Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
dämonischen Drecks! Kataria... die anderen...« Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie zu zerbersten drohten. »Sie bedeuten dir nicht das Geringste!«
Sie schlug mit ihren Händen gegen seine Arme, aber er bemerkte es nicht einmal.
»Diese Kreaturen, diese Akaneeds«, schnarrte er. Sein Atem sprühte in einer feinen Nebelwolke aus seinem Mund. »Sie haben uns nicht sofort angegriffen. Sie haben sich ganz und gar nicht wie wilde Bestien verhalten! Jemand hat sie geschickt!« Er hämmerte ihren Schädel auf den Boden. »Warst du das? Hast du uns das angetan? Hast du Kataria getötet?«
Sie holte mit einer Hand aus. Winzige Klauen schoben sich unbemerkt aus ihren Fingern.
Ihre nächsten Worte waren ein ersticktes Knurren, als sie zuschlug und ihm mit den knochigen Nägeln über die Wange fuhr. Er warf sich mit einem Schrei zurück, und sie wand sich wie ein Aal unter ihm heraus. Noch bevor er sie verfluchen konnte, war sie bereits aufgesprungen und rannte zum Meer. In einem grünen Blitz und in einer Wolke von Gischt verschwand sie unter den Wellen.
»Du kannst nicht weglaufen«, knurrte Lenk, als er sich mühsam aufrappelte. Der Schmerz in seinem Bein rief sich durch ein schreckliches Brennen seiner Muskeln ins Gedächtnis. Lenk brach zusammen und streckte die Hand nach der Sirene aus, die schon längst verschwunden war. »Ich... bringe dich um...«
Eine schimmernde, zähe Flüssigkeit auf seinen Fingern, gemischt mit seinem eigenen Blut, erregte seine Aufmerksamkeit. Er hielt sich die Hand vors Gesicht und sah zu, wie sich darauf Strudel bildeten; jetzt spürte er dieselben Strudel
auch auf seiner Wange. Seine Lider flatterten, sein Puls hämmerte heftig, und sein Körper drohte, ihn im Stich zu lassen.
»Gift«, fauchte die Stimme in seinem Kopf. »Du Idiot!«
Er konterte mit einer wütenden Bemerkung, aber seine Worte wurden von einem Stöhnen und dem Sand erstickt, der in seinen Mund drang, als er vornüberkippte und regungslos liegen blieb.
Er vermisste die Kälte schmerzlich. Dieser Gedanke durchzuckte Lenk, als er wieder zu sich kam. In dem Moment, in dem er begriff, dass eine ziemlich unhöfliche Krabbe über sein Gesicht kroch und auf der Suche nach etwas Essbarem seine Haut zwackte, bemerkte er, dass sein Schädel lichterloh brannte.
Zumindest fühlte es sich so an.
Er warf einen Blick in den Himmel. Die Wolken verhüllten die Sonne immer noch. Trotzdem brannte er. Selbst das spärliche Licht der wenigen Strahlen, die sich nicht von den Wolken zurückhalten ließen, verbrannte seine Augen, seine Haut.
Fieber.
Sein Bein juckte, und als er mit der Hand dorthin griff, um sich zu kratzen, spürte er feuchte, schuppige Haut unter seinen Nägeln. Offenbar hatte die Sonne während seiner Bewusstlosigkeit, wie lange sie auch gedauert haben mochte, an seiner Wunde gesaugt und dabei grün geränderte Haut hinterlassen, aus der rötlicher Eiter sickerte.
Das würde es erklären.
Er sah sich nach Grünhaar um; vielleicht konnte sie ja noch einmal eine improvisierte Bandage anlegen, um den Eiterfluss zu stoppen. Er spürte einen Juckreiz in der Wange, dem rasch ein schmerzlicher Stich folgte.
Ach ja, richtig...
Das Verlangen, sie zu verfolgen und zu verprügeln, ließ nach. Selbst wenn sie nicht im Meer verschwunden wäre wie diese Haifisch-Hure, dieses Meeres-Miststück, dieses See-Flittchen,
das sie war, konnte er kaum den ganzen Strand mit einem Bein nach ihr absuchen, das um eine gnädige Amputation bat.
Außerdem war er so müde.
Vielleicht, sagte er sich, ist es ja besser, einfach auf Gevrauchs kalte Hand auf meiner Schulter zu warten. Vielleicht wäre es besser, der letzte Abschnitt des letzten Satzes des Großen Buchhalters zu sein, auf einer Seite mit dem Titel: »Sechs Schwachköpfe, die für Gold gekämpft haben und von Möwen gefressen wurden. Von großen, hässlichen Möwen. Mit Zähnen.«
Ja, dachte er. Es ist besser, hier zu sterben, auf den Tod zu warten. Darauf zu warten, die anderen wiederzusehen... meine Familie. Diesen Gedanken folgten die Worte seines Großvaters, wenn auch ohne eine Stimme, die sie ausgesprochen hätte.
Gevrauch verachtet Abenteurer, hatte er einmal zu ihm gesagt. Denn sie wissen nie, wann es Zeit ist zu sterben. Wir geben die Körper zurück, die man uns geliehen hat, wenn der Große Buchhalter sie zurückverlangt. Erkenne, wann deine Zeit zu sterben gekommen ist. Ertrage es. Sprich ein Gebet an Ihn, und vielleicht vergibt Er dir, dass du dich all
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