Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
mangelt es an Überzeugung, die Menschen zu töten. Sie hat so viel Zeit gehabt, zahllose Gelegenheiten, und hat doch nichts unternommen. «
»Wenn unser Anliegen, das Leiden unseres Volkes, ihres Volkes, sie nicht umstimmen kann«, meinte Avaij, »ist sie vielleicht zu stark infiziert. Vielleicht muss sie niedergestreckt werden. «
»Ich habe zu viele Shict gesehen, die durch die Hand von Menschen gestorben sind«, flüsterte Naxiaw barsch. »Zu viele Familien wurden auseinandergerissen, zu viele Kinder gingen verloren ... ich werde es nicht mehr zulassen, es wird keinem anderen Shict mehr geschehen, und auch nicht ihr.«
Er schickte diese Gedanken durch das Heulen, angereichert mit Wut und Frustration. Die Worte seiner Gefährten wurden von Empfindungen von Möglichkeiten begleitet, Erwartungen.
»viele Rote Ernten stehen bevor«, sagte Avaij. »Die Idee war, sie hier auszuprobieren.«
»Es gibt Möglichkeiten, einen Wirt zu retten, ohne ihn niederzustrecken«, meinte Inqalle. »Gift kann man benutzen, um zu reinigen, um Tumore zu schrumpfen und Seuchen auszutreiben.«
»Ich habe genug von ihrem Herzen gesehen. Ich weiß, dass es ihr wehtun wird«, gab Naxiaw zurück.
»Die Natur des Giftes ist es, Schaden zuzufügen. Die Natur der Seuche ist es, zu töten. Das ist deine Entscheidung, Naxiaw.«
Er blieb einen Moment schweigend sitzen. Seine Entscheidung wurde ihnen einen Augenblick später mitgeteilt, und das Heulen war erfüllt von seiner kalten Wut und seiner harten Entschlossenheit.
»Die Menschen sterben«, flüsterte er. »Ich werde sie kurieren.«
»Ich bin bei dir«, sagte Inqalle.
»So wie auch ich«, stimmte Avaij zu.
»Und wir«, ihre Gedanken erklangen synchron, »werden keinen anderen Shict mehr leiden lassen.«
So viel Kraft, wie Lenks Körper durchströmte, als er die Höhle verließ, hatte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr empfunden. Vielleicht sogar sein ganzes Leben lang nicht. Seine Muskeln waren geschmeidig und stark; sein Körper fühlte sich leichter an als je zuvor; er atmete tief eine Luft ein, die viel zu frisch war, als dass sie auf dieser unfruchtbaren Insel des Todes jemals hätte existieren können.
Das Leben durchströmte ihn, eine vibrierende, frische Energie, die fast schmerzhaft war, pulsierte durch seine Adern. Sein Verstand war sich seiner Wunden und Narben bewusst, sein Körper jedoch schien sie nicht zu registrieren. Was allerdings sein Gehirn nicht an dem Versuch hindern konnte, seinen Körper auf seine Grenzen hinzuweisen.
Das ist nicht logisch, dachte er. Vor wenigen Augenblicken war ich noch bewusstlos. Vor wenigen Stunden litt ich Todesqualen. Und vor einigen Tagen war ich noch ...
»Das ist weit genug zurück in die Vergangenheit geblickt«, antwortete die Stimme seinen Gedanken. »Du wirst dort nur Schmerz finden, einen düsteren und quälenden Albtraum bis zu diesem Moment. Jetzt endlich bist du erwacht.«
Wie?
»Glaube nicht, was die Priester dir sagen. Das Leben ist nicht heilig. Das Leben ist ein Werkzeug. Der Zweck ist heilig. Ohne Zweck ist das Leben nur ein langer, sinnloser, leerer Schlaf.«
Wir haben lange geschlafen.
»Zu lange.«
Unser Zweck ist ...
»Wir wissen, was unser Zweck ist.«
Die Fibel zu suchen.
»Die Dämonen abzuschlachten.«
Und wie geht es weiter?
»Das wirst du dann wissen. Aber einstweilen ...«
Er blickte hoch und sah Katarias Rücken. Die Shict saß auf einem Felsen und starrte in den Wald. Lenk spürte, wie sich seine Hand unwillkürlich zu einer Faust ballte.
»Denk an deinen Zweck. Und denk an ihren.«
»Das werde ich«, flüsterte er.
Ihre Ohren zuckten. Sie warf einen Blick über die Schulter und runzelte die Stirn, als er näher kam.
»Du hast dich an mich herangeschlichen.« Sie klang leicht beleidigt.
Er erwiderte nichts. Einen Moment sahen sie sich an. Ihr Blick war weicher als früher. Sie rückte zur Seite und machte auf dem Granitbrocken neben sich ein wenig Platz.
»Geh vorbei!«, befahl die Stimme seinen Beinen. »Sieh sie nicht an. Denk nicht an sie. Geh weiter.«
Sie hatte ihn im Stich gelassen. Sie hatte ihm dabei in die Augen gesehen. Sein Verstand erinnerte sich daran. Und dieser Verstand widersprach auch nicht, als sein Zorn ihn antrieb und an ihr vorbeischob. Ihre Hand zuckte vor und packte sein Handgelenk. Er blieb stehen. Ihre Finger verschränkten sich mit seinen.
Sein Körper erinnerte sich. Er widersetzte sich nicht, als sie ihn neben sich auf den Felsen zog.
Es
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