Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
»Ich muss all das loswerden ...«, er deutete auf das Meer und den Himmel. »Ich brauche es nicht mehr.«
»Du hattest genügend Gelegenheiten zu sterben.«
»Ich habe die richtige noch nicht gefunden.«
»Sie enden alle letztendlich auf dieselbe Art und Weise, oder etwa nicht?«
»Nicht für einen Rhega.«
»Ah, verstehe.« Der Ältere kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Also ist der richtige Weg der, sich hinzulegen und auf den Tod zu warten, während man über die Existenz von schwachen menschlichen Göttern grübelt?«
»Das ist zumindest ein Weg.«
»Es ist nicht der Weg der Rhega.«
»Es gibt keine Rhega mehr«, grollte Gariath. »Ich bin der letzte. Also entscheide ich, was der richtige Weg zu sterben ist.«
»Und welches ist der richtige Weg zu sterben, Weisester?«
Darauf wusste Gariath eine Antwort.
Es war eine Antwort, von der er oft geträumt hatte, die seinem Verstand entsprungen war, als er zwei bellende Junge im Arm hielt, die winzig neben ihm wirkten. Und diese Antwort war zusammen mit diesen Jungen gewachsen, hatte sich durch ihre Erfahrungen genährt. Während sie lernten, springende Fische zu fangen, galoppierende Pferde einzuholen, ihre Schwingen auszubreiten und auf dem Wind zu gleiten, war diese Antwort immer klarer geworden, schien zu wachsen, so wie sein Herz schwoll.
Es wäre sein größter Wunsch gewesen, dass dieses Herz zu schlagen aufgehört hätte, wenn seine Jungen ihre eigenen Jungen gehalten und zugesehen hätten, wie ihre roten Silhouetten über den Himmel glitten. Er hätte es gern gesehen, dass sie ihre eigenen Antworten auf diese Frage gefunden hätten.
Stattdessen jedoch hatten zwei Herzen aufgehört zu schlagen statt einem. Und mit ihnen war auch seine Antwort gestorben.
Der Ältere beobachtete ihn eindringlich und sah, wie sie sich in ihm entfaltete. Er schüttelte sich, als er und der jüngere Drachenmann die letzten Gedanken teilten.
Es war ein wütendes, gequältes Heulen, einem weinenden Himmel dargeboten, als Gariath zwei leblose Gestalten umschlang. Es war dasselbe Heulen, das er in viele fassungslose, entsetzte Gesichter schleuderte, wenn er sich ihnen immer wieder entgegenwarf, in der Hoffnung, der vergeblichen Hoffnung auf einen würdigen Tod.
»Das wäre ein guter Weg zu sterben.« Der Ältere nickte. »Ich hätte gern meine eigene Familie auf diese Weise verlassen.«
»Wie bist du gestorben, Großvater?«
»Gar nicht«, antwortete der Ältere mit einem rätselhaften Lächeln.
»Du bist ganz gewiss tot, Großvater.«
»Körperlich vielleicht.«
»Ach, das.«
»Was?« Der Ältere zog seine Augenwülste zusammen.
»Das habe ich schon häufiger gehört. Irgendeine schwammige Philosophie über die Trennung von Körper und Geist, aber sie endet immer auf dieselbe Art und Weise.« Gariath machte eine wegwerfende Handbewegung. »In einem Versuch, inspirierend zu sein, indem man vorschlägt, dass Körper und Geist zusammen wiederbelebt werden können, vielleicht mit ein paar kleinen Auslassungen über die Beschwörung von Geistern und der Aufforderung, sich treu zu bleiben. Und dann umarmen sich alle, weinen, und ich muss kotzen.« Er schnaubte verächtlich. »Die Menschen machen so etwas unaufhörlich.«
»Die Menschen haben durchaus ihr Gutes, Weisester. Der Unterschied zwischen Körper und Geist ist etwas, was sie übernommen haben, aber der Gedanke stammt nicht von ihnen.«
»Es ist schleimige, widerliche Kotze, ganz gleich, wer sie ausgespuckt hat.«
»Tatsächlich? Du hast mich gesehen. Du hast Grahta gesehen. Kannst du diesen Unterschied immer noch leugnen, obwohl du weißt, was der Tod für Rhega bedeutet?«
»Ich frage mich, ob ich das tue«, knurrte Gariath. »Du weißt, was Grahta mir erzählt hat.« Er starrte in den Himmel und betrachtete mürrisch seine endlose orange-weiße Unermesslichkeit. »Ich kann nicht folgen.«
»Ich weiß«, sagte der Ältere und nickte ernst.
»Weißt du das wirklich, Großvater?« Gariath richtete seinen scharfen Blick auf den Geist. »Du weißt, dass er tot ist, aber du kennst auch Frieden. Du wirst deine Vorfahren kennenlernen, so wie Grahta es getan hat. Du wirst zur Ruhe kommen. Ich dagegen ...« Er setzte sich plötzlich zornig auf. »Ich kann euch nicht folgen. Das hat Grahta gesagt. Ich kann weder meine Familie noch meine Vorfahren sehen ...«
Beide zuckten heftig zusammen, als sie spürten, wie sein Herz sich in seiner Brust zu Stein verwandelte und sie zu Boden zu ziehen schien.
»Ich kann
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