Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
hielt zitternd inne, als zwei blasse und winzige Arme, die wie Strohhalme wirkten, die versuchten, einen umstürzenden Baum zu halten, sich darum schlangen.
Kataria warf einen verzweifelten Blick über die Schulter der Grünshict und schrie irgendetwas, schrie irgendjemandem etwas zu, etwas, was er nicht verstand.
Die Grünshict dagegen verstand und machte klar, dass sie anderer Meinung war, als sie die Hand hob, Kataria am Haar packte und sie wie eine klebrige Zecke von ihrer Schulter zupfte. Mit einem Blick, der zwischen Verachtung und Entschuldigung schwankte, schleuderte sie die kleinere Shict zu Boden und warf der flüchtenden Gestalt von Lenk einen finsteren Blick nach.
Er humpelte. Ihm verschwamm alles vor den Augen. Sein Körper war kurz davor aufzugeben. Und die Stimme kreischte immer noch. Sie kreischte, um seinen Schmerz zu durchdringen, seine Furcht, um die anderen Stimmen in seinem Kopf zu übertönen.
Aber er hatte nichts mehr, was er ihnen hätte geben können, keiner von ihnen. Er hatte kein Blut mehr, was er hätte vergießen können, keine Gedanken, die man hätte verzehren können, besaß nicht mehr den Willen weiterzumachen. Hinter ihm war Kataria. Sie war da. Sie würde immer da sein, und ihre Augen würden ihn immer voller Verzweiflung und Unsicherheit anblicken. Vor ihm war Dunkelheit, Leere, eine lange, leere Straße, über die er einfach gehen würde, bis er endlich sterben konnte.
Alles um ihn herum war Tod. Knochen bedeckten den Boden. Er hielt sein Schwert mit schlaffer Hand, bis es schließlich zu Boden fiel. Über ihm hing, nur gerade so gehalten vom Kelp, eine Glocke, schwankte im Einklang mit den purpurnen Algen, die sie hielten. Eine Kathedrale, dachte er, in der man Predigten für Leute ohne Haut hielt, die dieselbe Leere gesehen hatten, die er erblickt hatte, und die sich entschieden hatten hierzubleiben.
Vielleicht, dachte er, als er in einem kleinen Büschel von Kelp neben einer Lichtung zusammenbrach, hatten sie ja recht.
Sie tauchte einen Moment später auf. Sie betrat ruhig die Lichtung, unberührt von ihrer flüchtigen Beute oder ihrem zerstörten Gesicht. Als wäre es einfach nur eine Unbequemlichkeit, wenn einem Zähne fehlten und wenn man blutete. Sie suchte langsam die Lichtung nach ihm ab.
Vielleicht lenkte der Schmerz sie mehr ab, als sie zugab. Vielleicht wusste sie aber auch, was er wusste, wusste, dass er keine Kraft mehr hatte und nur auf die unvermeidliche Entdeckung wartete. Er bezweifelte nicht, dass sie mit diesen großen Ohren seine Gedanken hören konnte.
Diesen großen … spitzen … scharfen Ohren.
Sein Blick glitt hinauf zur Decke der Kathedrale aus Sand und Kelp und Knochen zu der Glocke, die über ihnen hing.
Er brach aus seinem Versteck.
Wenn er starb, starb er eben. Dann war es das gewesen. Aber jetzt lief er, ohne zu wissen, warum. Jetzt sprang er an den Kelp und versuchte, sich hochzuziehen. Er brachte mehr Kraft auf, als er besaß, aus einem Grund, den er nicht einmal kannte, und versuchte etwas zu bewerkstelligen, von dem er nicht wusste, was es war.
Zum tausendsten Mal in seinem Leben.
Sie stürzte sich auf ihn, verfolgte ihn lautlos, während er rannte, sprang hoch, als er kletterte. Ihre Faustaxt schlug zu, erwischte die Hacken seiner Stiefel, als er in den Kelp hinaufkletterte, sich Hand um Hand hochzog, von Koralle zu Kelp. Mit einem Knurren, dem ersten, das sie ihm gönnte, streckte sie die Hand aus und erwischte seinen Fuß.
Er zuckte zusammen und schwang sein Schwert.
Nicht nach ihr.
Sein Stahl traf die Glocke. Vielmehr, die Klinge streifte sie. Es war ein ungenauer, schwacher Schlag. Aber die Glocke schüttelte sich, als hätte sie seit Jahrhunderten auf eine solche Berührung gewartet. Der Kelp riss, die Glocke bewegte sich und schwang.
Sie sang.
Sie hallte in sich selbst wieder, Metall auf Metall, und gab ein langes, einsames, scharfes Jammern von sich. Das Metall kreischte, heulte, wimmerte, keckerte, plapperte und sang ein vollkommen musikalisches Lied, als fürchtete es, die Glocke würde niemals wieder singen. Es war voll tausend eiserner Gefühle, die sie in sich bewahrt hatte und die sie jetzt in einer grauenvollen Kakofonie von sich gab, die Lenk in den Ohren wehtat.
Aber seine Ohren schmerzten nicht annähernd so stark wie die seiner Feindin.
Die Grünshict fiel wie ein Stein zu Boden, hatte ihre Faustaxt und den Kelp losgelassen und presste die Hände fest über die Ohren. Ihr zerstörter Mund war weit
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