Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Werkzeug.
»Habt ihr alles gehört, was ihr hören musstet?«, fragte er in menschlicher Sprache.
Lenk blickte ihn vom Waldrand her an und nickte ernst. Er trat auf den Strand, und Kataria kroch hinter ihm aus dem Unterholz. Sie warf einen finsteren Blick über den Strand, und ihre Ohren zuckten.
»Er hat gedacht, du hättest mir die Gurgel aufgeschlitzt,
hab ich recht?«, knurrte sie. »Hast du dieses selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht gesehen? Als hätte er selbst es getan ...«
»Du hast ihm immerhin das Auge ausgeschossen«, erklärte Lenk.
»Ich hätte ihm gern auch das andere ausgeschossen«, murmelte sie und rückte den Bogen auf ihrem Rücken zurecht. »Aber nein ... irgendjemand meinte, wir müssten warten und zuhören.« Sie deutete in die Richtung, in welcher der Shen verschwunden war. »Und wofür?«
»Die Shen haben die Fibel.«
»Na und?«
»Wir werden sie uns holen.«
Bei diesen Worten warfen ihm sowohl die Shict als auch der Owauku einen argwöhnischen und resignierten Blick zu, der gewöhnlich für Männer reserviert war, die ernsthaft verkündeten, sich eine Akaneed als Reittier zähmen zu wollen.
»Nach Jaga?«, erkundigte sich Togu. »Die Heimat der Shen hat noch nie jemand gesehen, der kein Shen ist. Nur sie und die Akaneeds wissen, wie man dorthin gelangt.«
»Ist schon recht«, meinte Lenk.
»Ihr werdet wahrscheinlich sterben.«
»Soll mir auch recht sein.«
»Aber warum?«, wollte Kataria wissen. »Was ist mit unserer Rückkehr auf das Festland?«
»Ich habe weder von Sebast noch von irgendeiner anderen Rettungsexpedition auch nur eine Spur gesehen«, meinte Lenk. »Du vielleicht?«
Sein Blick war vollkommen ausdruckslos, ohne jede Emotion, geschweige denn einen Vorwurf, und doch zappelte Kataria unbehaglich, rieb sich den Nacken und blickte zu Boden.
»Nein«, räumte sie schließlich ein. »Aber der Plan war doch, sich ein Boot zu besorgen und zum Festland zu segeln, stimmt’s?«
»Im Wasser lauern Dämonen«, erwiderte Lenk.
»Aber ...«
»Shen, Akaneed, Langgesichter, Machtwort...« Er schüttelte den Kopf. »Jedes Mal, wenn wir Trost suchen, jedes Mal, wenn wir vor der Gefahr fliehen, findet sie uns.« Er strich mit der Hand über den Knauf seines Schwertes und ließ sie einen Tick zu lange darauf liegen, als dass man die Geste für beiläufig hätte halten können. »Diesmal werden wir sie finden. Wir werden zu Ende führen, weshalb wir hierhergekommen sind.« Er zog seine Augen zu Schlitzen zusammen. »Wir werden alle töten, die versuchen, uns daran zu hindern.«
Sie sah ihn forschend an.
»Wir?«
Er wandte sich ihr zu und betrachtete sie mit hartem Blick.
»Wir.«
Er warf einen Blick auf das Meer und sah dann zu Togu.
»Wir brauchen ein Boot«, erklärte er. »Außerdem Vorräte und so viele Informationen, wie du uns über Jaga und die Shen geben kannst.«
»Du verlangst sehr viel«, murmelte Togu, »angesichts dessen, was ich bereits für euch getan habe.«
»Angesichts dessen, was wir dir hätten antun können, ist das keineswegs eine unverhältnismäßige Bitte«, gab Lenk zurück und sah den Owauku scharf an. »Du hast uns verraten. Wir hätten Schlimmeres tun können.«
Togu nickte mürrisch und winkte mit der Hand, als er sich herumdrehte und zum Wald ging, zu seinem Dorf.
»Nehmt euch, was ihr wollt«, sagte er. »Wir sind im Tod geboren worden. Wir werden überleben.« Er warf einen Blick über die Schulter zurück zu Lenk. »Wenn ihr nicht überlebt, werde ich nicht trauern.«
»Noch ist es nicht so weit«, erwiderte Lenk.
Togus Augenwülste runzelten sich kurz, als er an den beiden Gefährten vorbeiblickte. Etwas kräuselte die Wellen.
Einen Augenblick lang glaubte er, er hätte grünes Haar gesehen, so grün wie das Meer, blasse Haut und lange Ohren, die alles gehört hatten. Einen Moment lang glaubte er, er
würde eine lyrische Stimme hören, die etwas im Wind flüsterte. Und einen Herzschlag lang spielte er mit dem Gedanken, es den Gefährten zu sagen.
Doch der Impuls hielt nur einen Moment an.
Dann nickte Togu, bevor er im Unterholz verschwand.
Lenk drehte sich um und starrte aufs Meer hinaus. Entweder bemerkte er Katarias eindringlichen Blick nicht, oder er ignorierte ihn.
»Geht es dir gut?«, erkundigte sie sich.
»Mir geht es immer gut«, antwortete er.
»Ich meine, fühlst du dich wohl? Du hast kaum ein Wort gesagt, seit wir von diesem Schiff heruntergekommen sind.«
»Ich versuche, meinen Atem nicht mehr zu
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