Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Belohnung wäre die seine. Sie würden ihm dieses Land versprechen, mit all seinem Grün, seinem blauen Himmel und der weißen Sonne. Er würde es bekommen. Er würde weit über allen Niederlingen stehen.
Das alles war vollkommen logisch.
Es war alles so perfekt.
»Sheraptus.«
Jedenfalls würde es das sein. Bald.
»Sieh uns wenigstens an, Sheraptus.«
Füße trampelten über das Deck. Yldus trat vor.
»Verdammt, du wirst nicht …!«
Zwei große Füße stampften auf Holz. Yldus blieb unvermittelt stehen, als sich etwas zwischen ihn und Sheraptus schob.
»Ihr werdet tun, was immer Meister Sheraptus Euch befiehlt«, knurrte Semnein Xhai. »Wenn er Euch nichts sagt, dann braucht Ihr auch nichts weiter zu wissen.« Er hörte, wie sie beim Sprechen mit den Zähnen knirschte. »Und jetzt verschwindet!«
Erst als er hörte, wie sich die anderen zurückzogen, warf Sheraptus einen Blick über die Schulter. Die beiden Männer warfen ihm beleidigte Blicke zu, als sie über das Deck davonmarschierten, zwischen den Frauen hindurch, die schweigend ruderten. Die Männer sprachen einige Worte , es blitzte rot an ihrem Hals, und dann sprangen sie, wurden von Nethra auf ihre eigenen Schiffe katapultiert. Währenddessen ruderte die Flotte langsam über den Ozean, während von den Decks unzufriedenes Gemurmel herüberdrang.
Sollten sie sich doch beschweren. Das war in Ordnung. Sie wussten nicht, was er wusste, keiner von ihnen.
»Meister …«
Und sie schon gar nicht.
»Die Frauen, die sich gegen Euch geäußert haben, wurden zum Schweigen gebracht, ebenso wie … diese beiden. Aber Ihr wollt uns nicht sagen, was Ihr denkt. Ihr wollt uns nicht führen. Wenn Ihr doch mit uns reden würdet …«
Er spürte, wie sie näher kam.
»Mit mir …«
Er hörte das Klappern ihres Handschuhs, als sie eine Hand ausstreckte. Ihre schreckliche, zermalmte Hand. Das Ergebnis der Berührung dieser Frau des Abschaums: ein Geschenk der Götter, das Xhai in ihrer oberflächlichen Niederling-Art nicht als solches erkennen konnte.
Er erhob sich und spürte, wie sie zurückwich, wie ein Kind, das argwöhnisch ein Elternteil beobachtet, das im Schlaf gestört hochfährt. Sein gesundes Bein trug den größten Teil seines Gewichtes; das andere war zu stark zertrümmert und nutzlos, als dass es sein eigenes Gewicht, geschweige denn das seines ganzen Körpers hätte tragen können. Das machte nichts. Er brauchte es nicht.
Er brauchte auch den verbrannten Arm nicht, der seine Robe nicht festhalten konnte, als sie von seinen Schultern glitt. Er brauchte die Frauen nicht, die seinen zerschmetterten Körper mit angewiderten Mienen bedachten. Er brauchte auch diese eine Frau nicht, die wütend über die Schulter zurücksah und die anderen dazu brachte, ihre Blicke zu senken.
Alles, was er brauchte, hielt er in seiner Hand.
Und hatte es zu Füßen liegen.
Er sprach ein Wort, machte die entsprechende Geste und spürte den Schmerz, der das Nethra wie üblich begleitete. Ihm war so wenig geblieben, was er geben konnte, doch die Magie verlangte immer etwas. Aber er wollte sich daran erinnern, bevor er die Krone wieder aufsetzte. Er wollte sich daran erinnern, wer die Macht hatte, ihm dies zu nehmen.
Und wer ihm mehr davon geben konnte.
Die Luft zwischen seinen Fingern vibrierte, eine unsichtbare Hand hob die schwarze Kiste vor seinen Füßen hoch und legte sie ihm in die Hände. Es hatte aller Kunstfertigkeit seiner nicht sehr feinfühligen Kriegerinnen bedurft, um etwas herzustellen, das es wert war, die Waffe zu verwahren, welche die Dämonen vernichten konnte, die Waffe, die sie von der Stadt des Abschaums mitgebracht hatten. Er öffnete den Deckel und starrte auf den Speer.
Knochen erwiderten seinen Blick, obwohl sie keine Augen hatten. Es waren keine sonderlich beeindruckenden Knochen. Sie waren nicht dicker als jene Menschenknochen, die er schon gesehen hatte. Sie wirkten nicht besonders kräftig. Die Spitze aus Obsidian, die zwischen ihnen lag, ähnelte nur entfernt einem Speer. Aber seine Kriegerinnen hatten ihm dies mitgebracht. Seine Kriegerinnen hatten sie dort gefunden, wo sie hatten warten sollen. Es würde eine sehr mächtige Waffe werden. Sheraptus konnte die Kerben sehen, wo die Knochen zusammengesteckt werden sollten, um den Speer zu bilden. Er würde in das Herz von Ulbecetonth gerammt werden. Er würde alles vernichten, was vor ihm stand. Er würde alle Wünsche der Himmelsleute erfüllen.
Das hatte der Graue Grinser jedenfalls
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