Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
als wollte er herausfinden, ob da irgendetwas existierte, das es ihm sagte. Vielleicht eine Spur von Licht, das noch nicht verschluckt worden war, das Bruchstück einer Reflexion, das ihm sagte, dass dies immer noch Wasser war. Er fand nichts.
    Genauer gesagt, er sah nichts.
    Denn aus dem Nichts, aus dem Wasser, erstickt durch die Leere, gedämpft durch die Flüssigkeit, hörte er es. Es war etwas Leises, Zitterndes, etwas viel zu Ruhiges und zu Reines und zu Altes, als dass er hätte wissen können, welche Sprache es war oder was für Worte es waren, oder dass er überhaupt irgendetwas hätte wahrnehmen können außer einer einfachen, traurigen Melodie.
    Ein Lied. Nur für ihn.
    Es schmerzte ihn, es zu hören. Er spürte es, in seinem Kopf, in seinem Blut, fühlte, wie es in seine Schulter sickerte. Er zuckte zusammen und legte eine Hand auf das schmerzhaft pochende Fleisch.
    »Bitte es, dir zu helfen.«
    Lenk drehte sich zu dem Ältesten der Shen um, der ihn mit derselben geduldigen Aufmerksamkeit betrachtete, wie man einen Leichnam beobachtet, um herauszufinden, ob er wirklich tot ist.
    »Ruf es«, sagte der Echsenmann.
    »Ich weiß nicht …«
    »Du weißt es«, beharrte Mahalar. »Ich habe es gesehen. Damals, als sie mit uns gegen die Dämonen gezogen sind. Sie haben in der Dunkelheit damit gesprochen, sie haben es gerufen, wenn das Blut so stark floss, dass sie kaum sprechen konnten aus Angst, daran zu ersticken.«
    Der Älteste der Shen senkte den Blick, ohne zu blinzeln.
    »Und es hat ihnen geantwortet. Immer.«
    »Das«, sagte Lenk leise, »ist nicht so einfach.«
    »Kannst du es rufen?«
    »Weißt du, wie es sich anfühlt?«
    »Ich habe gefragt …«
    »Ich ebenfalls«, fiel Lenk ihm ins Wort. »Weißt du, wie es sich anfühlt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das dachte ich mir. Möchtest du es gern wissen?«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Lenk musterte ihn einen Moment, bevor er seinen Blick wieder auf das Wasser richtete. »Es ist wie eine … juckende Stelle.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist dumm. Nicht wie ein Jucken. Es ist wie …« Er lachte kurz, fast so, als könnte er seine eigenen Worte nicht glauben. »Es ist eigentlich einzigartig, genau genommen. Es ist einfach … es existiert einfach. Verstehst du das?«
    Er sah den Ältesten der Shen an und nickte. Mahalar erwiderte das Nicken nicht.
    »Und das, was es ist, ist es ständig. Es ist … immer da. Immer. Selbst wenn es schweigt, ist es da. Es beobachtet dich. Es hört dir zu. Es spannt sich an. Es bereitet sich vor. Als es das erste Mal passierte, hatte ich das Gefühl, es wäre so etwas wie … übermäßige Anstrengung vielleicht, ich weiß nicht. Wie man das nennt, was in Leute fährt und sie dazu bringt, sich selbst zu hassen.«
    »Und …?«
    »Und dann … dann hat es angefangen, Dinge zu sagen. Es fängt an zu reden, selbst wenn es nicht spricht. Es will Dinge, es braucht Dinge, und wenn du es ignorierst, dann …« Er holte scharf Luft und hielt den Atem an. »Das gefällt ihm nicht. Und es redet unaufhörlich weiter. Es sagt ständig irgendwelche Sachen. Es will, dass du Dinge tust, und es will, dass du Leute tötest, und es will, dass du Kreaturen … verletzt.
    Also fängst du an zu antworten, damit du dich selbst davon überzeugst, dass du wenigstens einige Momente lang nicht verrückt bist. Dann wird es hartnäckiger, und du fängst an, mit ihm zu verhandeln. Du bittest es, du stimmst ihm zu, und es redet und redet und redet immer weiter, bis du es einfach nicht mehr …« Er biss sich auf die Unterlippe, dass sie blutete. »Du willst, dass es aufhört. Du willst, dass es still ist. Also tust du, was es will.«
    Sein ganzer Körper zitterte, als er ausatmete und dabei einige Tropfen Blut auf seinen Bauch spritzten. Die Spannung, die er selbst nicht in sich bemerkt hatte, löste sich. Eine kalte Hand glitt von seiner Schulter.
    »Schließlich tötest du dafür.«
    Er ließ sich auf die Ellbogen zurücksinken, dann auf den Rücken, und lag einfach da. Er versuchte mit solcher Inbrunst zu vergessen, dass er sich immer noch genau daran erinnern konnte, wie die Stimme geklungen hatte.
    »Und dann?«, erkundigte sich Mahalar.
    »Und dann was?«
    »Wie fühlt es sich an?«
    »Einen Moment lang fühlt es sich richtig an.«
    »Und dann?«
    »Und dann … dann fängt es wieder an zu reden.«
    Als er die Worte ausgesprochen hatte, stellte Lenk überrascht fest, wie leicht sie ihm über die Lippen gekommen waren. Er hatte sich das

Weitere Kostenlose Bücher