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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Tropfen, die in seinen Schädel sickerten, durch die winzigen Löcher, welche die Spitzen der Krone in die zarte Haut seiner Stirn bohrten. Er konnte ihr Flehen hören, ihr Jammern, die Schrecken eines jeden Einzelnen, der sich im Chor mit den anderen zu einem klebrigen Brei von Schmerzen vermischte, Schreie, die er nicht abschütteln konnte.
    Die Gonwa. Sie schrien, als ihr Leben in seinen Schädel floss, durch seine Kehle, in seinen Körper.
    Er warf einen Blick auf seine Hände und bemerkte, dass sie fest und stark waren. Er spürte, wie der Zerfall weggebrannt wurde, wie seine Schwäche in die Steine sickerte, die sich in der Krone befanden, und zu jemand anderem transportiert wurde.
    Dreadaeleon fühlte sich stark. Unglaublich stark.
    Das wäre eine ungeheure Erleichterung gewesen, wäre er in der Lage gewesen, das Schreien zu überhören.
    »Sie wollen nicht aufhören, nicht wahr?«
    Sheraptus lächelte immer noch, als sich Dreadaeleon zu ihm umdrehte. Trotz seiner blassen Augen und seines zerbrechlich wirkenden Körpers strahlte das Langgesicht so, als hätte sich nichts geändert.
    »Es ist mir zunächst auch schwergefallen, mich daran zu gewöhnen«, sagte Sheraptus, während er langsam aufstand. »Irgendwann wirst du lernen, sie auszuschließen.«
    Dreadaeleon konnte das nur schwer glauben. Sie schrien so lange und so laut, der Schmerz war so klar wie Kristall. Er hätte sich die Krone vom Kopf gerissen und sie auf den Boden geworfen, wenn nicht …
    Verdammt, mein Alter!, verwünschte er sich. Nicht so. Du solltest das nicht fühlen. Das ist Häresie. Es ist Hochverrat. Es verletzt jeden Eid, den du abgelegt hast, und verstößt gegen alles, was du gelernt hast. Es ist … es ist …
    »Es ist Macht«, warf Grünhaar ein, die neben ihn getreten war. »Es ist die Macht, allem ein Ende zu bereiten.« Sie deutete mit ihrem Arm über das Schlachtfeld. »Die Macht zu tun, was kein anderer vermocht hat.«
    »Bei allem, was recht ist, ich habe durchaus versucht, das zu tun«, widersprach Sheraptus. »Aber die Himmelsleute hatten einen anderen Plan für mich.«
    »Und fang mit ihm an«, zischte Grünhaar und deutete mit einem Finger auf Sheraptus, während sie die andere Hand auf Dreadaeleons Schulter legte. »Er hat versucht, dich zu töten. Er hat der Seemutter getrotzt. Er dient noch weit finstereren Herren als der Krakenkönigin.«
    »Halt den Mund«, antwortete Dreadaeleon und rieb sich die Augen. »Lass mich … lass mich einfach nachdenken.«
    Das war schwierig. Die Schmerzensschreie der Gonwa wurden nicht schwächer. Jedes Gramm ihres Lebens, das in ihn strömte, das seine Seuche wegbrannte, seinen Körper mit Leben erfüllte, wurde von einem Schrei zu einem Gott begleitet, ein Flehen zu einer Mutter, zu einem Bruder, mit der Bitte um Errettung.
    »Ich würde nicht zu lange warten«, antwortete Sheraptus. »Möglicherweise wird sie deiner überdrüssig und sorgt dafür, dass jemand anders dich tötet, so wie sie es bei mir gemacht hat.«
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Grünhaar.
    »Ja, hör nicht auf mich, kleine Motte. Hör nicht auf den Einzigen hier, der mit dieser Kreatur eine Abmachung hatte. Hör nicht auf den Mann, der weiß, was sie vorhat. Sie behauptet, sie wolle Frieden, Segen, für die Seemutter oder für wen auch immer. Aber sie ist nur an einem interessiert, an Macht. Genau wie im Prinzip jede vernunftbegabte Kreatur. Ich kann es ihr nicht einmal verdenken.«
    »Gelehrter«, sagte die Sirene und zerrte an seiner Schulter. »Ignoriere ihn. Alles, was ich tat, tat ich, um diese Welt zu retten, um sie vor Ulbecetonth zu bewahren, um den Willen der Götter zu erfüllen.«
    »Ah, und genau da irrst du dich.« Sheraptus hob einen Finger. »Natürlich behauptest du, du würdest den Göttern dienen. Du beauftragst natürlich andere, es für dich zu tun, ihre Macht zu benutzen, um ihnen in deinem Namen zu dienen, aber du bedienst dich einer falschen Macht. Der Macht einer Lügnerin. Eine Macht, die ich nicht wirklich einzuschätzen wusste, bis die Himmelsleute mir alles vollkommen deutlich gemacht haben.«
    Er deutete nach oben, in den blutroten Himmel, und lächelte. Dann holte er Luft und stieß den Atem als Eiswolke aus.
    »Und daher nenne ich dich eine Heuchlerin, die sich ihrer Macht bedient und ihrer Knechtschaft, und respektiere ihre Abneigung gegen dich.« Dreadaeleon sah es. Die Handbewegung, das Zucken der Lippen, das den Bann verkündete. Er sah die Eiskristalle, die sich in der Wolke aus

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