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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Leben sehen werden. Ich habe Alkohol gekostet, ich habe Städte gesehen, die aus Stein bestehen, ich weiß, was es bedeutet, wenn ein Hahn kräht, und was es bedeutet, den Drachen zu wässern.«
    »Symptome einer schwachen und unwissenden Brut, und du bist von ihr infiziert.«
    »Es kann nicht ignorant sein zu lernen«, fauchte sie. »Vieles von dem, was sie wissen, ist nutzlos, gefährlich und dumm. Aber ich habe auch viel über Getreideanbau, über Landwirtschaft gelernt, darüber, wie man einen Brunnen gräbt. Es muss einen Grund dafür geben, dass sie zur dominanten Rasse aufgestiegen sind. Wenn Shict überleben sollen, dann müssen wir ...«
    »Gründe?« Er sprang auf, überragte sie um mehrere Köpfe. »Es gibt einen Grund, ja. Sie sind dominant, weil wir eine Krankheit hatten, als wir ihnen das erste Mal begegnet sind. Verständnis, Verzeihung, Gnade!«, spie er hervor. »Das waren die Symptome einer Krankheit, die Tausende von Shict das Leben gekostet hat.«
    Sie rutschte vom Baumstamm, als sie versuchte, vor ihm wegzukriechen, als er auf sie zukam. Aber mit seinen langen Schritten überholte er sie spielend. Dann bückte er sich und reichte ihr seine Hand.
    »Diese Krankheit tritt immer wieder auf. Ich war schon da, als sie uns das letzte Mal erfasst hat. Und ich war da, als ich die Gründe sah, warum die Menschen dominant wurden.«
    So rasch wie Vipern zuckten seine Hände vor und packten ihr Gesicht. Seine Augen waren riesig und schwammen vor Tränen, als er sein Gesicht zu ihrem herabsenkte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und zitterte. Dann stieß er die letzten Worte hervor, an die sie sich erinnern konnte, bevor er seine Stirn an ihre drückte.
    »Du wirst es auch sehen.«
    Dann war nur noch Feuer.
    Überall. Es verzehrte in riesigen orangefarbenen Laken die Wälder, riss mit lodernden Klauen Zweige und Blätter herab und färbte den Himmel schwarz. Es fauchte, es lachte, es kreischte vor Entzücken. Laut, viel zu laut, ohrenbetäubend laut.
    Aber nicht laut genug, um die Schreie zu übertönen.
    Kinder, Männer, Frauen, Alte, Mütter, Töchter, Jäger, Weber... Sie saßen, standen, tranken, atmeten, schrien, schrien, schrien. Sie kannte sie alle, ihr Leben, ihre Geschichten, ihre Lieben, ihre Familien. Jeder Schrei erfüllte ihre Ohren, mischte sich in das Heulen und wurde Wissen für sie und alle Shict. Und sie hörte, wie sie alle verstummten, einige sofort, andere mit lautem Stöhnen, das allmählich abebbte, wieder andere mit schrillen Jammerschreien, die in den Nachthimmel stiegen.
    Sie sah sie. Grüne Gesichter, aufgerissene Münder, die Ohren flach an den Kopf gelegt, Waffen, die aus langen grünen Händen fielen. Sie sah Speere in ihrer Brust, Stiefel, die ihre Knochen zermalmten, dicke rosa Hände, die Gürtel öffneten, die Schädel gegen Felsen hämmerten, die mit Schwertern schlugen, mit Spießen stachen, Äxte schwangen. Sie sah ihre Augen, geweitet vor Entschlossenheit, riesig vor Überzeugung. Sie blickte auf die Gesichter; sie hörte die Schreie. Es gab keine Sprache, in der man ihnen hätte verständlich machen können, was sie taten, und sie versuchten nicht einmal zu verstehen.
    Die Schreie vermischten sich zu einer einzigen klagenden Flut, kreischten durch ihren Verstand, brachen durch ihren Schädel, strömten in hellen roten Flüssen aus ihren Ohren. Sie hörte ihre eigene Stimme darunter, ihre eigene Trauer, ihre eigene Qual, ihre eigene Tragödie.
    Schließlich verstummten ihre Stimmen. Ihre dagegen schrie noch ein wenig länger.
    Schließlich blickte sie hoch zu Naxiaw. Seine Hände hingen schlaff an seinen Seiten herunter, und er beobachtete sie scharf. Mehr tat er nicht, als sie sich aufrappelte, ihn mit Augen
anblickte, in denen nur reines, animalisches Entsetzen lag, und in den Wald flüchtete.
    Er sah ihr noch lange nach, nachdem sie im Unterholz verschwunden war.
    Dann setzte er sich hin und seufzte.
    »Das hätte ich nicht tun sollen«, flüsterte er.
    »Sie musste es erfahren«, ergriff eine Stimme tief in seinem Bewusstsein das Wort. Es war die Stimme von Inqalle, barsch und unerbittlich.
    »Du hast getan, was du tun musstest«, setzte eine andere hinzu. Avaij, stark und gnadenlos. »Alles ist erlaubt, um ihr die Seuche bewusst zu machen. Wenn sie weiß, kann sie dagegen ankämpfen.«
    Er antwortete nicht, aber durch das Heulen hörten sie all seine Gedanken.
    »Du fürchtest ihre Schwäche«, sagte Inqalle. »Ich habe sie auch für schwach gehalten. Ihr

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