Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
sein. Nie genug, um die Wahrheit zu verändern.
    »Wahrheit ist etwas höchst Subjektives.«
    Du hast sie ermordet.
    »Die Wahrheit ist …« Der Satz endete in krampfhaftem Husten.
    Du hast ihr die Kehle aufgeschlitzt.
    Er versuchte zu antworten, etwas zu erwidern. Aber sein Husten drohte ihm den Hals zu zerreißen. Die Luft hier draußen war zu sauber, zu wohlriechend. Er brauchte abgestandene Luft, er brauchte Gestank.
    Du hast sie alle ermordet.
    Er fiel auf die Knie. Warum nur war die Luft so verdammt sauber? Trank denn heutzutage niemand mehr?
    Du fährst zur Hölle.
    Er inhalierte tief. Es fühlte sich an, als würden sich gezackte Messer in seine Kehle graben, als bohrten sich spitze Scherben in seine Lunge. Selbst das Atmen tat weh. Denken verursachte Schmerzen. Er kniff die Augen zusammen, während er nach Luft rang.
    Es war so verdammt hell hier draußen. Er gehörte in eine Flasche, in irgendetwas Feuchtes, Muffiges, Dunkles, das ihn auf nette Weise auf die Finsternis vorbereitete, in die er bald einfahren würde.
    Das war die Wahrheit. Darauf lief es hinaus, das war es, was all das Trinken, Erbrechen, Weinen und Morden bewirkt hatte.
    Er fuhr zur Hölle.
    Er hatte sie alle ermordet.
    Er hatte sie ermordet.
    Und, wie aufs Stichwort, war die tote Frau da, als er die Augen öffnete. Jedenfalls ihre Füße waren da: Sie waren weiß, und ein weißes Gewand wehte ein Stück über ihnen. Klug wäre es gewesen, die Füße zu beobachten, sie anzustarren, bis dieser widerliche Anfall von Nüchternheit vorüberging und er in die Pfütze seines Erbrochenen starrte.
    Ein kluger Plan.
    Ein vernünftiger Mann.
    Er hob den Blick. Der Anblick war mittlerweile so vertraut, dass er ihn wahrnahm, bevor seine Augen ihn erfassten. Eine geisterhaft weiße Robe, ein gespenstisch weißer Körper, dünn und zerbrechlich. Die Kehle, aufgeschlitzt zu einer strahlend roten Blüte, aus der Blut auf ihre Gewänder tropfte. Feines schwarzes Haar, das um ihre Schultern hing. Aber das Schlimmste kam noch: ihr Lächeln, ihr grimmiges, wildes, hasserfülltes Lächeln.
    Er sah hoch. Die tote Frau betrachtete ihn finster. Die Tote hasste ihn.
    Das hatte sie vorher nicht getan. Nicht, als sie noch lebte. Und auch nicht, als er ihr die Kehle aufschlitzte.
    Damals war sie nur von ihm enttäuscht gewesen.
    Was irgendwie das Schlimmste war.
    »Steh auf!«
    Eine Stimme. Die Stimme einer Frau. Aber nicht die Stimme der toten Frau. Deren Stimme spürte er wie Klauen und Zähne auf seiner Haut. Diese Stimme jedoch bestand aus Luft und Hitze, war etwas, das er hörte.
    Der Stiefelabsatz, der sich in seine Schulter grub und ihn auf die Erde schleuderte, bestand allerdings keineswegs aus Luft und Hitze.
    »Ich würde lieber nicht aufstehen«, knurrte er und rappelte sich auf die Knie. »Ein Mann, der danach trachtet, sich über seine angestammte Position zu erheben, wird unweigerlich von den Göttern niedergestreckt.«
    »Wenn das wahr wäre, würde ich nicht hier stehen und auf dich hinunterblicken.«
    Aspers Stimme klang kalt. Ihr Blick war noch kälter. Er war fast erfrischend. Die Luft um sie herum wirkte etwas abgestandener, wahrscheinlich aufgrund der nahezu greifbaren Verbitterung, die sie ausstrahlte.
    Als er ihr in die Augen sah, verging ihm jeder Gedanke an etwas Erfrischendes. Etwas kochte in ihrem Kopf, hinter ihrem Mund, zeigte sich in einem messerscharfen Stirnrunzeln.
    Widerwille vielleicht. Weil er zu spät gekommen war, um sie in den Nächten zuvor zu retten, zu spät, um sie vor dem zu retten, was ihr widerfahren war. Verachtung, möglicherweise. Weil er gesehen hatte, was weder er noch sonst irgendjemand jemals hätte sehen sollen. Ein brennendes Gesicht, ein von Flammen umhüllter Körper, ein Arm, der wie eine hungrige Bestie pulsierte.
    Oder aber, und das war das Wahrscheinlichere, blanker Hass. Weil er wusste, was man ihr angetan hatte, weil er wusste, welche Hölle sie mit ihrem Arm mit sich herumtrug, und weil er sie seitdem keines Blickes mehr gewürdigt hatte.
    Oder war es ganz einfach nur Abscheu?
    »Was hast du herausgefunden?«, erkundigte sie sich.
    »In welcher Sache?«
    Sie starrte ihn an, ohne zu blinzeln. Er seufzte und massierte sich die Schläfen.
    »Nicht allzu viel«, erwiderte er. »Allerdings ist das wohl kaum sonderlich überraschend. Ich bin sicher, dass sie zum größten Teil aus Knochen …«
    »Muskeln«, fiel Asper ihm ins Wort. »Mehr als die Hälfte ihres Körpers machen Muskeln aus.«
    »Von mir aus.

Weitere Kostenlose Bücher