Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
anfänglich dazu bewogen haben, sie zu erwählen«, antwortete Grünhaar. In ihre Stimme mischte sich ein anklagender Unterton. »Die Fibel ist zu wichtig, als dass man sie Sterblichen überlassen könnte. Denn dann ist die Gefahr, dass die Dämonen sie möglicherweise wieder in ihre Gewalt bringen, zu groß. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen, um meiner Gewässer willen. Und auch wegen dessen, was jenseits davon liegt.«
» QAI ZOTH !« Das Gebrüll eines Langgesichts hallte über den Kamm der Düne.
»Wenn du etwas von ihnen willst, solltest du es jetzt von ihnen verlangen«, antwortete Dreadaeleon und senkte die Stimme. »Bevor diese ganze Angelegenheit wirklich unappetitlich wird.«
»Ich habe mich … geirrt. Mein Glaube an sie rührte daher, dass sie vermochten, Dämonen abzuschlachten. Ich habe niemals vermutet, dass ihre Kühnheit möglicherweise daher stammt, dass sie jemandem dienen, der noch weit finsterer ist.«
»Finsterer?« Dreadaeleons Sarkasmus wich der Neugier. »Was meinst du damit?«
»Ich … ich war im Eisentrutz, als der Morgen graute, und suchte Sheraptus. Ich hatte gehofft, mit ihm vernünftig reden zu können, ihn überzeugen zu können, seine Aufmerksamkeit auf Jaga zu richten. Dabei habe ich Verhandlungen zwischen ihm und … und etwas anderem belauscht. Etwas Altem.«
»Ich nehme an, du meinst damit eine schlimme Art von alt.«
»Die Kreatur hat die ersten Worte zu den Äonen gesprochen. Sie war diejenige, die sich für sie eingesetzt hat, die ihre Befehle von den Dienern der Götter bekommen hat, so wie jene die Befehle von ihren Herren bekamen. Azhu-Mahl, so wurde dieses Wesen in jenen düsteren Zeiten genannt. Es war dem Himmel näher als jeder andere Sterbliche, ist noch am Leben und hat sich mit den Langgesichtern verbündet.«
»Sie haben wirklich ein purpurnes Händchen, was die Wahl ihrer Freunde angeht, was?«
» Hör mir zu!« Der glatte Ausdruck ihres Gesichts bekam Risse, ihre flüssige, melodische Stimme siedete, als sie die Zähne fletschte. »Ich kann keine Entschuldigung äußern, die dich befriedigen würde. Ich kann nur sagen, dass ich mich geirrt habe, und zwar in allen Belangen, und dass alle Sünden, die ich gegen dich begangen habe, nichts sind im Vergleich zu dem, was noch geschehen wird. Ihr Verbündeter, der Alte Graue, stattet sie mit Dingen aus, die sie nicht haben sollten.«
»Die Steine«, flüsterte Dreadaeleon, der schlagartig begriff. »Diese roten Steine, die sie tragen. Damit setzen sie die Gesetze der Magie außer Kraft …«
»Und Gift, das sich durch die Haut der Dämonen frisst«, meinte Grünhaar. »Sie haben noch viel mehr und auch noch Schlimmeres, und alles das kann noch viel, viel Übleres anrichten. Und all das nur, damit die Langgesichter Ulbecetonth vernichten.«
»Wie? Warum?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Na toll.«
»Ich weiß nur, dass jemand gebraucht wird, der sie und die Dämonen aufhält. Jemand, der tapfer ist. Und mächtig.«
»So jemanden haben wir leider gerade nicht zur Hand«, gab Dreadaeleon zurück. »Meine größte Fähigkeit besteht darin, Erbrochenes zu produzieren, das laufen kann, der Tapferste unter uns ist gerade dabei, es zu jagen, und wir beide zusammen sind zudem im Augenblick mit etwas vollkommen anderem beschäftigt.« Er wandte sich ab und blickte wieder zum Kamm der Düne hinauf. »Wenn du jetzt also so freundlich wärst, einfach …«
Ihre Hände lagen auf seinen Schultern, noch bevor er ihre kalten Finger spürte. Sie lagen ganz bequem da, als wären sie immer dort gewesen. Und als er sich ihrer Berührung bewusst wurde, beschlich ihn das Gefühl, dass sie dort auch hingehörten. Natürlich taten sie das nicht; sie war eine Sirene, heimtückisch von Natur aus und darin erprobt durch lange Praxis. Das war ganz offenkundig ein Trick.
Es war ein Trick, der sich kühl auf seiner Haut anfühlte, der das Fieber herauslockte, das seinen Körper in den letzten Tagen gepeinigt hatte. Es war ein Trick, der zwischen ihren Lippen herausquoll, in einem melodischen, sehnsüchtigen Lied, das in seinen Kopf strömte und seinen Verstand beruhigte, der von Furcht und Zweifel nur so loderte.
»Das werde ich nicht tun, Gelehrter«, sagte sie. Ihre Worte verwandelten sich in ein Lied, und dieses Lied formte sich zu Gedanken. Seinen Gedanken. »Das kann ich nicht, denn ich kann diese Aufgabe nicht ohne dich bewältigen.«
Da fühlte er es wieder, das Jucken in seinem Hinterkopf.
Sie ist in deinem Kopf,
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