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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Krallen hielt, konnte ihn niemals so stark beeinflussen, dass er plötzlich unter der Krankheit der Barmherzigkeit litt.
    Trotzdem, irgendetwas hemmte seine Schritte, seine Muskeln, glättete seine finstere Miene. Ist er wirklich bei Verstand, dachte sie, oder ist er nur abgelenkt?
    Es war eine Möglichkeit, die sie ergreifen konnte.
    »Was ist dann mit den anderen?«, schrie sie, wollte mit ihrer Stimme die Verwirrung verstärken, die offenbar seine Ohrlappen wie verrückt zucken ließ. »Wenn Lenk lebt, könnten die anderen ebenfalls noch am Leben sein.«
    »Ich sagte, einige leben«, knurrte er. »Er lebt, weil er stark war. Die anderen starben, weil sie schwach waren.«
    »Die gigantische Seeschlange könnte möglicherweise auch etwas damit zu tun gehabt haben.«
    »Es musste vollbracht werden. Die Akaneed war notwendig. Sie wurde mir geschickt.«
    »Irgendwie behauptest du das von ziemlich vielen Dingen, die versuchen, dich zu töten.« Sie machte einen weiteren Schritt zurück und stieß mit dem Rücken an einen unnachgiebigen Felsbrocken. »Da es ihnen aber nicht gelungen ist, könnte man da nicht auf die Idee kommen, dass das, was sie dir schicken, sich möglicherweise irgendwie irrt?«
    Die Wut, die sich bei ihrer Beleidigung in seinem Blick zeigte, war weder Feuer noch Stein. Es war ein körperlicher Donner, der sich in seiner Brust aufbaute, durch seine Kehle rollte und sich zu einem Sturm auswuchs, hinter seinem starren Blick, gewaltig, gnadenlos und blutrünstig.
    »Die Rhega machen keine Fehler«, grollte er, während er die Finger um etwas auf dem Boden schloss. »Die Geister irren nicht.« Er erhob sich, den zerborstenen Steinbrocken einer enthaupteten Statue in der Hand, die ein Stück abseits stand. »Die Bestie wurde nicht geschickt, um zu töten, sondern um zu lehren. Und ich habe von ihr gelernt. Ich habe geglaubt, du und die anderen wären schwach und dumm. Ich habe dich für tot gehalten. Und jetzt ...«
    Sein Arm zuckte nach vorne und schleuderte den Granitschädel wie einen Meteor auf ihren Kopf zu.
    »HABE ICH ZWEIFACH RECHT!«
    Sie duckte sich und spürte den Aufprall auf dem Pfeiler hinter ihr, an dem der Schädel zerplatzte. Steinpulver breitete sich wie ein Mantel über sie, und sie nutzte die Deckung, kroch auf dem Bauch in das Dickicht und verschwand im Laub.
    Natürlich war das vergeblich; er würde sie mit seiner Nase aufspüren können. Aber bei der Wahl zwischen der Vergeblichkeit, sich zu verstecken, und der Vergeblichkeit, einen zweieinhalb Meter großen Muskelberg nur mit Reißzähnen und Schimpfworten anzugreifen, schien das Versteck die zumindest etwas klügere Lösung zu sein.
    Dennoch suchte sie unaufhörlich nach anderen Möglichkeiten. Sie waren jedoch ebenso hoffnungslos rar gesät wie zuvor, und sämtliche strategischen Überlegungen verpufften unter dem Brüllen des Drachenmannes. Sie hörte ihn, seine wütenden Atemzüge, seine vor Hass stampfenden Füße, die Klauen, die ungeduldig klackten, begierig, Knochen zu brechen und Fleisch zu zerfetzen. In dem Lärm seines Hasses war es fast unmöglich, etwas anderes zu hören. Doch Kataria hörte trotzdem etwas, schwach und leise. Zwischen seinem wütenden, rumpelnden Knurren hörte sie, wie seine Nüstern sich weiteten und die Luft einsogen.
    Und nichts fanden.
    Er kann mich nicht wittern. Der Gedanke pulsierte im Rhythmus ihres heftig pochenden Herzens durch ihren Kopf. Oder zieht er es nur in die Länge? Nein, so geduldig ist er nicht. Aber es ist nicht logisch. Warum kann er nicht ...?
    Das Wissen kam auf einer unsichtbaren Wolke von Gestank, der ihr in die Nase stieg, die Antwort getragen vom scharfen Geruch von Kakerlakeneingeweiden. Sie blickte hoch, spähte aus dem Laubwerk heraus und sah, wie der Kadaver der Kakerlake seine Duftwolke in den Sonnenstrahlen verteilte, die durch das Blätterdach fielen.
    Da kam ihr eine Idee.
    Sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. Der Drachenmann, der Schrecken aller Zwei- und Vierbeiner, war von einem stinkenden Käfer außer Gefecht gesetzt worden. Er hatte also doch eine Schwäche. Und wenn einer der vielen Flüche über Shict zutraf, dann der, dass sie genau wussten, wie sie Schwächen ausnutzen konnten.
    Denn Shict, dachte sie voller Stolz, kämpfen nicht fair.
    Das einzige Hindernis, Gewinn aus dieser stolzen Erkenntnis zu schlagen, war die Entfernung zwischen ihrem Standort und dem toten Insekt, eine Strecke, die zudem auch noch von einer Masse roten

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