Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
kämpften, ist das für uns nicht gut ausgegangen.«
Sie fragte sich beiläufig, ob sie wohl jemals aufhören würde zu zittern, wenn dieser Name fiel.
»Katarias Plan …«, begann sie zögernd.
»Wenn er funktioniert, ist er hervorragend«, fiel ihr Dreadaeleon scharf ins Wort. »Wenn nicht – und ich könnte etliche handfeste Gründe anführen, warum er nicht funktionieren kann –, kommen mir die Shen zumindest ein wenig klüger vor.« Er starrte einen Moment in das Feuer. »Ich persönlich bewundere die Selbstsicherheit dieser Echsenmänner.«
»Du willst also sagen, es ist richtig, dass sie sich so benehmen, als würden wir alle sterben?«, fuhr sie ihn an. »Wir sollten uns also alle einfach hinhocken, auf die Langgesichter warten und …«
»Ich sage nur, dass dieses Ergebnis wahrscheinlicher ist als ein anderes. Einige Dinge, ganz gleich wie sehr …«, er unterbrach sich und schluckte etwas hinunter, »… ganz gleich, wie sehr wir sie wollen, werden einfach nicht passieren.« Er verzog das Gesicht. »Manchmal ist der Tod ein weit tröstlicherer Gedanke als die Alternative.«
Nach diesen Worten verfiel der Jüngling in dasselbe Schweigen wie die Shen, ein ebenso tiefes, düsteres und beklagenswertes Schweigen. Ihn nur anzusehen bereitete ihr schon Schmerzen. Was auch immer sie ihm jetzt noch sagen konnte, er hatte diese Worte längst geäußert, sie tausendmal in seinem Kopf wiederholt und festgestellt, dass er sich nicht mehr mit ihnen abgeben wollte.
Deshalb saß er einfach nur da.
Und deshalb starrte sie ihn nur an.
»Also, das wirkt schon einen Hauch ungemütlich«, ertönte eine Stimme aus nächster Nähe.
Denaos stand am Rand des Lagerfeuers, einen Rucksack über die Schulter geschlungen und einen schmerzlichen Ausdruck auf seinem Gesicht.
»Wo bist du gewesen?«, erkundigte sich Asper.
»Bist du sicher, dass du mich das fragen willst? Ich möchte wirklich deine philosophischen Erektionen nicht stören.«
Sie sah ihn einfach nur an. Dann sagte sie tonlos: »Kannst du Fragen eigentlich niemals normal beantworten, oder …«
»Wie du meinst, wenn du unbedingt die Empfindliche spielen möchtest«, murmelte Denaos, nahm den Rucksack von der Schulter und kippte seinen Inhalt in den Sand. »Auf mein hartnäckiges Ersuchen hin haben unsere schuppigen Freunde sich bereit erklärt, uns einen Blick in ihre Lagerräume werfen zu lassen, damit wir herausfinden können, ob es dort etwas Nützliches für uns gibt.«
»Sie haben Lagerräume?«, fragte Dreadaeleon überrascht. »Aber keine Hosen?«
»Nun, auf dem Riff laufen viele Schiffe auf. Einige haben sich verirrt, andere haben nach dieser Insel gesucht.« Denaos untersuchte den Haufen auf der Erde. »Die Shen kommen und plündern die Wracks, suchen nach Metall, Nahrung, solchen Dingen.«
»Nach allem, was sie gebrauchen können, um noch mehr Leute zu töten und noch mehr Schiffe zu versenken«, sagte Asper gereizt.
Denaos fischte eine kurze, gebogene Klinge aus dem Haufen. »Genau.«
»Was ist das?«, erkundigte sie sich.
»Ein Schwert, Dummchen.«
Er warf ihr das Schwert zu, und sie fing es auf, ohne sich daran zu verletzen. Jedenfalls fast. Und sie zuckte nur kurz zusammen, als die Klinge in ihre Haut schnitt. Während sie die Waffe untersuchte, lutschte sie an ihrem blutenden Finger. Das Schwert war kurz und hässlich, dünn und gebogen wie ein Hackmesser, nicht wie ein richtiges Schwert, eher ein Langdolch.
»Wozu?«
»Hör mal, wenn du weiterhin dumme Fragen stellst, kannst du mir meine Antworten schwerlich verübeln«, erwiderte Denaos und seufzte. »Da uns morgen ein Tag voller Gefahren und Tod erwartet«, er warf Dreadaeleon einen kurzen Seitenblick zu, »zweifellos der sichere Tod, brauchst du etwas, womit du dich verteidigen kannst.«
»Ja, das verstehe ich, aber …«
»Diese Waffe ist sehr handlich«, Denaos deutete darauf, während er weitersprach, »sie ist kurz, für den Nahkampf gemacht. Du kannst sie benutzen, um deinen Feind an den weichen Stellen zu treffen.« Er deutete mit zwei Fingern unter sein Kinn. »Wenn du ihnen diese Klinge in den Hals rammst, etwa so, tötest du jede Niederling beinahe auf der Stelle.«
»Und das soll gegen etwa dreihundert Kriegerinnen helfen?«
»Und Krieger, jawohl.«
Seine Stimme war eindringlich, genauso wie der Blick, mit dem sie ihn maß. Dann wurde ihr schlagartig klar, was er meinte.
In seinen Augen lag ein schreckliches Versprechen. Wenn sie morgen sterben würden, falls die
Weitere Kostenlose Bücher