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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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war sie auch, wie sie zugeben musste, wenn auch nur ein wenig. Ihr Vorhaben wurde nicht unbedingt weniger kompliziert, wenn dieses riesige Reptil noch am Leben war. Und es überraschte sie auch, ihn zu sehen, angesichts seiner offenkundigen Absicht zu sterben, die er bei ihrer letzten Begegnung bekundet hatte.
    Andererseits befriedigte sie sein Auftauchen auch. Denn es bestätigte ihren früheren Verdacht: Falls Gariath am Leben war, lebte Lenk vermutlich ebenfalls noch.
    Und wenn Lenk noch lebte  ...
    Plötzlich versteifte sich Gariaths Hals. Der Drachenmann blickte hoch, und er fächerte seine Ohrlappen auf. Sie schrak zusammen, überlegte, ob sie weglaufen sollte. Er rührte sich jedoch nicht weiter. Nur seine Ohrlappen zuckten, als würde er etwas hören, was sie nicht wahrnehmen konnte. Das fand
sie, angesichts der Unterschiede zwischen ihrer beider Ohren, höchst beunruhigend.
    »Wütend?« Er warf einen Blick in die Luft neben sich. »Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber es kümmert mich nicht.«
    »Du ... redest du mit mir?«
    »Wenn ich mit dir reden würde, wäre ich wütend.« Erneut blickte er neben sich ins Leere. »Im Augenblick jedoch bin ich nur leicht verärgert.«
    Man konnte Gariath alle möglichen Seltsamkeiten nachsagen, doch Wahnsinn zählte nicht dazu. Was da mit den Körpersäften von Insekten aus seinem Mund kam, hätte vielleicht verrückt klingen können, und Kataria wollte auch nicht von vornherein ausschließen, dass es verrückt war. Aber er äußerte es mit einer Klarheit, die er nicht einmal in seinen besten Augenblicken gezeigt hatte. Er war heiter. Er war gefasst. Er war gelassen.
    Es machte sie fertig.
    »Du siehst etwas aufgeregt aus«, bemerkte er.
    Sie antwortete nicht sofort. Besorgnis und Aufmerksamkeit waren zwei weitere Eigenschaften, die man Gariath noch nie hatte unterstellen können.
    »Ist doch wohl auch verständlich, oder?«, erwiderte sie schließlich. »Ich stehe vor einer Echse, die ich bis vor wenigen Augenblicken für tot gehalten habe, was mich freute, weil diese besagte Echse mich vor ein paar Tagen umbringen wollte, indem sie mir eine gigantische Seeschlange auf den Hals gehetzt hat.« Sie schnaubte. »Das hat mich vielleicht ein bisschen aufgeregt, kann man schon sagen.«
    »Was?«
    »Ich habe gerade gesagt ...«
    »Doch nicht du, Dummkopf.« Er hob eine Hand und blickte wieder zur Seite, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, sie klingt immer so. Diese dummen Menschen jammern immer über Dinge wie Nahtod-Erfahrungen.« Er lachte boshaft. »Nein, nein. Sie nennen es ›versuchten Mord‹.« Er schnaubte verächtlich. »Waschlappen.«
    Kataria starrte in das Nichts neben ihm, bemühte sich zu sehen, was er sah. Es wurde rasch klar, dass der Versuch genauso fruchtlos war, als hätte sie versucht, die Spur des Schlages zu entdecken, die seinen Schädel gespalten hatte, aus dem jetzt plötzlich dieser Schwachsinn tropfte.
    Sie trat vorsichtig einen Schritt zurück.
    »Willst du irgendwohin?«
    Sie verlangsamte ihre Bewegungen, ohne jedoch unter seinem finsteren Blick zu erstarren. »Ich gehe weiter Spuren suchen.«
    »Du suchst Spuren? Die der anderen Menschen?«
    »Der Menschen, ja.«
    »Das ist sinnlos. Ich kann sie nicht wittern. Wahrscheinlich sind sie tot.«
    »Angesichts der Tatsache, dass du dir alle Mühe gegeben hast, sie umzubringen, wäre das durchaus möglich.«
    »Sie sind immer so bösartig, ja«, knurrte er wieder der leeren Stelle neben sich zu. »Hmm? Nein, das glaube ich nicht, aber die Spitzohrige hat die anderen unter der Fuchtel. Zumindest den einen.«
    Sie hörte den Spott in seinen Worten und merkte, dass ihr Blick wütend wurde, so wütend, als wollte sie ihn damit durchbohren. Aber der Sabber auf seinen dünnen Lippen, die er zu einem unfreundlichen Lächeln verzogen hatte, und die schwachsinnige Gelassenheit in seinem Blick veranlassten sie, sich einfach nur umzudrehen, zum gegenüberliegenden Ufer zu gehen und zu hoffen, dass er nichts anderes tat, als ihr nachzusehen.
    »Hab noch nie gesehen, dass du weggelaufen bist«, knurrte er.
    »Ich habe auch noch nie gesehen, dass du mit unsichtbaren Leuten geredet hast, also denke ich, wir sind quitt«, warf sie über die Schulter zurück. »Und zum tausendsten Mal möchte ich dich daran erinnern, obwohl ich weiß, dass es dich ebenso wenig interessiert wie du es begreifen kannst: Ich bin eine Shict.«
    Er stellte die Frage in dem Moment, als sie den Fuß wieder auf die feuchte Erde setzte. Kein

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