Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
wies er einen gewissen Mangel auf. Und als vernünftiger Mann ohne Ehrgefühl neigte Denaos dazu wegzulaufen.
Natürlich hatte er nicht vorgehabt, es zu tun. Der Plan, so kurzsichtig er auch sein mochte, sah vor, Draedaeleon weit weg von dem zu bringen, was ihm diese Anfälle bereitete, dieses unbewusste Plappern, durchsetzt von Momenten wachen, heulenden Schmerzes. Sie hatten es geschafft, hatten ihn in den Wald gezerrt. Dort hatte sich der Plan geändert, hatte ihr Überleben sichern sollen: Wasser für Draedaeleon finden und Nahrung für sie alle.
Ihm hatte dieser Plan gefallen. Er hatte sogar angeboten, sich auf die Suche zu machen. Dann hätte er viel Zeit im Wald gehabt, allein mit seiner Flasche.
Dann kam Asper und ruinierte alles.
»Heiß, heiß, heiß«, flüsterte Draedaeleon. Er hatte nichts anderes gesagt, seit er auf dem Strand zusammengebrochen war. »Heiß, heiß ...«
»Warum macht er das unaufhörlich?«, hatte Denaos sich erkundigt.
»Ein Schock, ein mildes Trauma«, hatte Asper geantwortet. »Aber das ist mein geringeres Problem.«
»Und das größere wäre?«
Sie hatte ihm einen finsteren Blick zugeworfen und den Magus auf ihrer Schulter zurechtgerückt. »Hauptsächlich, dass du mir nicht hilfst, ihn zu tragen.«
»Wir haben vereinbart, dass wir uns die Arbeit teilen. Du trägst ihn. Ich kundschafte alles aus.«
»Du hast bis jetzt nicht das Geringste gefunden.«
Denaos hatte mit den Lippen geschnalzt, sich am Waldrand umgesehen und dann die Hand ausgestreckt. »Da ist ein Felsbrocken.«
»Hör zu, trag du ihn eine Weile.« Sie hatte gestöhnt, den bewusstlosen Magus auf den Boden heruntergelassen und ihn gegen einen Baum gelehnt. »Er ist nicht gerade sehr klein, weißt du?«
»Genau genommen wusste ich das nicht«, hatte Denaos erwidert. »Von hier aus betrachtet sieht er jedenfalls sehr klein aus.« Sein Blick hatte sich auf den dunklen Fleck an der Hose des Jünglings gerichtet. »In jedem möglichen Sinn dieses Wortes.«
»Hast du denn vor, ihn überhaupt einmal zu tragen?«, hatte sie wissen wollen.
»Sobald er trocken ist, selbstverständlich. Bis dahin ist seine nasse Hose das Schwerste an ihm. Was also ist das Problem?«
Sie hatte ihn finster betrachtet, bevor sie sich zu dem Magus herumdrehte. »Du solltest dich nicht über ihn lustig machen. Er hat wahrscheinlich mehr für uns getan, als wir ahnen.« Sie hatte einen vielsagenden Blick auf die Fackel in der Hand des Assassinen geworfen. »Zum Beispiel hat er die entzündet.«
»Ich glaube nicht, dass er es absichtlich getan hat.« Denaos hatte an einem rußigen Fleck gerieben, der zeigte, wie knapp er dem magischen Ausbruch des Jünglings entkommen war. »Danach hat er sich vollgepisst und ist ins Koma gefallen. Es ist ein Beitrag, gut, aber er ist nicht gerade von unschätzbarem Wert.«
»Er kann nichts dagegen tun«, hatte sie böse erwidert. »Er hat... ich weiß nicht, es ist irgendetwas Magisches, was ihm passiert ist.«
»Wann ist es denn passiert?«
Sie hatte langsam die Hand von der Stirn des Jünglings sinken lassen. »Das ist nicht wichtig.« Sie hatte die Stirn gerunzelt. »Aber er hat Fieber. Wir können uns einen Moment ausruhen, aber wir sollten nicht zu lange verweilen.«
»Warum nicht? Immerhin kann er nirgendwohin gehen.«
»Es wäre vielleicht zutreffender«, hatte sie mit einem finsteren Blick auf ihn erwidert, »wenn ich sagen würde, dass ich es vorziehe, nicht mehr Zeit in deiner Gesellschaft zuzubringen, als unbedingt sein muss.«
»Als wenn deine Gesellschaft eine vernünftige Investition meiner Zeit bedeuten würde.«
»Wenigstens habe ich nicht gedroht, dich zu töten.«
»Ach, darauf hackst du immer noch herum?« Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Was hat eine kleine Todesdrohung unter Freunden schon zu sagen?«
»Wäre sie von Kat oder Gariath gekommen, hätte sie gar nichts zu bedeuten. Aber sie ist von dir gekommen.«
Das letzte Wort hatte sie wie eine mentale Axt hervorgestoßen, die in seinen Schädel eingedrungen und dort zitternd stecken geblieben war. Er hatte geblinzelt und Asper argwöhnisch betrachtet.
»Ja und?«
Sie hatte nur seinen Blick erwidert. Ihre Augen waren halb geschlossen gewesen, als wollte sie gleichzeitig den Schmerz verbergen und sich vor der Antwort schützen, die ihr auf der Zunge lag. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er diesen
Blick gesehen hatte, aber es war das erste Mal gewesen, dass er ihn in ihren Augen sah.
Von da an war alles
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