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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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schiefgelaufen.
     
    Wie jedermann, der das Recht für sich in Anspruch nahm, sich Abschaum zu nennen, war Denaos schon aus reiner Notwendigkeit religiös. Er war ein glühender Anhänger von Silf, dem Löser der Schlingen, dem Sermon im Schatten, seinem Schutzheiligen. Denaos richtete sein Leben, wie alle Anhänger dieses Gottes, nach der Seite aus, die Seine Münze zeigte, nachdem sie gefallen war. Da Silf auch ein Gott des glücklichen Zufalls war, waren seine Verheißungen ebenso für Ihn selbst wie für Seine Anhänger meist eine Überraschung. Und jeder Mann, der das Recht hatte, sich zu seinen Gläubigen zu zählen, war auch raffiniert genug, diese Verheißungen zu erkennen, wenn er sie sah.
    Denaos war ein vernünftiger und religiöser Mann und hatte sie erkannt.
    Und er hatte reagiert, war im selben Moment losgerannt, in dem sie ihm den Rücken zukehrte, und war nicht stehen geblieben, bis der Wald einer blanken Steinmauer wich, die zu glatt gehauen war, als dass sie natürlichen Ursprungs hätte sein können. Das hatte ihn jedoch nicht weiter gekümmert; er folgte ihr bis zu dem langen Uferstreifen, zu dem sie führte, und wo sie an manchen Stellen geborsten war, sodass der Wind durch ihre Ritzen pfiff.
    Vielleicht, dachte er, führt sie ja zu irgendeiner Form von Zivilisation. Vielleicht gab es Lebewesen auf dieser Insel. Wenn diese Lebensform die Intelligenz besaß, überflüssig lange Mauern zu bauen, dann wusste sie sicher auch, wie man Boote zimmern konnte. Ich könnte zu ihnen gehen, beschloss Denaos, ihnen sagen, dass ich Schiffbruch erlitten habe und der einzige Überlebende bin. Er konnte sich möglicherweise sogar eine Schiffspassage ergaunern.
    Aber womit?
    Sein Blick fiel auf die Schnapsflasche, in deren mundgeblasenem,
sehr teurem Glassarg eine edle, klare bernsteingoldene Flüssigkeit schwappte. Er schmatzte genießerisch.
    Vielleicht akzeptieren sie ja Versprechungen ...
    Oder aber, sagte er sich, ich sterbe vielleicht auch einfach nur hier draußen. Das würde auch funktionieren. Er konnte sich von den Schleppspinnen fressen lassen, in einer plötzlichen Flutwelle ertrinken, von einer Kokosnuss, die von einer Palme fiel, am Kopf getroffen werden und lautlos verbluten, oder einfach weitergehen, bis der Hunger ihn umbrachte.
    Alles angemessene Optionen, dachte er, solange ich sie niemals wiedersehen muss.
     
    »Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns getroffen haben?«, hatte sie ihn gefragt und ihn intensiv angesehen.
    Er hatte genickt. Er erinnerte sich.
    Ihre Begegnung war von gegenseitiger Notwendigkeit bestimmt worden; ihre diktiert von Tradition, seine von Pragmatismus. Sie war am Beginn ihrer Pilgerreise, auf der sie ihr Wissen über Medizin unter jenen verbreiten wollte, die dessen bedurften. Er versuchte gerade, gewissen Parteien aus dem Weg zu gehen, die ein Interesse daran hatten, ihn zu verstümmeln. Diese Motive schienen durchaus ausreichend komplementär.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Leute mit solchen oder ähnlichen Problemen einer Gruppe Abenteurer anschlossen, um eben diesen Problemen zu entkommen. Aber man musste schon zugeben, dass es weit mehr Abenteurer gab, die ähnliche Probleme hatten wie er als wie sie.
    So hatten sie Lenk und die Kreaturen getroffen, die er Gefährten nannte: einen riesigen Drachenmann und eine wilde Shict. Sie hatten stark gewirkt und erfahren, und es gab keinen Mangel an Wunden, die sie entweder anderen zufügten oder an sich selbst behandeln lassen mussten. Also hatten der Mann und die Frau noch am selben Tag mit ihnen die Stadt verlassen. Sie waren zum Tor hinausgegangen, im
Gefolge eines Mannes mit blauen Augen, eines zweibeinigen Reptils und einer Wölfin.
    Sie hatte ihn nervös angelächelt.
    Und er hatte ihr Lächeln erwidert.
    »Kurz danach haben wir Dread getroffen«, hatte sie gesagt. Er hatte geglaubt, so etwas wie Nostalgie in ihrem Lächeln zu erkennen ... oder aber heftigen Ekel. Was es auch war, sie hatte es jedenfalls unterdrückt. »Und plötzlich befand ich mich mitten in einer Horde, die aus einem Magus, einem Monster, einem Wildling und Lenk bestand. Ich wollte weglaufen.«
    Ihm war es nicht anders ergangen. Er hatte nicht vorgehabt, länger bei ihnen zu bleiben, als es brauchte, dem Strick zu entgehen, und ganz bestimmt nicht länger als ein Jahr. Aber er hatte etwas bei den Gefährten und ihren Zielen gefunden, das gelegentlich Leuten wie ihm half.
    Eine Gelegenheit für Buße, so winzig Erstere auch sein mochte

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