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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Gedanken ertönten melodisch in seinem Kopf, wie ein Löffel, der die Suppe umrührte, in die sich sein Gehirn verflüssigt hatte. Ich möchte dich trösten, mit einem …
    Hör auf. Hör auf, in mir zu denken.
    »Wir können auch gern Worte benutzen, wenn du das möchtest«, sang sie.
    Nein, nein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich noch Lippen habe.
    »Öffne deine Augen, Gelehrter.«
    Ich halte das für eine schlechte Idee.
    Er tat es trotzdem.
    Es war eine schlechte Idee.
    Die Schlacht in dem Sandkreis tobte immer noch. Die Niederlinge schienen sich ganz gut zu halten, wenn sie nicht sogar die Oberhand gewannen. Jede Kriegerin stand bis zu den Knien in Leichen, während sich die Froschwesen auf sie stürzten. Abysmyths wateten durch Fluten von Fleisch, bückten sich gelegentlich und pickten eine Niederling aus dem Meer der Kämpfenden. Dann falteten sie den widerspenstigen Körper zu einem purpurnen Knoten zusammen und warfen ihn sich zerstreut über die Schulter. Sie achteten nicht auf die Klingen, die sich in ihren Brustkorb bohrten, oder auf die Pfeile, die ihre Kehlen durchlöcherten. Erst als sich eine Carnassia, vollkommen außer sich vor Wut, von dem Kampf losriss und einer dieser Monstrositäten mit ihrer vergifteten Klinge den Arm abhackte, schienen sie zu bemerken, dass hier eine Schlacht stattfand.
    Ihr Vater schien dem Massaker um ihn herum noch weniger Aufmerksamkeit zu schenken.
    Daga-Mer und der Sturm bewegten sich im Gleichklang über das Feld. Jedes Mal, wenn der Titan seinen Fuß aufsetzte, erklang ein Donnern, das die Schreie der Froschwesen und der Niederlinge erstickte. Jedes Mal, wenn das höllische Feuer in seinen Augen über das Schlachtfeld glitt und ein Ziel fand, zuckte ein Blitz daraus hervor und schoss freudig erregt auf den bevorstehenden Untergang zu. Jedes Mal, wenn seine gewaltige Faust zu Boden sauste, füllten rote Pfützen ein flaches Grab im Sand.
    Dreadaeleon wurde nicht bemerkt, weil er zurzeit mitten unter einem kleinen Stapel von Leichen lag. Was ihm nur recht war. Er hatte überhaupt nichts dagegen, an diesem Gemetzel nicht teilzunehmen.
    Weshalb er nur sehr schwer begründen konnte, warum er sich erhob, auch wenn er ziemlich zittrig auf den Beinen stand.
    »Gelehrter!« Er spürte Grünhaars Hand auf seiner Schulter. Sie stützte ihn. »Du kannst dich unmöglich schon so gut fühlen, dass du das bewerkstelligen kannst, woran du denkst.«
    Vielleicht hatte sie ja gewusst, was er vorhatte, noch bevor er diesen Gedanken formuliert hatte, oder aber er war tatsächlich so berechenbar. Denn aus welchem Grund sollte ein dürrer, kleiner, kranker Jüngling in einem schmutzigen Mantel sich einfach aufrappeln und in ein derartig brutales Getümmel stürzen?
    Was wollte er denn bewirken?
    Wollte er sich in das Gewühl werfen, Sheraptus oder seinen Leichnam suchen, die Krone aufspüren und sie benutzen, um seine Freunde zu retten, die … sehr wahrscheinlich ganz woanders waren? Oder wollte er sich in die Schlacht werfen, in der Hoffnung, dass er sich sein ganzes Leben lang geirrt hatte? Wollte er vielleicht erleben, dass die Götter tatsächlich existierten und ihm zudem so wohlgesonnen waren, dass sie ausgerechnet ihm die Gunst gewährten, all dem hier ein Ende zu bereiten? Oder wollte er nur noch diese Krankheit fühlen, die ihn gepackt hatte, und dann einfach sterben?
    All diese Pläne waren selbstverständlich schrecklich, und je länger er darüber nachdachte, desto dümmer kamen sie ihm vor.
    Das war ein ausreichender Grund, um einfach nicht länger nachzudenken. Es war besser zu handeln. Theoretisch jedenfalls.
    Er musste alles tun, was er konnte, um Sheraptus aufzuhalten. Er musste tun, was nötig war, um den anderen zu helfen, wo auch immer sie sein mochten. Er musste alles versuchen, um zu beweisen, dass er noch nicht so schwach und nutzlos war wie alle anderen …
    Er unterdrückte einen Schrei. Eine unsichtbare Hand hämmerte gegen seinen Kopf, und ein schmerzhafter Stich zuckte durch seinen Schädel. Fiebrige Hitze und eisige Kälte durchströmten ihn abwechselnd, und ein ungeheurer Druck schien sich plötzlich auf ihn zu legen. Er kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, dann rang er nach Atem, und dann musste er sich bemühen, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Magie. Ungeheuer viel Magie.
    Dadurch gelang es ihm wenigstens recht schnell, Sheraptus aufzuspüren, auch wenn das männliche Langgesicht mitten in diesem Gemetzel keineswegs besonders deplatziert

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