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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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erwiderte seinen Blick aufmerksam und antwortete dann mit fester Stimme.
    »Ich habe ihn verstümmelt.«
    Mahalar schwieg.
    Ohne aufzublicken, hob er zwei Finger und deutete damit auf Shalake. Der riesige Echsenmann grunzte, griff an seine Hüfte und zog ein riesiges Kriegshorn vom Gürtel. Dann ging er mit schweren Schritten die steinernen Stufen hinauf, blieb nach einigen Schritten stehen, hob das Horn an die Lippen und blies.
    Der Laut, den das Horn hervorbrachte, war kein schriller, kreischender Schlachtruf. Es war ein tiefer Ton, schwer und unwiderstehlich. Er wehte über die Insel, durch die Wälder, durch die Korallen, vertrieb Fische und schickte die Muränen wieder zurück in ihre Löcher. Er fraß alle Geräusche, so wie die Wolken über ihren Köpfen das Licht verschluckten. Alles war still.
    Einen Moment lang.
    Dann ertönten die Rufe anderer Hörner. Eins, zwei, drei bliesen ihre Antwort aus dem Wald, von den Ufern und Mauern.
    Shalake kam die Treppe wieder herunter und befestigte das Horn an seinem Gürtel. Er nickte Mahalar zu, der dies mit einem Grunzen zur Kenntnis nahm. Lenk blinzelte und sah den uralten Echsenmann an.
    »Was war das?«, fragte er. »Was ist da gerade geschehen?«
    »Die Wächter wurden gerufen. Sie werden kommen. Wir werden kämpfen. Wir werden bluten.«
    »Das ist alles?«
    »Ist das nicht genug?«
    »Ich meine, einfach so? Ein Hornsignal, und das war’s? Alle kommen, um in den Krieg zu ziehen?«
    »Wir haben Gelübde abgelegt, Mensch«, antwortete Mahalar. »Jeder Shen ist tot geboren, jeder Shen weiß, dass unter seinen Füßen die Hölle lauert und dass er töten und dabei … sterben wird.«
    Sein Seufzer schien noch älter zu sein als er selbst. Diesmal drang kein Staub aus seinem Mund. Das Licht hinter seinen matten gelben Augen wurde schwächer, und er schloss sie so langsam, als würde er keinen großen Sinn darin sehen, sie jemals wieder zu öffnen. Als er sprach, klang seine Stimme leise und traurig.
    »Das ist unsere Pflicht.«

26

WIE DIE STERNE
    Gariaths letzter Schritt war schwer, knirschte im Sand, als er das andere Ende des Sandrings erreichte. Er starrte auf seine Füße, die ein Stück weit in der feuchten Erde eingesunken waren, bevor er einen Blick über die Schulter warf.
    Am Fuß der Treppe brannten Feuer, Korallenfeuer. Die Korallen brannten sogar noch heller als Holz. Das hätte er zwar nicht erwartet, andererseits war das jedoch wohl das am wenigsten Sonderbare an Jaga. In immer größerer Zahl tauchten Kriegertrupps der Shen aus den Kelp-Wäldern auf. Von seinem Standort aus betrachtet wirkten sie wie winzig kleine Lichter, wie gefallene Sterne, die auf der Erde ausbrannten.
    Er wusste nicht, wie viele Schritte er gemacht hatte, wie weit er gekommen war. Er war überzeugt, dass er angefangen hatte zu zählen, aber nach einer Weile, als der Sand nicht enden zu wollen schien, hatte er aufgehört, darüber nachzudenken, wie weit er schon gegangen war. Stattdessen hatte er sich lieber Gedanken über diese Erde gemacht.
    Und darüber, wie viel Blut sie getrunken hatte.
    Er hatte die Geschichten gehört.
    Hier ist es geschehen, hatten die Shen gezischt. Sie pressten die Worte immer auf eine merkwürdig zischende Weise hervor. Sie lachten nicht, flüsterten nicht und weinten auch nicht. Hier in diesem Ring. Hier hat sie Hof gehalten. Hier wurde sie gestürzt. Sie wurde zurückgetrieben in den Berg, wo sie für immer eingesperrt bleiben sollte.
    Die Rhega , hatten sie hervorgepresst, sind ebenfalls dort gewesen. Sie haben gekämpft. Sind gestorben. Ihr Blut strömte wie ein Ozean. Wenn sie fielen, fielen sie bei den Shen. Wo sie fielen, lagen Tausende von Leichen, Krieger, die mit ihnen gestorben waren. Warum sie fielen …
    Das Ende dieser Geschichte hatte er niemals gehört. Sie hatten sie niemals zu Ende erzählt.
    Das Wort Rhega stießen sie mit einer Ehrfurcht hervor, die sie für Geister reserviert hatten, als wären Rhega – und auch er – nicht wirklich real. Und wenn sie es ausstießen, schwang Neid in ihrer Stimme mit, ein wehmütiger Groll gegenüber jenen, die gestorben waren und sie zurückgelassen hatten.
    An dem Tag, an dem es geschah, hatte sich angeblich ein Massaker ereignet. Sagten die Shen, oder vielmehr zischten sie es. Er hatte Mahalar gefragt; der Älteste der Shen hatte nichts erwidert. Er hatte Shalake gefragt; der Kriegswächter hatte einfach nur gelächelt. Jemand anderen konnte er nicht fragen. Hier gab es keine Geister.
    Also

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