Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
mächtiger Magus erweisen würde, dem sie hemmungslos verfallen würde, nachdem sie Denaos zuvor gesagt hätte, dass alles, was er jemals getan hatte, vergeben und vergessen wäre, und er in den Himmel käme und er auch endlich aufhören würde, die Frau mit der durchschnittenen Kehle zu sehen, jedes Mal, wenn er mit dem Suff aufhörte.
Aber das alles konnte er Dreadaeleon nicht erzählen.
Lüge war eine Sünde. Eine schrecklich bequeme Sünde angesichts der Umstände, gewiss, aber Denaos konnte sich keine Lüge mehr leisten.
»Ich geh mal los und sammle deine Kotze ein«, verkündete er. Sein Zögern verriet, dass er gehofft hatte, das nicht sagen zu müssen.
Was war das denn?, fragte sich Dreadaeleon, während er dem Assassinen nachsah, der steifbeinig davonging. Was war das für ein Gesichtsausdruck? War es Mitleid? Er bedauert mich? Er, ein Tunichtgut, ein Unhold, ein Großmaul wie er bedauert mich? Er verzog höhnisch das Gesicht und fühlte, wie eine salzige Träne ihm in den Mund lief. Wahrscheinlich tut er das, weil du weinst wie ein … wie eine Frau oder so etwas. Nein, nicht wie eine Frau. Sie würde nicht wollen, dass du so etwas sagst. Das ist erniedrigend. Hör damit auf. Hör mit allem auf.
Aber das konnte er nicht.
Du bist schwach. Du widerst dich ja selbst an. Und du wirst sie anwidern. Und wenn sie dich zerstückeln, werden deine einzelnen Körperteile auch alle anderen anwidern. Du bist der einzige Magus, der sowohl im Leben als auch im Tod nutzlos sein wird. Sieh dich doch an! Du bist nicht in der Lage, etwas anderes zu tun, als hier herumzuhocken und zu flennen. Und du willst ein Held sein? Wie soll man dich respektieren? Und wie sollst du sie retten?
»Das kannst du nicht, Gelehrter.«
Es mochte merkwürdig klingen, doch er hatte gewusst, dass Grünhaar hinter ihm stand, noch bevor er ihre melodiöse Stimme gehört hatte. Es gab immer irgendetwas, was ihr Auftauchen ankündigte. Das Gefühl in seinem Hinterkopf, als würde eine Grille zirpen. Die plötzliche Ruhe, die ihn überkam. Die Tatsache, dass sie immer nur dann aufzutauchen schien, wenn er eine besonders starke Verwandtschaft zu dem empfand, was aus dem Rektum eines Rindviehs kam.
Daher würde er sich nicht umdrehen, um sie anzusehen. Er würde nicht mit ihr reden, ja, er würde überhaupt nicht auf ihre Gegenwart reagieren.
»Du hast genau so viel Zeit zu verschwinden, wie ich zum Blinzeln brauche, bevor ich dich bei lebendigem Leib röste«, erklärte er.
Gut, er hatte es immerhin versucht.
»Ich will dir kein Unbehagen bereiten«, entgegnete sie. Ihre Stimme war wie ein Fluss, der in seine Ohren strömte und sich unter seinem Hirn sammelte. »Aber ich glaube nicht, dass dein derzeitiger Zustand dir erlaubt, Drohungen auszusprechen.«
Er lächelte und verzog höhnisch das Gesicht, als er sich schließlich doch herumdrehte, um die Sirene anzusehen. Sofort wurde seine Aufmerksamkeit von ihrem Kopf angezogen. Er war von gefiederten Kiemen eingerahmt, die aus ihrem Hals herausragten, während sich eine Flosse aus einem Haarbüschel in der Farbe des Meeres auf ihrem Kopf erhob. Ihre Augen, mit denen sie ihn eindringlich anstarrte, waren ausdruckslos und wässrig. All diese Farben und Merkwürdigkeiten umrahmten ein Gesicht, das ebenfalls vollkommen ausdruckslos war. Ein heiteres, einfarbiges Porträt: perfekt und erschreckend leer.
»Ich bin jedenfalls nur zu bereit, die Mühe auf mich zu nehmen, es zumindest zu versuchen«, erwiderte er. »Vor allem, wenn es um übergeschnappte Seeflittchen geht, die versucht haben, mich an ebenjene purpurhäutigen Langgesichter zu verschachern, von denen ich im Augenblick umgeben bin.«
Sie verzog den Mund zu einer mürrischen Grimasse. »Ich habe niemals behauptet, nicht bereuen zu können, Gelehrter, und mich ebenso wenig gerühmt, frei von einem fehlerhaften oder missgeleiteten Ehrgeiz zu sein.«
»Und welcher dieser Eigenschaften verdanke ich jetzt diesen Besuch?« Er warf einen Blick über die Schulter, als er einen fernen Schlachtruf hörte. »Denn falls du etwas Neues suchst, was du bereuen möchtest, brauchst du nur etwas lauter zu reden.«
»Ich habe kein Verlangen, die Aufmerksamkeit der Langgesichter zu erregen«, erwiderte sie und wandte schuldbewusst den Blick ab. »Ich habe … meinen Pakt mit ihnen überdacht.«
»Sehr verständlich angesichts ihres ständigen Verlangens, alles Lebendige in Totes zu verwandeln.«
»Es waren ebendiese einzigartigen Talente, die mich
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