Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
und musterte ihn. Äußerlich betrachtet wirkte er wie ein Stück Stein an einer Kette.
Aber stimmt das auch? Hat Denaos tatsächlich etwas Wichtiges gefunden?
Wahrscheinlich nicht. Es sieht aus wie ein einfaches Stück Stein. Aber es wäre nicht logisch, wenn das hier nur ein einfacher Stein wäre. Einfache Steine an Ketten sind keine Dinge, die die Niederlinge einfach so besitzen, jedenfalls nicht angesichts dessen, was wir bislang von ihnen gesehen haben.
Die Steine, richtig?
Die roten, richtig.
Die Steine, die einem grenzenlose Macht ermöglichen, indem man vermeidet, den Preis zu bezahlen …
Übertragen. Man muss die Zahlung des Preises an jemand anderen übertragen.
Ausreden. Es sind die Steine, die deine Krankheit von dir nehmen könnten. Die Steine, die dich zum Stärksten, Mächtigsten, zum …
Einen Moment mal … rede ich mit mir selbst, oder spricht da jemand in meinem Verstand?
Er schüttelte heftig den Kopf und schleuderte die Gedanken wie Mücken fort. Dann drehte er sich um, biss die Zähne zusammen und betrachtete finster die bleiche Gestalt, die hinter ihm stand. Grünhaar erwiderte seinen Blick ungerührt. Ihre Haut schimmerte im Licht des Feuers, während sie schwach lächelte.
»Verdammt, hör auf damit!«, fuhr der Jüngling sie wütend an.
»Verzeih, Gelehrter.«
»Oh, gut. Wenigstens bedauerst du es.« Er verdrehte die Augen. »Wieso brauche ich so etwas wie die Unantastbarkeit der Gedanken, wenn sich doch das Seeflittchen sofort dafür entschuldigt, hm?«
»Ich hatte nur die Absicht …«
»Ah, gut. Einen Moment dachte ich schon, ich würde nur eine Entschuldigung von dir bekommen, einen Übergriff auf meine Gedanken und einen Verrat, der mich und meine Freunde an verdrehte, langgesichtige Wahnsinnige ausliefert. Aber wenn ich auch Absichten bekomme, dann geht es mir wieder gut.«
»Es ist nicht nötig …«
»Es ist unbedingt nötig.« Dreadaeleon hob einen Finger. »Du hast uns einmal geholfen. Nur ein einziges Mal in einer ansonsten endlosen Reihe von … Missgeschicken, die allesamt dazu geführt haben, dass wir fast getötet wurden. In den kurzen Zeiten, in denen wir nicht Gefahr laufen zu sterben, bist du in meinem Kopf und erzählst mir Dinge, die ich nicht hören will. Du hast uns vielleicht von Komga weggebracht, du hast vielleicht verhindert, dass die Shen uns töten, aber das alles ist noch lange kein Grund, dir zu trauen.«
»Vertrauen und Gründe sind miteinander streitende Geschwister, die häufig unterschiedlicher Meinung sind«, erwiderte die Sirene vollkommen gelassen, als hätte sie die ganze Litanei von Beschuldigungen nicht gehört, die er gegen sie vorgebracht hatte. »Was Vertrauen verlangt, braucht keinen Grund, und was Gründe hat, erfordert nicht unbedingt immer Vertrauen.«
Rätselhaftes Gerede und kryptisches Geplapper. Dreadaeleon seufzte. Aber zumindest ist die Logik einigermaßen wasserdicht.
Danke.
»Ich sagte, hör auf damit!«, fuhr Dreadaeleon sie an. »Vermutlich hattest du einen Grund, zu mir zu kommen, außer dem vielleicht, meinen Hass auf mein eigenes, ungeheuerliches Gehirn zu steigern.«
»Einen Grund, ein Angebot und ein Versprechen.« Ihre Brauen hoben sich kaum merklich. »Du wirst morgen sterben.«
»Ist das ein Grund oder ein Versprechen?«
»Beides, falls kein Plan gefasst wird.«
»Kataria hat einen Plan.«
»Ich hege Zweifel an ihren Fähigkeiten. Ebenso wie du. Und wie alle anderen deiner Gefährten. Der Gedanke hallt durch ihre Köpfe, laut und kreischend, und fleht darum, sich an jemanden mit einem größeren Intellekt und einem mächtigeren Wissen zu wenden.«
Pass auf, mein Alter, warnte er sich. Diese Schmeichelei ist kein bisschen subtiler als der Schritt, den sie jetzt gerade auf dich zukommt … oder dieser Schenkel, der unter ihrem seidenen Gewand herausgleitet … dieser schimmernde Schenkel mit der porzellanfarbenen Haut … Er schüttelte den Kopf und zwang sich, den Blick zu heben. Du solltest protestieren, ihr sagen, dass sie dich so nicht aufs Kreuz legen kann.
Sein Blick zuckte wieder hinab, die Seide bewegte sich gefährlich locker auf ihrer Hüfte, als würde sie bei der nächsten Bewegung vollkommen von ihrem Körper gleiten.
Andererseits – vielleicht reicht es ja, dass du es weißt und einfach nicht darauf reagierst, hm?
»Die Shen sind stark, das stimmt, aber die Langgesichter sind stärker, erheblich zahlreicher, und ihre Macht ist unbegrenzt.« Ihr schwaches Lächeln wirkte zwingend und
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