicht nur aus Wasser zu bestehen, nicht nur von Weiß getrübt zu sein.
    Hass.
    Er strahlte von den Wänden der Höhle zurück, eine Kälte, schwer vor Wut, grausamer, als jede Kälte sein durfte. Sie sickerte durch seine Haut, in seine Knochen, schien sein Knochenmark mit scharfen, von Reif überzogenen Fingernägeln zu zerfetzen. Er spürte es, und obwohl es schmerzhaft war, war es kein neues Gefühl. Er hatte diese Kälte schon einmal erlebt. Er hatte diesen Hass schon einmal gefühlt.
    »Das kann nicht stimmen.« Er hatte Angst, die Stimme zu heben, weil das Eis ihn vielleicht hören konnte. Das war auch der einzige Grund, warum er nicht schrie. »In diesem Teil der Welt kann es kein Eis geben.«
    »Nun, wie du siehst...«
    »Das kann nicht natürlich sein.«
    »Du hast das Recht, das Unnatürliche zu leugnen, schon vor langer Zeit verloren.«
    Er sagte nichts, sondern starrte tiefer in den von Reif überzogenen Schlund der Höhle. Das Licht wurde nicht schwächer, aber es veränderte sich, wurde von dem sterbenden Licht einer goldenen Sonne zu dem gedämpften blauen Schein von... etwas vollkommen anderem. Er starrte nach vorn. Zu mehr war er nicht bereit.
    »Geh«, reagierte die Stimme auf sein Zögern.
    »Ich glaube nicht, dass ich das will.«
    »Zurückzukehren ist keine Alternative.«
    »Es könnte aber eine sein«, sagte Lenk.
    »Sie haben dich verraten.«
    »Das wäre kaum das erste Mal. Ich kann mich daran erinnern, dass Kataria einmal etwas gegessen hat, von dem sie behauptete, es wäre Kaninchenfleisch. Sie hat es mir angeboten. Wie sich herausstellte, war es das Fleisch eines Stinktiers. Natürlich hat sie gelacht, aber es ist schwierig, jemandem böse zu sein, der nur deshalb einen Skunk isst, um dich dazu zu bringen, ebenfalls davon zu essen.«
    »Hör auf.«
    »Was?«
    »Hör auf zu versuchen, es zu rechtfertigen. Hör auf zu versuchen, es zu entschuldigen. Und hör auf zu leugnen, was offenkundig ist.«
    »Und das wäre?«
    »Und hör auf so zu tun, als wüsstest du es nicht. Ich spreche in dir. Wir wissen beide, dass sie immer sehr wenig von dir gehalten haben.«
    »Das entspricht nicht ganz der Wahrheit.«
    »Du hast sie zusammengebracht. Du hast ihnen ein Ziel gegeben, eine Bedeutung. Du hast sie nie gebeten. Sie sind zu dir gekommen.«
    »Ja, aber...«
    »Sie haben dich benutzt. Du hast sie erlöst. Du hast ihnen Hoffnung gegeben. Du hast ihnen einen Grund gegeben. Als sie all dies hatten, und als dann du Hilfe brauchtest, haben sie dich im Stich gelassen. Sie haben dich verraten. Sie haben uns verraten. Das darf nicht geschehen. Nicht noch einmal.«
    »Nicht noch einmal? Was meinst du damit?«
    »Geh in die Höhle.«
    »Ich weiß nicht, ob...«
    »GEH!«
    Der Befehl kam aus seinem Verstand und seinem Körper, eine Woge von Blut, die ohne seinen Willen seine Beine durchströmte. Als er ihr widerstand, zwang sie ihn auf die Knie, dann auf die Hände. Sein Körper rebellierte gegen ihn, hin- und hergerissen zwischen seinem Willen und dem eines anderen.
    »Widersetze dich nur. Ich weiß, dass du das musst, weil ich dich

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