Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
umsah, bemerkte er Shalakes eindringlichen Blick.
»Stimmst du mir zu?«, wollte Shalake wissen.
»Die Menschen … denken sehr viel«, gab Gariath zurück. »Vor allem dieser weißhaarige Kleine. Sie verbringen sehr viel Zeit in ihren Köpfen, reden mit sich selbst und fragen sich, wie lange sie wohl am Leben bleiben können. Wenn sie glauben, dass es besser ist, hier zu kämpfen …«
»Du vertraust ihnen?«
Der Drachenmann zögerte, bevor er etwas erwiderte. »Die Langgesichter sind stark. Ich habe gegen sie gekämpft. Ich habe sie getötet.«
»Dann können sie sterben.«
»Sie haben keinerlei Vorstellung von ›Tod‹. Sie sehen, wie das Blut aus ihren Körpern fließt, und sie blinzeln nicht einmal. Sie sehen, wie andere tot auf dem Boden liegen, und trampeln über die Leichen hinweg. Sie sterben nur, wenn du sie ernsthaft davon überzeugen kannst, dass sie sterblich sind.«
Das Lächeln, das Shalakes Gesicht verzerrte, war schon morbid genug, auch ohne das beinahe zärtliche Leuchten in seinen Augen.
»Und es werden viele sein«, flüsterte er. Seine Stimme zitterte.
Gariath zog seine Augenwülste zusammen, als er den Echsenmann ansah. »Ja. Viele.«
»Dieser Kampf wird zu einer Geschichte werden.«
»Vielleicht kommt es nicht dazu. So stark sie auch sind, die wirkliche Gefahr geht von ihren Männern aus. Diese kleinen Kreaturen beherrschen die anderen und sagen ihnen, was sie tun sollen. Wenn auch nur einer von ihnen stirbt, dann wird diese ganze Angelegenheit einfacher.«
»Der Plan dieser spitzohrigen Kreatur.« Die sehnsüchtige Freude in Shalakes Stimme wich einem Grollen. »Ich traue ihr nicht, weder ihr noch irgendjemand anderem, der das für eine gute Idee hält.«
»Mahalar traut ihr.«
»Mahalar ist unser Ältester. Aber selbst wenn wir seine Entscheidung respektieren müssen, bin ich der Kriegswächter. Und ich sage, es sollten sich mehr Krieger in den Wäldern verstecken. Wir können sie nicht einem dummen rosahäutigen Geschöpf wie ihr anvertrauen.«
»Einige ihrer Pläne sind tatsächlich dumm«, bestätigte Gariath und nickte.
»Du sagtest, du wärst wegen ihres letzten Plans beinahe von einer Akaneed gefressen worden.«
»Beinahe«, antwortete Gariath. »Aber letztlich hat mich ihr Plan dorthin geführt, wo die Rhega lebten.«
»Und starben«, erwiderte Shalake schnell. Er deutete mit beiden Händen auf den Ring. »Genau wie die Dämonen, die Menschen und selbst die Shen. Sie kämpften, und sie starben, und sie bluteten, bis die Leichen so zahllos waren wie die Sterne.«
Gariath blickte auf den Sandkreis und wiederholte die Worte.
»So zahllos wie die Sterne.«
Er versuchte, es sich vorzustellen.
Und stellte fest, dass es ihm nicht gelang.
»Und wir werden ihnen vielleicht Gesellschaft leisten.« Shalakes Stimme klang aufgeregt. »Auf eine Art und Weise, die nur wir kennen, ruhmreich, wie nur wir es vermögen. Die Menschen werden schreien, weinen und flehen. Aber wir wissen, was uns auf der anderen Seite erwartet.«
»Das weiß ich bereits«, knurrte Gariath. Er hatte oft genug mit Geistern geredet.
»Weil du Rhega bist«, meinte Shalake. »Und wir sind Shen. Wir sind gleich, du und ich. Für die Menschen wird das immer ein Mysterium sein, etwas, was sie fürchten. So wie dich. Haben sie dich jemals so angesehen, wie wir es tun? Haben sie jemals hier bei dir gestanden und mit dir gesprochen wie mit einer realen Kreatur?«
Gariath versuchte sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal so zu ihm gesprochen hatten, ohne Furcht oder Entsetzen in ihren Stimmen.
»Nein«, erklärte Shalake. »Es sind schwache Kreaturen, Rhega . Du bist jetzt unter Shen. Wir haben nur noch uns. Und unseren glorreichen Tod.«
Gariath wusste zwar nicht genau, wie die Anatomie der Echsenmänner beschaffen war, aber er wagte nicht, sich vorzustellen, was unter Shalakes Lendenschurz vorging, angesichts des erregten Bebens in seiner Stimme.
Der Echsenmann strahlte. In seinen Augen loderten glorreiche Geschichten. Sein Herz hämmerte angesichts erhabener Erinnerungen. Sein Lächeln funkelte vor Blutrünstigkeit, die sich in jedem Zahn zu spiegeln schien.
Doch nichts davon war er selbst.
Diese Geschichte war die von jemand anderem. Die Erinnerung war auf dem Schlachtfeld gestorben. Diese Blutrünstigkeit gehörte an einen anderen Ort, weit weg und vor langer Zeit.
Shalakes Gesichtsausdruck gehörte zu jemandem, der es verdient hatte, nicht zu jemandem, der es aus Erde gewühlt hatte, an der
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