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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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verschwunden ist. Du weißt nicht, warum sie zurückgekehrt ist. Du weißt auch nicht, warum sie vorausgeht und dich zurücklässt. Du weißt nicht, was sie denkt, was sie tut und auch nicht, warum.«
    Er hielt seinen Blick auf ihren Rücken gerichtet, während sie zehn Schritte vor ihm ging, sich einen Weg durch das Riff bahnte, sich unter tief hängende Zweige duckte und ihren Bauch einzog, als sie an einer ausladenden, scharfen Koralle vorbeiging. Sie sah nur geradeaus, ihre aufgerichteten Ohren hörten nicht, was er flüsterte, sondern lauschten auf etwas, das er nicht hören konnte.
    »Du weißt nicht, warum sie dich nicht ansieht.«
    Er blieb unvermittelt stehen. Über ihm bildeten die Korallen einen stacheligen Baldachin aus Dornen, durch den das Sonnenlicht gebrochen flutete. Um ihn herum knabberte ein Schwarm von Fischen an den Korallen, ungerührt von seiner Notlage. Ihre Lippen waren vorgestülpt und ihre Augen glasig. Vor ihm ging Kataria weiter.
    Ohne sich umzusehen.
    »Weil«, seine Stimme brach, weil er von seinen Worten selbst nicht überzeugt war, »ich es nicht wissen will.«
    Die Stimme sagte nichts.
    Die Stimme musste darauf auch nicht antworten.
    Er versuchte, geräuschvoller weiterzugehen, ein Lied zu summen, irgendetwas zu tun, das laut genug war, um das Geräusch seiner eigenen Gedanken zu übertönen.
    Aber er konnte diese Gedanken nicht abschütteln, ebenso wenig wie er seinen Blick von Kataria losreißen konnte, die sich einen Weg durch die Korallen bahnte. Er konnte nicht aufhören zu grübeln. Warum sah sie ihn nicht an, warum benahm sie sich so, wie sie es tat, und warum forderte er sie nicht ein einziges Mal auf, sich zu rechtfertigen?
    Dabei wusste er, dass er es aus Angst vor ihrer Antwort nicht tat. Der Gedanke an den Tod, seinen Tod durch ihre Hand, ihren Tod durch seine Hand, rief eine Furcht in ihm hervor, die zunehmend neben einer anderen verblasste: der Furcht, dass er all das überleben könnte.
    Die Angst davor, dass sie die Fibel finden, dass er die Welt retten und bezahlt werden würde und dass er dann sein Schwert schultern und mit einem erleichterten Lächeln, beschienen von dem Licht der untergehenden Sonne, den Blick zur Seite richten würde.
    Und sie dort nicht fand.
    Darüber wollte er nicht nachdenken. Und da er ausgesprochen unmusikalisch war, ließ er auch das Summen. Stattdessen ging er einfach weiter und versuchte, nicht nachzudenken.
    Vorsichtig schlich er weiter durch die Korallen, folgte dem fernen Knirschen der Schritte seiner Gefährten. Sie waren stehen geblieben, als es wieder Tageslicht gab, der Sand unter ihren Füßen verschwand und dicken grauen Pflastersteinen wich, die fein säuberlich aufeinandergestapelt waren.
    Kataria kniete darauf und betrachtete die Oberfläche. Als er näher kam, hob sie den Kopf und kniff die Augen zusammen. Er blieb unvermittelt stehen, als sie ihn mit ihrem Blick durchbohrte, ihren Körper anspannte und ihre Ohren spitzte. Dann stand sie auf und ging auf ihn zu. Er wich einen Schritt zurück.
    Erst als sie an ihm vorbeigegangen war, merkte er, dass seine Hand auf seinem Schwertgriff lag.
    Er löste seine Finger vorsichtig von dem Griff, drehte sich um und sah, was sie sah. Der Weg hinter ihnen war vollkommen leer, keine Fische, kein Kelp und vor allem kein Drachenmann.
    »Wo ist Gariath?«, erkundigte sie sich.
    »Unterwegs, Drachenmann-Dinge erledigen?« Lenk zuckte mit den Schultern.
    »Was sind Drachenmann-Dinge?«
    »Alles, wonach ihm der Sinn steht, nehme ich an.« Er rieb sich den Nacken. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihm vorhin einige unfreundliche Dinge gesagt. Möglicherweise hat er das persönlich genommen.«
    »Wenn er das persönlich genommen hätte, hätte er dir die Beine verdreht, bis du dir mit den Zehen in den Zähnen hättest stochern können.« Kataria deutete mit der Hand abfällig auf die Straße. »Jedenfalls haben wir dafür keine Zeit. Immerhin hat er das schon häufiger gemacht, und es ist nicht so, als gäbe es keine wichtigeren Dinge, über die wir uns den Kopf zerbrechen müssen.«
    Lenk blickte auf die Steine unter seinen Füßen. »Richtig. Eine andere Straße …«
    »Jedenfalls eine halbe Straße«, verbesserte Kataria ihn.
    Lenk folgte ihrem Blick und runzelte die Stirn. Die eine Hälfte der Straße, gewunden und mit scharfkantigen Steinen, erwiderte den finsteren Blick.
    Die andere Hälfte war einfach verschwunden, ersetzt durch ein riesiges Nichts, das offen daneben klaffte. Eine scharfe

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