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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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reden. Er zuckte zusammen, als ihm klar wurde, dass er das ebenso glaubte wie sie. Er zuckte noch einmal zusammen, als er bemerkte, dass sie seine Reaktion bemerkt hatte und lächelte. Und zwar selbstzufrieden.
    »Du bist nicht dumm«, wiederholte sie. »Es ist so, wie es ist. Alles funktioniert so, wie es soll. Du nennst es un… unaus…« Sie grunzte und spie auf den Boden. »Ihr habt dafür ein albernes Wort. Niederlinge wissen es, weil sie es sind . Aus dem Nichts ins Nichts. Wir leben, wir töten, wir sterben. Das ist alles.«
    Sie sah ihn abwartend an. Bei ihrem Blick überlief ihn eine Gänsehaut; es hatte etwas damit zu tun, dass man diesem Blick nicht folgen konnte, weil ihre Augen milchig weiß waren und weder Iris noch Pupille aufwiesen. Er schüttelte sich.
    »Aber du willst gern dumm sein«, fuhr sie fort. »Du willst glauben, es gäbe einen anderen Weg, das hier zu tun. Du willst glauben, dass ich unter diesem Schmerz zusammenbreche. Aber ich habe schon Schlimmeres ausgehalten.«
    Er hörte ein widerliches Knacken und wusste, dass sie ihre Faust hinter ihrem Rücken ballte. Dass er ihren Arm, der nur noch eine formlose Masse aus Fleisch und zerbrochenen Knochen war, nicht sehen konnte, war ein schwacher Trost. Der immer schwächer wurde, jedes Mal, wenn sie die Faust ballte. Die Knochen bewegten sich, Fleisch und Haut schmatzten feucht, wenn sie die Verletzung einfach ignorierte, nur um ihn zu irritieren.
    Und es funktionierte. Es erinnerte ihn daran, wie viel Schmerz sie bereits ertragen hatte. Er war dabei gewesen, als es passierte. Er hatte gesehen, wie Asper es getan hatte.
    »Du möchtest gern glauben, dass ich dir alles sage, was du wissen musst.« Sie grinste. »Denn dann kannst du dir einreden, dass du genauso dumm bist wie alle anderen und dass du es einfach nicht wusstest. Aus diesem Grund kippst du dir stinkendes Wasser in den Hals. Und deswegen redest du mit unsichtbaren Himmelsleuten.«
    Ihr Lächeln bohrte sich in seine Haut.
    »Ich wette, dafür habt ihr auch ein dummes Wort«, sagte sie.
    Er hätte gern geschmatzt. Aber sein Mund war plötzlich so trocken, so taub, dass er seine Lippen nicht einmal spürte, als ihm das Wort entschlüpfte.
    »Verleugnung«, flüsterte er.
    »Dumm«, knurrte sie. »Vollkommen dumm.«
    »Dem muss ich widersprechen.«
    Sie schwieg. Sie sah ihn aufmerksam an. Es war höchst unangenehm.
    Trotzdem fuhr er fort.
    »Wenn man akzeptiert, dass alles immer auf eine bestimmte Art und Weise geschieht, akzeptiert man auch, dass es keinen Sinn hat, es ändern zu wollen«, antwortete er. »Aus diesem Grund hat es keinen Sinn, mir Informationen vorzuenthalten. Du bist hier. Ich bin hier. Ich habe das Messer. Wenn die Zukunft bereits in Stein gemeißelt ist, warum kämpfst du dann dagegen an?«
    »Ich sagte, du bist nicht dumm!«, schnarrte sie. »Also hör auf zu versuchen, mir das Gegenteil zu beweisen. Die Dinge sind, was sie sind, nicht was sie sein sollen. Wir sind zuverlässig, alles andere ist es nicht. Das ist es, was du nicht verstehst.«
    »Was dich betrifft?«
    »Was dich betrifft.«
    Sie beugte sich vor. Seine Nasenflügel bebten, seine Augen zuckten, und selbst seine Ohren vibrierten, erfüllt von ihr. Von ihrem Gestank, ihrem Schweiß, der Hitze ihres Blutes, das in ihren Adern rauschte, dem Knacken der schweren Knochen unter den Muskelsträngen. Alles, was ihn anwidern sollte und ihn auch tatsächlich anwiderte, all das, was, wie er wusste, in ihr war.
    »Du willst glauben, dass eine Möglichkeit besteht, mich nicht zu töten«, flüsterte sie. Ihr Atem war heiß und hart wie geschmiedetes Eisen. »Denn wenn ich lebe oder wenn jemand anders mich tötet, kannst du so tun, als wärst du nicht das, was du bist. Du kannst dir einreden, du hättest nicht bereits in dem Moment gewusst, dass du mich töten musst, als wir uns trafen.«
    »Wir haben uns nicht getroffen. Du hast versucht, mich zu töten. Ich habe dir einen Dolch in den Leib gerammt.«
    »Und genauso machen wir es jetzt. Mit Eisen.«
    In ihrem Lächeln lag nichts Primitives. Kein Hass, keine Wut, keine Gier. Und auch nichts Raffiniertes. Kein Entzücken über dieses Leiden, kein einziger komplexer Gedanke. Es war etwas anderes, etwas Einfaches, Dummes und Unveränderliches.
    Überzeugung.
    »Aber du bist nicht dumm. Du weißt, dass dies hier mit Blut an deinen Fingern endet.«
    Etwas klickte in ihm. Sein Rückgrat straffte sich. Sein Arm straffte sich, seine Finger zuckten. Das Messer flog ihm aus der

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