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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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fühlte, wie die Krone auf seinem Kopf loderte. Flammen zuckten durch seine Handfläche und leckten an seinen Fingern. Seine Nasenflügel bebten, als der Geruch von versengtem Fleisch aufstieg.
    Als er die Hand öffnete, lag eine winzige schwarze Hülle qualmend auf seiner Handfläche. Er drehte die Hand um und ließ die Reste auf den Boden der Terrasse fallen. Dort zersprangen sie in winzige glimmende Teile, die unmittelbar darauf rauchend erloschen.
    »Da«, sagte er. » Da!« Er drehte sich zum anderen Ende der Terrasse herum und deutete mit einem Finger auf den Boden. »Hast du das gesehen?«
    Xhai blinzelte verständnislos. Sie runzelte die Stirn, während sie ihren Blick auf die Überreste der Krabbe richtete. Schnaubend sah sie wieder hoch, zuckte mit den Schultern, lehnte sich an das Geländer der Terrasse und verschränkte ihre Arme, den verletzten über dem gesunden.
    »So zerbrechlich«, flüsterte Sheraptus, der seine Aufmerksamkeit wieder auf den schwarzen Fleck richtete. »Warum hat man es so zerbrechlich gemacht?«
    »Wenn es schwach ist, ist es schwach«, antwortete Xhai. »So wie jeder Abschaum oder Niedere Abschaum. Warum tun sie die Dinge, die sie tun?«
    »Ganz genau«, murmelte er. »Warum? Warum sind sie erschaffen worden? Und wer hat sie gemacht?«
    »Niemand. Von nichts zu nichts.«
    »Das gilt für die Niederlinge, gewiss. Aber stimmt das wirklich?«
    Xhai verzog bei seiner Bemerkung das Gesicht. Er verzichtete darauf, ihre missbilligende Miene zu kommentieren, während er sie ansah.
    »Wer kann behaupten, dass wir nicht ebenfalls erschaffen wurden?«
    »Meister …« Sie trat einen Schritt vor.
    »Aber diese Kreatur … sie wurde zerbrechlich erschaffen. Wir dagegen … wir wurden stark erschaffen.« Er tippte sich nachdenklich mit dem Finger ans Kinn. »Das Nieder hat uns stark gemacht.«
    »Das Nieder ist nichts.«
    »Das Nieder ist …«
    »Wir sind Niederlinge«, unterbrach sie ihn. Sie sprach nachdrücklicher mit ihm, als sie es jemals zuvor getan hatte. »Man nennt uns nicht so, weil wir erschaffen wurden. Wir sind stark, weil wir Niederlinge sind. Einen anderen Grund gibt es nicht.«
    Er zuckte zurück und verzog die Miene, als hätte man ihn geschlagen. Fast im selben Moment wurde ihr Gesichtsausdruck weicher. Nein, verbesserte er sich, Xhai sieht niemals weich aus. Ihr Gesicht … verzerrte sich, als suchte sie verzweifelt die Muskeln, die sie für einen gekränkten Gesichtsausdruck benötigte.
    So wie sie es immer tat, wenn er selbst beleidigt wirkte. Sie war so berechenbar, vor allem wenn es um ihn ging. Zuckte er zusammen oder seufzte er, war sie augenblicklich bereit, irgendjemanden zu töten. Sah er jemanden an, neigte sie zu der Annahme, dass er den Tod der Kreatur wollte. Offenbar glaubte sie, er würde es schon sagen, wenn er wollte, dass sie am Leben blieb.
    Je länger er Xhai ansah, desto mürrischer wurde er. Er hatte das Gefühl, eine Krabbe zu betrachten. Eine große purpurhäutige Krabbe, muskulös, aber dennoch eine Krabbe. Die nur existierte, um sich zu bewegen, zu kneifen, wenn sie gestoßen wurde, und ebenso leicht zerbrechen konnte.
    Vielleicht waren die Niederlinge tatsächlich nicht erschaffen worden. Vielleicht kamen sie wirklich alle aus dem Nichts, hasteten ohne Sinn und Zweck umher, bis sie starben. Vielleicht existierte all dies hier in Wahrheit ohne jeglichen Sinn.
    Vielleicht.
    Aber wozu waren die Bäume da, wenn nicht dazu, um zu Schiffen verarbeitet zu werden? Warum existierten die Sklaven, wenn nicht, um zu dienen? Warum gab es so viel von allem? Und warum fragte er, und nur er, nach dem Sinn von alldem?
    »Meister«, flüsterte Xhai und trat näher. »Ihr scheint … Wir müssen bald nach Jaga aufbrechen. Das habt Ihr selbst gesagt. Verschwendet Ihr nicht Eure Zeit, wenn Ihr über all das nachdenkt?«
    Die Invasion. Um Ulbecetonth zu besiegen. Den Feind der Götter. Und den des Grauen Grinsers.
    »Vielleicht«, flüsterte er, »wird ein Sinn ja nicht verliehen, sondern … entdeckt.«
    »Meister?«
    Er drehte sich zu ihr herum. Seine Augen leuchteten.
    »Bring mir den Menschen.«
    Ihr war nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen zu beten.
    Nicht, als sie gefesselt und misshandelt auf dem Deck des Schiffes aufgewacht war, ohne ihre Gefährten, die vermutlich tot waren. Auch nicht, als man sie brutal über den Platz mit den vielen Feuern und dem allgegenwärtigen Tod gezerrt hatte, der die Küste dieser Insel beherrschte. Selbst als ihre Häscher

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