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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Wasser im Mund zusammenlief, war ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass sie sich auf die Suche danach machen sollte. Und wenn es nur aus dem Grund war, dass sie endlich aufhörte, darüber nachzudenken, wie bizarr dieser Gedanke war.
    Auch wenn das noch so vernünftig gewesen wäre, ging sie
weiter am Strand entlang und blickte aufs Meer hinaus. Die ganze Zeit grüßte nur das leere Ufer, ganz gleich, was sie zu sehen hoffte.
    Hör auf!, schnauzte sie sich an. Vergiss sie! Sie sind tot. Und das wirst du auch bald sein, wenn du nicht schnellstens etwas zu essen findest. So etwas macht eine Shict nicht. Hör zu, es ist ganz einfach. Dreh dich einfach um.
    Das tat sie und sah zum Wald hinüber.
    Und jetzt mach einen Schritt vorwärts.
    Sie gehorchte.
    Blick nicht zurück.
    Das jedoch war wie immer der Moment, an dem die ganze Sache schieflief.
    Sie warf einen Blick über die Schulter und ignorierte den Frust, den sie wegen ihres Verhaltens empfand, als sie aus dem Augenwinkel etwas Dunkles bemerkte. Es dümpelte hinter einer Düne im Wasser. Sie konnte es erkennen: das unverkennbare Schimmern von nassem Holz.
    Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Rippen, als sie herumwirbelte und darauf zulief, obwohl sie sich sagte, dass sie ihre Schritte mäßigen sollte.
    Es ist nur Holz, murmelte sie vor sich hin. Das bedeutet nichts anderes, als dass es Holz ist. Schöpfe keine neue Hoffnung. Reg dich nicht auf. Erinnere dich an das Wrack. Erinnere dich an die Akaneed.
    Als sie näher kam, nahmen die Umrisse des Bootes Formen an. Es lag auf dem Strand, vollkommen intakt und unversehrt. Sie runzelte die Stirn und ging langsamer. Das war nicht ihr Boot; ihres lag jetzt in Stücken auf dem Meeresboden und hatte sich vermutlich in ein oder zwei Schädel gebohrt.
    Es gehört also jemand anderem, sagte sie sich. Ein Grund mehr umzukehren. Hier draußen hält sich niemand auf, der Gutes im Schilde führt. Es sind nicht sie. Es ist nicht er. Kehr um. Aber sie tat es nicht, sondern schlich um die Düne herum. Kehr um! Erinnere dich daran, dass du am Leben bist. Erinnere dich daran,
dass er tot ist. Erinnere dich daran, dass sie tot sind. Sie sind tot, verdammt!
    Und sie waren, das wurde in dem Moment klar, als sie um die Düne herumspähte, nicht die einzigen Toten.
    Ein einsamer Baum, der schon lange abgestorben war, sich jedoch mit einer Zähigkeit, wie es nur ein sehr alter Baum vermochte, in die sandige Erde klammerte, stand mitten in einer kleinen, öden Senke. Sie sah genauer hin und bemerkte das Tau, das fest und straff um seine höchsten Äste gewickelt war. Die grauen spitzen Zweige bogen sich und knarrten protestierend, als ihre makaberen rothäutigen Früchte im Wind schaukelten. Das Tau war um ihre Knöchel gewickelt.
    Sie erkannte sie, die Menschen, die an diesem Baum hingen. Trotz der durchgeschnittenen Kehlen und der verstümmelten Körper, trotz des Blutes, das auf die Wurzeln gespritzt war, die nicht mehr tranken, erkannte sie sie. Es waren Seeleute von der Gischtbraut, dem Schiff, auf dem sie mit ihren Gefährten gesegelt war, bevor sie sich auf die Suche nach der Fibel gemacht hatten. Sie kamen von dem Schiff, dessen Mannschaft auf sie warten und sie aufnehmen sollte, nachdem sie die Fibel zurückgeholt hatten.
    Ganz offensichtlich hatten sie in der Zwischenzeit etwas anderes gefunden: Geschöpfe, die um den Fuß des Baumes wimmelten.
    Kataria konnte sie nicht genau erkennen. Sie sahen jedenfalls nicht gefährlich aus; andererseits ähnelten sie nichts, was sie schon einmal gesehen hatte. Sie sah genauer hin und stellte fest, dass sie etwa so groß wie junge Rehe waren und irgendwie Kakerlaken ähnelten. Sie hatten gefiederte Fühler und regenbogenfarbene Rückenpanzer mit Flügeln, die wie ihre Fühler zuckten. Sie keckerten unablässig, gaben seltsame klickende Geräusche von sich, während sie sich auf ihre Hinterbeine aufrichteten und mit ihren Fühlern über die baumelnden Leichen strichen.
    Urplötzlich hörten sie auf. Ihre Fühler drehten sich lautlos
und gleichzeitig in dieselbe Richtung. Ein schrilles Klicken erhob sich aus ihrer Mitte, als sie sich hastig zerstreuten, über die Dünen verschwanden, bevor das, was sie geängstigt hatte, sie erwischen konnte.
    Kataria trat aus ihrer Deckung und näherte sich unerschrocken dem weißen Baum. Sie hatte keine Angst. Sie kannte seinen Namen. Sie kannte die Männer, deren blutleere Leichen daran baumelten.
    Und sie hatte das schon einmal gesehen.
    »Sie hatten

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