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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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du«, grollte er, »da du meinen Blick so ehrfürchtig erwiderst, könntest du zumindest aufstehen und mit mir reden.« Die Sprache der Rhega erklang tief und hart wie ein Fels aus seiner Brust.
    Gariaths Augenwülste hoben sich um eine Haaresbreite. »Du liest Gedanken?«
    »Ansonsten hätte ich nur wenig Unterhaltung.« Der Ältere erwiderte die Geste und hob ebenfalls fast unmerklich seine Augenwülste. »Du bist nicht beeindruckt?«
    »Ich habe viele Dinge gesehen, Großvater«, antwortete Gariath.
    Der Ältere betrachtete ihn nachdenklich einen Moment und nickte dann. »Das hast du, Weisester.«
    Dann ließ er seinen Blick über den Strand schweifen, bis er ein Stück Treibholz fand, das in der Nähe halb im Sand begraben war. Er hob seinen schlaffen Schweif an und setzte sich darauf, während er aufs Meer und in die untergehende Sonne blickte. Das Licht erwiderte seinen Blick, und Gariath sah, wie sich die Gestalt des Älteren veränderte, als die Lichtstrahlen durch ihn hindurchschienen wie durch ein Spektralwesen.
    »Du bist tot, Großvater«, schnarrte Gariath.
    »Das höre ich dauernd«, antwortete der Ältere.
    Gariath sah sich auf dem leeren Strand um, der bar jeder Spur eines anderen Lebewesens war.
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Kann ich mir denken«, schnaubte der Ältere. »Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, dass du der Einzige bist, der vorbeigekommen ist. Du bist der Einzige, der es bemerkt hat. Also widerlegt mich das nicht.«
    »Warum bist du nicht an deinem Altenstein?«
    »Ich habe mich gelangweilt.«
    »Grahta hat seinen Stein nie verlassen.«
    »Warum auch? Grahta war ein Junges. Er hätte sich verirrt.«
    »Aha.«
    Gariath setzte sich wieder in den Sand und blickte in den orangefarbenen Himmel über sich. Nach einem Moment richtete er seinen Blick wieder auf den Älteren.
    »Grahta«, sagte er leise. »Ist er ...?«
    »Er schläft, Weisester.«
    »Gut.«
    Erneut breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus, das nur von dem zischenden Murmeln der Akaneed gebrochen wurde, die aus dem Wasser auftauchte. Nach einer Ewigkeit blickte Gariath erneut auf.
    »Willst du nicht fragen, was ich hier mache?«
    »Das erscheint mir überflüssig«, antwortete der Ältere und tippte sich an die Stirn.
    »Willst du mich dann nicht fragen, warum ich hier bin?«
    »Du bist Rhega «, antwortete der Ältere gleichgültig. »Du hast einen guten Grund.«
    »Also wirst du nicht versuchen, mich daran zu hindern.«
    »Das dürfte mir ziemlich schwerfallen.« Der Ältere hob seine klauenbewehrte Hand ins Licht und grinste, als sie fast verschwand. »Von wegen tot und dergleichen.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich dachte, es würde dir vielleicht gefallen, ein wenig Gesellschaft zu haben, während du darauf wartest zu sterben.«
    »Nein, tut es nicht.«
    »Ach nein?« Der Ältere betrachtete ihn eine Weile nachdenklich. »Hast du nicht gerade eben noch gewünscht, dass diese Menschen dich aufsuchen sollten?«
    »Diese Gedanken waren privat«, schnarrte Gariath und sah ihn böse an.
    »Dann hättest du sie nicht denken sollen, als ich direkt neben dir gestanden habe.«
    »Das spielt keine Rolle.« Der jüngere Drachenmann blickte wieder in den Himmel. »Sie sind tot.«
    »Möglicherweise.«
    »Möglicherweise?«
    »Du bist nicht gestorben.«
    »Ich bin Rhega . Ich bin stark. Sie sind schwach und dumm.«
    »Kühne Worte aus dem Mund einer Echse, die hofft, dass sie verhungert, damit eine Schlange sie frisst.«
    »Kannst du dir eine bessere Art zu sterben vorstellen angesichts der Umstände?«
    »Ich kann mir eine bessere Art zu leben vorstellen.«
    »Leben?« Gariath öffnete seine Schnauze zu einem unfreundlichen Grinsen. »Ich habe versucht zu leben, Großvater. Ich habe versucht, ohne meine Familie zu leben, ohne andere Rhega und sogar ohne Menschen.« Er seufzte, und seine Brust erbebte unter seinem Atemzug. »Eine Weile war es ganz angenehm zu leben, aber für meinen Geschmack gab es darin zu viel Tod. Vielleicht ist es besser zu sterben.«
    »Es gibt also nichts, wofür sich zu leben lohnt, Weisester?«
    »Das gab es. Jetzt habe ich nichts.«
    »Du hast mich.«
    »Allerdings.« Gariath fauchte. »Etwas, an dem ich nie Mangel zu haben scheine, sind tote Rhega.« Er deutete mit seiner Klaue auf den Älteren. »Ich brauche dich nicht, Großvater.«
    »Was brauchst du dann?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Offensichtlich nicht für dich.«
    »Ich muss sterben, Großvater«, seufzte Gariath.

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