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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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klaffende Wunde.
    »Frag ihn noch einmal.«
    Sie flüsterte.
    »Bitte.«
    Jetzt spürte sie, wie er starb. Sie fühlte, wie das Blut trocknete, wie die Haut schwarz wurde, wie die Organe versagten. Schmerz. Qual. Ihre Finger tranken es wie Wasser, all das Leiden im Blut. Ihr Arm wurde schwer, vollgestopft mit Qualen. Sie spürte, wie sie in sie hineinsickerten, in ihren Arm, vom Tod ins Leben.
    Dann fühlte sie, wie sein Leben rückwärts vor ihm ablief, aus der Dunkelheit in ein brennendes Licht gezogen wurde. Sie spürte, wie Haut von Stahl geküsst wurde, hörte das Geräusch von Luft, die zischte, bevor ein Körper auf dem Boden landete. Sie hörte den Atem, den eine Frau einsog, als ihr Ehemann darauf wartete, sie zu ermorden, hörte den Schrei einer Mutter, die einem Mörder das Leben schenkte.
    Asper kreischte. Ihr Arm loderte. Ihre Haut war in etwas strahlend Weißes getaucht, etwas Grauenvolles, Gieriges, das seinen Schmerz trank und schwarze Knochen zurückließ, während es mit jedem Tropfen, den es trank, heller wurde. Sie schrie. Und trotz ihrer Schreie konnte sie ihn hören. Sie hörte den Dämon in ihrem Arm.
    Was ist das, es gefällt mir nicht, es schmerzt, ich kann es fühlen, warum tut es weh, warum kann ich hier nichts finden, ich kann das reparieren, ich kann dafür sorgen, dass es funktioniert, ich werde dafür sorgen, ich kann alles gesund machen, das werde ich, mach dir keine Sorgen, fürchte dich nicht.
    Sie hatte dieses Gefühl schon einmal empfunden, als sie in Sheraptus’ Klauen gewesen war, als sie zugesehen hatte, wie eine junge Frau starb. Damals hatte es ihren Schmerz aufsaugen wollen, hatte sich danach gesehnt, sie zu heilen, wie Asper es gewollt hatte. Sie öffnete die Augen jetzt lange genug, um einen Blick auf ihren Arm zu werfen. Es war keine Haut mehr da. Keine Kleidung. Nur das strahlend weiße Licht. Nur der schwarze, der tiefschwarze Knochen. Nur das Blut, das sich wieder verflüssigte, die Haut, die sich zusammenzog, die Organe, die aus ihrem Schlaf erwachten.
    Nur das Licht.
    Wegen ihrer eigenen Qual konnte sie das immer lauter werdende Krachen in der Ferne nicht hören. In dem Licht konnte sie den Strom von Wasser nicht sehen, der sich über den Boden ergoss. Als sie spürte, wie Denaos’ Körper warm wurde, als sie den Schmerz in ihrem eigenen Arm fühlte, merkte sie nicht, wie die Erde unter ihr bebte.
    Es war der Augenblick, bevor die Wand aus Wasser sie verschluckte, der Augenblick, als sie Luft holte und das Ding in ihrem Arm verstummte, der Augenblick, als das Wasser gerade durch den Durchgang strömte. In diesem Augenblick herrschte vollkommenes Schweigen, es war der Moment, wo sich der Gänsekiel auf das Pergament drückte.
    Sie hörte, wie Denaos ausatmete, als der silberne Schein sie beide vollkommen umhüllte.
    Gariath erreichte den oberen Rand der Treppe, nachdem er einen großen Teil seines Lebens auf den Stufen zurückgelassen hatte. Dann blickte er zur Flanke des Berges hinauf und sah die gemeißelte Ulbecetonth, die die Arme ausgestreckt hatte und wohlwollend lächelte. Er warf einen Blick über die Schulter, um herauszufinden, worüber zur Hölle sie so verdammt glücklich war.
    Leichen. Einige von ihnen waren seine Freunde. Blut. Einiges davon war sein Blut. Die Schlacht im Sandkreis tobte weiter, so wie sie toben würde, bis alle tot waren. Noch waren nicht alle gefallen. Die Niederlinge, die die Worte »friss Dreck und stirb« nicht kannten, schlugen auf die Dämonen ein, die mit gurgelnden Stimmen zu ihnen sprachen und mit ihren Klauen nach ihnen griffen. Wie sie es immer tun würden.
    Vielleicht war es einfach so, dass die Rhega ein solches Leben führten, von Schlacht zu Schlacht zogen. Dass sie auf einem Berg voller Leichen standen und sagten: »Dafür haben wir gekämpft.« Er hatte genau das getan, oder besser, er hatte es vorgehabt. Er hatte vorgehabt, über dem Leichnam von Daga-Mer zu stehen, seine Freunde anzusehen und zu sagen: »Dafür habe ich gekämpft. Für diese Menschen. Sie sind nicht meine Familie. Sie stehen mir nicht einmal nahe. Nur die Shen standen mir nahe. Und ich habe sie verlassen. Für diese Menschen.«
    Vielleicht hätte es besser geklungen, wenn er tatsächlich auf dem Leichnam eines gewaltigen Dämons gestanden hätte.
    Aber er würde hier sterben, allein, oben auf einer Treppe, umgeben von Wasser und nur mit einer Leiche, mit der er all das teilen konnte.
    Mahalar.
    Der Älteste der Shen war verbrannt und zerfetzt, lag da

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