Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
nicht der Grund, weswegen Ihr mich hierbehalten wollt.«
Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Sie stand zwei Schritte von ihm entfernt und war einen ganzen Kopf größer als er. Ihre mächtigen Arme hatte sie vor ihrer eindrucksvollen Brust verschränkt, ihr langes Gesicht wirkte finster, und ihr weißes Haar war kurz geschoren, damit es nicht im Wind flatterte. Er lächelte sie liebenswürdig an. Sie schnaubte, spie aus und runzelte die Stirn.
Eine durchaus angemessene Zusammenfassung ihrer Beziehung.
»Xhai geht mit«, erklärte er. »Xhai ist gewalttätig und labil.«
»Und ich bin das nicht?« Sie klang fast beleidigt.
»Du kennst immerhin das Konzept der Selbstbeherrschung. Sie begreift nur das Konzept, jeden umzubringen, den Sheraptus zufällig mit seinem Blick streift. Vielleicht können diese grünen Dinger dir nichts anhaben, aber Xhai kann es, und sie würde dir auch etwas antun, wenn du mitgingst.«
Qaine wollte offensichtlich protestieren, jedenfalls deuteten ihre geweiteten Nasenflügel und ihre zu Schlitzen zusammengezogenen Augen darauf hin. Es war für eine Frau ein Zeichen von Schwäche zuzugeben, dass sie nicht in der Lage war, etwas zu zerstören, das kleiner war als ein Berg – als ein sehr großer Berg.
Aber Semnein Xhai war spürbar verrückter als ein Berg, und ihr Zustand hatte sich noch verschlimmert, seit sie aus ihrer kurzen Gefangenschaft in den Händen der Menschen zurückgekehrt war. Und weder Yldus noch Qaine glaubten, dass sie nach dem Theater vernünftiger geworden war, das sich erst vor wenigen Augenblicken in der Höhle ereignet hatte. Sheraptus hatte allerdings allen verboten, die Höhle zu betreten, um es herauszufinden.
»Gut«, grunzte sie.
»Es wird dennoch ein Desaster werden«, antwortete Yldus, der auf das Gewimmel am Strand starrte und auf Vashnear, der im Zentrum des Tumultes stand.
Sein einstiger Bruder stand zwischen den Schiffen, die bereits auf den Wellen dümpelten. Der rote Edelstein an seinem Hals glitzerte heller und blutiger als die blutrote Robe, die er trug. Sein Nethra ließ ihn etwa einen halben Meter über den Wellen schweben. Er würdigte die Frauen, die er anmaßend herumkommandierte, kaum eines Blickes, während er sie und die schuppigen Sklaven, die Lasten an Bord der Boote schleppten, mit ausholenden Gesten dirigierte.
»Denn schließlich ist Vashnear an dieser Aktion beteiligt.«
»Er?«, höhnte Qaine. »Er zittert ja schon vor einer Pfütze aus Pisse. Wird er sich wenigstens für die Invasion ein Rückgrat wachsen lassen?«
Yldus’ Miene verfinsterte sich, als ein Sklave unter einem besonders brutalen Peitschenhieb zusammenbrach. Die Echse stürzte mit einem heiseren Schrei zu Boden, und Blut spritzte aus ihrem zerfetzten Rücken.
Es war schon schlimm genug, dass Vashnear mit einem mächtigen Satz drei Meter weit zur Seite sprang, auch ohne dass er diesen schrillen, spitzen Schrei ausstieß.
»Unwahrscheinlich.« Yldus seufzte und rieb sich die Augen. »Aber ein Mann, der Angst hat, sich von dem Abschaum eine Krankheit zu holen, ist nur eines unserer Probleme. Bedenke weiterhin, dass unsere Streitkräfte zusammengeschmolzen sind und Sheraptus sich weigert, auf Verstärkung aus dem Portal zu warten. Wenn du dann noch berücksichtigst, dass eine labile Wahnsinnige sie anführt und …«
»Und ein Mann, der so wenig Mumm hat, dass er die Kampfkraft einer dringend benötigten Carnassia ablehnt, nur weil er fürchtet, dass sie sich verletzen könnte?«
»Genau das. All dies könnte sich gegen uns wenden, vor allem Sheraptus. Es war schon schlimm genug, dass er die Frauen des Abschaums beschlafen hat, aber jetzt redet er auch mit ihnen … wenn er nicht gerade mit Krabben spricht. Und ausgerechnet er soll uns anführen.«
»Und aus genau diesem Grunde bleibt Ihr nicht hier«, erwiderte Qaine so sanft, wie es eine zwei Meter große Frau nur konnte. »Er hat das Recht zu führen. Eure Aufgabe ist es zu planen.«
»Allerdings. Mein verblüffender Intellekt erweist sich weiterhin ebenso als Last wie als Wunder.« Er seufzte. »Immerhin haben wir wenigstens noch die Erste. Sie kann den Rest erledigen.«
»Ah, Ihr klingt bereits dumm und nicht mehr schwach«, meinte sie kichernd. »Ich bin froh, dass wir dieses Gespräch geführt haben.«
»Sprich nur weiter so, dann bringe ich dir nichts von Jaga mit.«
Sie grunzte und zog unter ihrem Brustpanzer einen kleinen grauen Steinbrocken an einer dünnen schwarzen Metallkette hervor.
»Ihr habt
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