Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
zu ihr herum und sah den zerstreuten, verträumten Blick in ihren Augen.
»Wie hast du ihn genannt?«
»Saharkk?« Die Kurzhand zuckte mit den Schultern und ging an ihr vorbei. »Das bedeutet dasselbe.«
Sie kam zwei Schritte weit, bevor Xhais Hand vorzuckte und sie an der Kehle packte. Xhai hörte das befriedigende Röcheln einer Luftröhre, die zerquetscht wurde; sie tat gut daran, auf ihre Finger zu hören.
»Er will Meister genannt werden«, grollte Xhai. »Und ich teile keine Belohnungen.«
Die Kurzhand kreischte, ein wortloser, atemloser Laut, als Xhai sie brutal am Hals herumriss und ihren Schädel gegen den nächsten Baum rammte.
Kataria fühlte den Schädel der Frau bersten; der Aufprall war so stark, dass er durch den Stamm des Baumes drang und ihr Rückgrat vibrieren ließ. Sie presste dennoch ihren Rücken weiter gegen den Stamm, rührte sich nicht und zuckte bei dem brutalen Geräusch auch nicht zusammen. Sie gab keinen Mucks von sich, hielt die Luft an und wartete stumm, bis es vorbei war.
Sie hatte Xhai schon einmal getroffen, in Eisentrutz. Jetzt spürte sie, wie die alten Wunden, die ihr die Carnassia damals zugefügt hatte, bei jedem grunzenden Laut schmerzten, den das Langgesicht während ihrer gewalttätigen Strafaktion von sich gab. Sie wusste, dass es bei Xhai nichts Schmerzhaftes gab, das schnell vorbeiging.
Das Grunzen ihres Opfers dauerte dennoch nur einige Momente. Doch das Geräusch, das dem Platschen ähnelte, mit dem eine überreife Frucht aus großer Höhe herunterfiel, hielt länger an.
Ein klickendes Zirpen erregte plötzlich Katarias Aufmerksamkeit. Sie hob den Blick und starrte auf die riesige Kakerlake, die direkt vor ihr stand. Ihre gefiederter Fühler wedelten in ihre Richtung, als sie sie mit ihren Facettenaugen betrachtete. Kataria hatte dieses übergroße Ungeziefer schon lange als eben solches und prinzipiell harmlos erkannt und hob nur einen Finger an die Lippen. Überflüssig, dachte sie; selbst wenn die Kakerlake die Geste hätte verstehen können,
konnte sie vermutlich nicht so viel Lärm machen, dass er Xhais Brutalität übertönen würde.
Offensichtlich war die Kakerlake anderer Meinung.
Ihr regenbogenfarbener Panzer zitterte, als sie sich flügelschlagend umdrehte und ihren gewölbten, behaarten Unterleib auf die Shict richtete. Kataria riss die Augen auf, als sich das Ende dieses Unterleibs öffnete.
Und etwas herausspritzte.
Als sie der Sprühnebel mit einer stinkenden Flüssigkeit überzog, war ihr erster Impuls zu schreien. Ihr zweiter war zu fluchen. Dann drängte sich eine dritte Idee in den Vordergrund, nämlich die, sich umzudrehen, die Hose herunterzuziehen und das Ding ebenfalls anzuspritzen. Sie verabschiedete sich jedoch rasch davon, als sie spürte, wie der Baum an ihrem Rücken verstummte.
Auf der anderen Seite rutschte ein Leichnam zu Boden, und es platschte, als er in einer Pfütze von etwas landete, das Kataria nicht wirklich genauer kennen wollte. Xhais Grollen und die Schritte ihrer eisernen Stiefel, die sich rasch entfernten, verklangen kurz darauf.
Kataria erlaubte es sich, Luft zu holen, was sie sofort bereute, als der Gestank der Kakerlake ihr beißend in die Nase stieg. Das Insekt klickte zufrieden und verschwand raschelnd im Unterholz. Trotzdem konnte Kataria sich glücklich schätzen, dass nur eine Kakerlake sie aufgespürt hatte.
Eine Kakerlake, die aus ihrem Hintern spritzt, rief sie sich ins Gedächtnis, während sie das Zeug aus ihrem Gesicht wischte. Diesmal hätten die Langgesichter dich fast erwischt.
Sie knurrte bei diesem Gedanken; es wimmelte auf dieser Insel von Langgesichtern. Sie durchkämmten den Wald und den Waldrand in großen, lärmenden Gruppen. Sie suchten etwas, das hatte sie bei den wenigen Gelegenheiten mitbekommen, bei denen sie hatte hören können, wie die Frauen in einer Sprache redeten, die sie verstand. Wonach sie suchten, wusste Kataria nicht, und es kümmerte sie auch nicht. Sie war selbst auf der Suche, auf einer Suche, die nicht durch
blutrünstige purpurhäutige Kriegerfrauen gefährdet werden durfte.
Das Fürsprech in ihrer Hand erinnerte sie daran, dass es schon zuvor menschliche Knochen gekostet hatte.
Sie betrachtete den Stock nachdenklich. Die s’na shict s’ha, hatte ihr Vater gesagt, behaupteten oft, dass ihre berühmten Stöcke sich den Namen dadurch verdient hatten, dass jeder Einzelne von ihnen zumindest rudimentär das Heulen beherrschte. Die Bäume, aus denen die Stöcke
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