Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Verkleidung.
Selbst wenn die schwarze Krone auf seinem Kopf nicht gewesen wäre, mit den drei brennenden, glühenden Steinen, selbst wenn er auf etwas anderem geritten wäre als auf einer Kreatur, die nur aus Muskeln, Krallen, Kiefern und sechs zuckenden Ohren bestand und so schwarz war wie Kohle, hätte keine Kleidung sein wahres Wesen verbergen können. Seine Grausamkeit befleckte das weiße Tuch, seine Bosheit sickerte durch es hindurch.
Und er war direkt da unten.
Er wartete darauf, getötet zu werden.
Ihre Finger packten die Fiederung ihres Pfeils fester, als ein Aufschrei durch die Kolonne ging. Ein eisernes Heulen, das von Einheit zu Einheit wiederholt wurde, bis es die von Sheraptus erreichte. Die ganze Kolonne kam knirschend und ächzend zum Stehen. Fremdartige Flüche brandeten auf, Fragen wurde gestellt, denen, da war Kataria sicher, Drohungen folgten. Xhai schmetterte ihre Faust einem weißhaarigen Langgesicht auf den Kopf, das unmittelbar neben ihr stand, und blaffte einen Befehl. Die Frau gehorchte mit einem Knurren. Die Carnassia schnaubte und wendete ihr Reittier. Dann trottete sie zu Sheraptus.
»Irgendetwas versperrt uns da vorn den Weg«, knurrte sie. »Die Kurzhände brauchen mehr Muskeln, um es beiseitezuschaffen.«
»Keine Eile«, erwiderte Sheraptus. Seine Lippen zuckten schwach.
Kataria hatte auf dem Weg hierher nichts auf der Straße gesehen. Es kümmerte sie jedoch auch nicht. Die Kolonne hatte angehalten. Und er war direkt vor ihr, saß ruhig auf seiner Bestie, lächelte und wartete auf einen Pfeil in seiner Gurgel.
Seine purpurne Haut leuchtete in dem gedämpften Licht. Sein Kehlkopf bewegte sich bei jedem Atemzug. Und bei jedem Atemzug, den er machte, wurde er größer, ein großer, fetter Pickel, der förmlich darum bettelte, durchbohrt zu werden.
Sie hielt den Atem an, als sie den Bogen hob und die Sehne spannte. Die Koralle zitterte leicht. Die Bogensehne ächzte in stiller Erwartung.
Auf der Straße erzitterte das Reittier, auf dem Sheraptus saß, vor Unruhe. Seine Ohren fächerten sich auf, als es seinen augenlosen Blick über die Straße gleiten ließ. Kataria schoss nicht. Das Tier konnte sie doch nicht gehört haben … oder doch?
Sie hatte keine Zeit, lange zu überlegen. Die Nervosität von Sheraptus’ Reittier übertrug sich rasch auf die anderen und von dort wie ein Lauffeuer auf die Niederlinge. Xhai blickte auf ihr eigenes Tier, als es seine Ohren auffächerte und ein leises, aufgeregtes Wimmern ausstieß.
» QAI AHN !« , schrie sie und riss ihr gewaltiges Schwert von der Schulter. Die Kriegerinnen um sie herum folgten ihrem Beispiel. Sie packten ihre Waffen und erhoben sie vor sich, während sie sich misstrauisch zusammenscharten.
Kataria wartete noch mit ihrem Schuss. Sie hielt den Atem an und bekämpfte den überwältigenden Drang, ihrer Panik nachzugeben und wegzulaufen. Sie blieb ruhig.
Bis zu dem Moment, in dem er aus dem Augenwinkel etwas Grünes aufblitzen sah.
Etwas war da unten in den Korallen und bewegte sich. Etwas mit Waffen. Etwas mit hellen gelben …
Shalake, konnte sie noch denken. Du blöder Hurensohn!
» SHENKO - SA !«
Die Shen sprangen aus dem Dickicht, schwangen Macheten und brüllten Schlachtrufe, während ein Pfeilhagel sie begleitete wie eine Schar anhänglicher Welpen. Die Geschosse fanden ihre Ziele zuerst, gruben sich in die Hälse der Niederlinge und in ihre nackte purpurne Haut. Die Langgesichter fielen gurgelnd und mit überraschten Schreien zu Boden, Trittsteine aus Metall und Haut für die Shen, die Waffen schwingend durch die Reihen stürmten.
Einer von ihnen stürzte sich auf Sheraptus. Er hatte seine Machete hoch erhoben, um ihm den Schädel mit der schwarzen Krone zu spalten. Doch dann schrie er auf, sprang von einem gefallenen Langgesicht hoch in die Luft und wurde, wie ein Vogel von einem metallenen Falken, vom Himmel gerissen.
Xhais Klinge schrie nicht so laut und bewegte sich weit weniger elegant als der Echsenmann, aber ihr Geheul war metallisch und unerbittlich, und ihre Schneide war extrem bösartig. Sie fing den Echsenmann mitten im Sprung ab, der daraufhin zur Erde polterte, wo er mehrmals aufprallte.
In zwei Teilen.
Kataria ließ ihren Blick rasch über das Kampfgeschehen gleiten. Die Pfeile flogen immer noch, aber die Niederlinge, die getroffen wurden, stürzten nicht mehr. Sie knurrten böse, als wären diese Pfeile nur Moskitos, die sie stachen, keine Pfeile, die in ihren Armen und Beinen steckten. Sie
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