Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
als sie die Rampe in die Grube hinabließen.
Er wünschte sich, er hätte seinen Blick abwenden können, und zwar lange, bevor die Rampe zu schwanken begann, als etwas Schweres auf ihr heraufkletterte.
Mit einem Heulen sprang die Kreatur aus der Grube. Der Sand spritzte in alle Richtungen. Die Niederlinge flüchteten hastig. Sie schien den Strand zu zermalmen, um Platz für sich zu schaffen. Auf ihren gewaltigen Klauen rannte sie aufgeregt im Kreis herum, während ihr massiger, eckiger Schädel dicht über dem Sand hin- und herschwang. Muskelstränge traten unter einem Pelz aus rostrotem Fell hervor, und der buschige Schweif zischte durch die Luft, als die Kreatur herumsprang. Die Niederlinge hatten es auffällig eilig, ihr aus dem Weg zu gehen.
Das Wesen suchte nach etwas, so viel war Denaos klar. Warum es Schwierigkeiten zu haben schien, es zu finden, wurde in dem Moment deutlich, als es seinen Schädel zu seinem Versteck herumdrehte.
Statt Augen hatte die Kreatur zwei Vertiefungen im Kopf, die von dickem schwarzem Fell bedeckt waren. Sie konnte ihn nicht gesehen haben, sagte sich Denaos, während er versuchte, nicht auf seine Gedanken zu hören, die hauptsächlich aus den Worten » Bei allen Göttern!« bestanden. Sie konnte ihn nicht gesehen haben. Sie war blind.
Was die Kreatur jedoch nicht unbedingt weniger beunruhigend machte, als sie ihre schwarzen gummiartigen Lippen öffnete und lange, schimmernde Reihen von Zähnen enthüllte. Die Mimik sollte ganz eindeutig ein Lächeln darstellen, eine Geste, die ihn veranlassen sollte, so schnell wie möglich wegzulaufen, angetrieben von seiner eigenen Feigheit.
Diese Alternative wurde noch verlockender, als sich sechs Ohren am Kopf der Kreatur keilförmig auffächerten, je drei auf einer Seite. Die Bestie wirbelte herum und legte den Kopf auf die Seite, während ihre Ohren zuckten, zitterten und schließlich etwas wahrzunehmen schienen.
Mit einem Geräusch, das klang, als würde ein sehr kranker Hund über einen sehr perversen Witz lachen, galoppierte die Kreatur los. Zwei Niederlinge sprangen zur Seite, bevor die ungeheuren Schultern des Wesens sich strafften. Es flog durch die Luft und landete auf einem schreienden Gonwa-Sklaven, den es aus der Reihe der Sklaven zog.
Die Mahlzeit war kurz und grausam, ein lärmender Tumult. Haut wurde zerfetzt, Fleisch wurde schmatzend verschlungen, Knochen wurden krachend zwischen ungeheuren Kiefern zermalmt. All das wurde von Anfällen albernen Gelächters untermalt.
Denaos beobachtete die gruselige Szene nur einen Lidschlag lang. Dann stand er auf, drehte sich um und verließ den Dünenkamm. Er sah Dreadaeleon an, der neugierig eine Braue hob.
»Also«, meinte der Assassine. »Wie entschlossen bist du, Asper zu retten?«
»Warum?«
»Hongwe wartet da unten am Strand mit dem Boot, das weißt du. Wir könnten bis zum Einbruch der Nacht wieder auf Teji sein und hätten noch ein paar Stunden Zeit, darüber nachzusinnen, wie viel Glück wir gehabt haben, dass unsere Genitalien nicht von gigantischen, sechsohrigen, augenlosen Unholden gefressen wurden.«
»Was ist denn passiert?«, wollte Dreadaeleon wissen. »Was ist da unten los?«
»Verdammt. Es gibt nur sehr begrenzte Möglichkeiten, das auszudrücken, Dread.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Geh und sieh selbst. Keine Angst, da unten sind alle ziemlich beschäftigt.« Er zuckte zusammen, als ein neuer Schwall heulenden Gelächters über den Kamm schwappte.
»Das könnte sich als ausgesprochen günstiger Moment erweisen«, meinte Dreadaeleon und tippte gegen sein Kinn. »Falls ich nicht abgelenkt werde, könnte ich versuchen, durch Weitsehen Aspers Aufenthaltsort herauszufinden.«
Denaos runzelte die Stirn. Er wirkte eine Spur beleidigt. »Hättest du das etwa schon die ganze Zeit tun können? Hättest du irgendwelchen magischen Hokuspokus aufführen können, um sie zu finden, und mir dadurch den Anblick dessen ersparen können, was ich gerade mit ansehen musste?«
»Der Akt des Weitsehens zu einer Stelle, wohin man eigentlich nicht sehen soll, ist erheblich mehr als magischer Hokuspokus!«, gab Dreadaeleon scharf zurück. »Es erfordert einen uneingeschränkt freien Standort, eine sehr knifflige Haltung und …«
»Und was? Den Samen eines Häretikers? Ich mache mich sofort an die Arbeit und bin in sechs Atemzügen fertig, wenn es dann schneller geht.« Er wirbelte herum und deutete auf den Kamm. »Zur Hölle, warum sind wir überhaupt hier? Warum
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