Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
denn erwartet, was dir passiert, wenn du durch einen ganzen Haufen von Quallententakeln rennst?«
»Quallen?«
»Die Seeleute auf der Gischtbraut sagten, jede Berührung mit ihnen wäre sehr gefährlich und müsste sofort behandelt werden.« Sie griff zu ihrem Gürtel. »Halt einen Moment still.«
Er riss beunruhigt die Augen auf. »Moment, was machst du da?«
»Die Seeleute haben mir auch das Heilmittel dagegen verraten. Hör auf zu zappeln.«
»Nein, du hörst auf, das zu tun, was du da gerade …«
»Hör zu, ich habe nicht vor …«
»Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du auf mich …!«
»Verdammt, Lenk, ich versuche, dir zu helfen. Also würdest du bitte stillhalten, damit ich dich anpissen kann?«
»Geh runter, sofort , geh runter, geh runter, geh runter!«
»Also schön«, sagte sie und sprang von ihm herab, bevor er sie von sich schleudern konnte. Dann hielt sie ihm die Hand hin. »Wir sollten sowieso nicht länger hierbleiben. Ich weiß nicht genau, warum Inqalle dir nicht folgt, aber sie wird nicht lange zögern.«
Lenk ignorierte ihre Hand und rappelte sich auf. »Du kennst ihren Namen?«
»Ich kenne all ihre Namen«, erwiderte Kataria. »Sie sind Shict.«
»Das bist du auch.«
Sie sah ihn finster an. »Mach das nicht.«
»Mache ich auch nicht. Ich hätte das gar nicht machen sollen. Nichts davon.« Er sah sie finster an und bemerkte dann den Griff, den sie umklammerte. »Du hast mein Schwert?«
»Ich habe es gefunden. Seitdem versuche ich, dich aufzuspüren.« Sie hielt es ihm hin, er griff hastig danach, und sie zog es schnell zurück. »Was hast du damit denn vor?«
»Weiß ich nicht. Ich hatte eigentlich vor, dieses Ding zu töten, das versucht, mich umzubringen, aber ich nehme an, ich könnte mich genauso gut selbst hineinstürzen, bevor du irgendetwas noch Dümmeres sagen kannst.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Das wird nicht nötig sein.«
»Wie das zum Beispiel«, erwiderte Lenk mürrisch und griff erneut nach der Waffe.
»Es muss nicht so sein. Sie sind … ich kann mit ihnen reden. Ich kann mit ihnen diskutieren. Sie glauben, dass sie mich beschützen, dass sie mich vor dir retten. Ich muss ihnen einfach nur klarmachen, dass …«
»Lügnerin. Sie steckt mit ihnen unter einer Decke. Töte sie.«
»Nein«, knurrte Lenk.
»Ich weiß nicht, vielleicht kann ich einfach nur sagen …« Kataria suchte in der Dunkelheit nach einer Antwort.
»Schlag sie nieder, töte sie jetzt. Dann sehen wir uns einer Bedrohung weniger gegenüber.«
»Nein.«
»Das ist ein Missverständnis. Ich kann ihnen das klarmachen. Hier und heute muss niemand sterben …«
» TÖTE SIE .«
» NEIN !«
Er umklammerte seinen Kopf, kratzte an seiner Kopfhaut, versuchte die Eiszapfen herauszuziehen, die sich in sein Hirn gruben. Er schrie laut, heulte gespenstisch, und die Tränen in seinen Augen froren auf seinen Wangen.
»Verräterin!« , schrie er. »Du hast mich dem Tod überlassen! Du hast sie zu mir geführt!« Sein Geschrei verwandelte sich in bösartiges Knurren. »Nein, ich kann es nicht tun. Noch nicht. Lauf, versteck dich. Ich will das nicht tun.« Er erstickte fast an den Stimmen, die aus seiner Kehle drangen. »Ich kann nicht … ich kann nicht … ich kann nicht …!«
Sie rührte sich nicht. Sie trat nicht vor, streckte nicht zärtlich ihre Hand nach ihm aus, als er sich unter etwas duckte, was sie nicht sehen konnte. Er bedeckte seinen Kopf vor einem Blick, der nicht da war. Aber sie lief auch nicht weg, widersetzte sich all ihren Instinkten und dem Selbsterhaltungstrieb, der ihr dringend riet, genau das zu tun.
Sie starrte ihn nur an und unterdrückte ihre eigenen Tränen.
»Ich habe dich nicht verraten«, sagte sie leise.
»Du hast dich aber auch nicht für mich entschieden«, erwiderte er.
»Das konnte ich nicht. Ich kann es immer noch nicht.«
»Dann …«
Er stand auf und drehte sich zu ihr herum. Frost umgab seine Augen, aber er rührte sich nicht. Seine Haut wirkte ausgelaugt, farblos, als wäre alles Leben aus seinem Körper in seine Augen gesickert. Sie strahlten, lebendig und voller Kälte, und hielten sie gebannt, als er sich ihr näherte.
Er streckte die Hand aus. Die feinen Härchen auf ihrem Bauch richteten sich auf, als seine Finger über ihre Haut strichen, dann ihre Taille umschlangen. Als er die Hände zurückzog, hielt er sein Schwert darin. Sie spürte die Kälte seiner Lippen, die ebenso kalt waren wie der Stahl in seinen Händen, als er
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