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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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wie eine langsame Welle über die Insel wallte und alle Farben mit einem nebligen Grau überzog.
    Die besonders eifrigen Fische, die sich früh aufmachten, um an den Korallen zu knabbern und im Sand zu wühlen, und jene, die noch früher aufgewacht waren, um Erstere zu verspeisen, bewegten sich wie Staubmotten im Licht. Sie hoben sich hell und bunt gegen das Grau ab, hinterließen gleichsam Farbkleckse auf etwas ansonsten vollkommen Langweiligem und Biederem.
    Die Insel war aller Geräusche beraubt.
    Und aller Farben.
    Diese Insel war eine düstere Hölle der Gelassenheit, in der es absolut nichts zu tun gab, als ruhig auf einer großen roten Koralle zu hocken und darauf zu warten, dass etwas passierte.
    Kurz gesagt, dachte Kataria, es ist die ideale Zeit, um jemandem einen Pfeil in den Hals zu schießen.
    Jedenfalls wäre es das, wenn dieser Jemand sich nur endlich entschließen würde vorbeizukommen. Sie hockte mitten zwischen den Korallen, auf einem idealen Platz. Es gab dort genug von diesen roten Zweigen, um sie zu verdecken, und gleichzeitig boten sie ihr auch genügend Raum für einen klaren Blick und ein freies Schussfeld auf die Straße vor ihr. Und hinter ihr war genug Platz, um sich hastig aus dem Staub zu machen, wenn die Hölle losbrach.
    Natürlich wird die Hölle nicht losbrechen, beruhigte sie sich. Meine Güte, nein! Es ist alles ziemlich einfach. Er ist arrogant, ahnungslos und unvorsichtig. Er wird dich auf keinen Fall sehen und nicht wissen, wie ihm geschieht, während du schon längst wieder verschwunden bist. Alles, was passieren könnte, ist der äußerst unwahrscheinliche Fall, dass er … hochsieht. Dann bist du tot. Oder schlimmer noch, du überlebst, bist seiner Gnade ausgeliefert, und dann erst bist du …
    Hör auf, hör auf. Hör auf damit!
    Sie presste sich die Hände auf die Ohren und versuchte vergeblich, ihre eigenen Gedanken auszusperren. Es gibt immer eine Zeit und einen Ort für Selbstzweifel, und für beides war zweifellos nicht der richtige Moment, jetzt, wo sie gerade versuchte, einen sexuellen Sadisten umzubringen, der Feuer und Blitze hervorspie wie ein dickes Kind Kekskrümel.
    Vor allem dann, wenn dieses dicke Kind von mehreren Hundert berserkerhaften Kriegerfrauen mit spitzen Zähnen begleitet wurde, mit scharfem Metall bewaffnet, blutrünstig und sehr wahrscheinlich …
    Hör endlich damit auf , ermahnte sie sich. Was machst du für gewöhnlich in solchen Momenten? Du erschießt etwas? Genau, genau, das kommt noch. Was noch? Du fragst deine Freunde? Gariath würde dir raten, etwas zu erschießen. Asper würde dir sagen, du solltest beten. Bei ihr funktioniert das, richtig? Richtig. Gut. Also fang an zu beten.
    Sie öffnete kurz den Mund. Als keine Worte kamen, fiel ihr etwas ein.
    Beten zu … zu wem genau?
    Riffid war natürlich die naheliegende Antwort. Riffid wäre jetzt sehr hilfreich. Riffid gab den Shict nichts außer der Fähigkeit und dem Willen, Dinge zu erledigen. Sie gab ihnen keinen Segen und wirkte schon gar keine Wunder für sie. Riffid hätte sie einfach schießen lassen, und damit wäre die Sache erledigt.
    Aber Riffid war eine Göttin für die Shict.
    Riffid war unten im Schlund gewesen, wo Kataria zugesehen hatte, wie Inqalle gestorben war, wo Kataria Naxiaws Blut vergossen hatte, wo Kataria es vorgezogen hatte, einen Menschen zu beschützen. Riffid war gerade dabei, Inqalle in den Dunklen Forst zu begleiten. Riffid hörte, wie Naxiaw sie um die Kraft bat, den Verräter zu töten, der auf ihn geschossen hatte.
    Riffid würde nicht auf sie hören.
    Und sollte sie tatsächlich dieses Abenteuer hier überstehen, wusste sie nicht, ob es überhaupt noch jemand tun würde.
    Dann versuchte sie sehr lange, gar nicht zu denken.
    Diese lange Zeit dehnte sich zu einer noch längeren Zeit. Und auch wenn ihr Verstand sich schließlich damit zufriedengab, stumm zu bleiben, war ihr Körper dafür umso geschwätziger. Sie konnte sich zwingen, nicht an all das zu denken, was passiert war, aber Lenks Geruch hing noch in ihrer Nase. Sie spürte immer noch die Anspannung seiner Muskeln, als sie ihre Nägel in seine Haut grub, sie konnte seinen Schweiß schmecken, sein Blut, fühlte seine Haut auf ihrer, als er …
    Das hilft auch nicht weiter, dachte sie mürrisch. Gedanken an ihn lenkten ebenso ab wie Gedanken an die anderen, und das eine führte unausweichlich zum anderen. Als sie plötzlich einen gewissen natürlichen Drang verspürte, versuchte sie, ihren Verstand und

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