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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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wie die Asche eines erloschenen Feuers. Seine Augen waren immer noch von einem matten Gelb, hatten immer noch einen starrenden Blick, als Gariath sich ihm näherte. Der Drachenmann bückte sich und hob den Echsenmann in seine Arme. Merkwürdig, dachte er; diese Augen sehen lebendig aus, so als würden sie etwas von mir erwarten. Aufmunternde Worte? Einen Bericht?
    Warum zur Hölle nicht?
    »Der Kampf läuft nicht gut«, erklärte der Drachenmann. »Dein Volk ist geflohen. Sie haben ihre Gelübde vergessen und sind geflüchtet. Einige leben. Andere nicht.« Er schniefte. »Ich dachte, du solltest es wissen.«
    Es waren vielleicht nicht die besten letzten Worte. Vielleicht war es auch nicht das, was der Älteste in seinem Nachleben hören wollte. Aber einen Augenblick lang sahen die Augen des Shen aus, als würden sie dunkler, als würden sie von dem weggleiten, woran sie sich dort klammerten.
    Allerdings konnte das auch an dem gigantischen Schatten liegen, der über sie fiel.
    Gariath drehte sich um und sah ihn. Daga-Mers Licht pulsierte gedämpft, gleichmäßig und blutrot, als er sich über den Drachenmann beugte, der ganz oben auf der Treppe stand. Mit seiner riesigen Klaue umklammerte der Titan die Brücke. Abgestandene Luft, die mit roter Gischt durchsetzt war, fegte mit jedem langen, rasselnden Atemzug aus seinem Schlund. In der Tiefe einer leeren Augenhöhle brannte ein rotes Feuer, das auf Gariath gerichtet war.
    Der Drachenmann trat einen Schritt zurück und spürte etwas unter seinem Fuß. Er blickte hinab und sah ein kleines Rinnsal aus Wasser, das unter der Tür hinter ihm hervorsickerte. Daga-Mer bewegte sich vorwärts, wuchtete seinen ungeheuren Körper mit lautem Donnern auf die Steine. Er hob die Hand, ballte sie zu einer Faust und machte Anstalten, sie auf den winzigen roten Parasiten krachen zu lassen, der auf dem Stein vor ihm stand. Es herrschte tiefstes Schweigen. Die ganze Schöpfung hielt den Atem an, aus Angst, bemerkt zu werden.
    Fast die ganze Schöpfung.
    Gariaths Ohrlappen fächerten sich auf, als er das Geräusch wahrnahm. Es war ein fernes Rumpeln, das ständig lauter wurde. Das Rinnsal unter seinem Fuß floss schneller, ergoss sich über die Brücke, lief zwischen Daga-Mers Fingern hindurch. Die schwarze Haut des Titanen zischte und dampfte. Der gewaltige Dämon schien es nicht zu bemerken.
    Gariath schon.
    Der Drachenmann warf sich Mahalars Leichnam über die Schulter und sprang; er kletterte über einen Schutthaufen und in die Arme des Abbildes von Ulbecetonth, das über dem Eingang eingemeißelt war.
    Im nächsten Augenblick schossen Wasser und Gischt mit lautem Brausen aus der Öffnung, wie Drachenodem aus dem Maul einer alten steinernen Bestie. Sie spülten über Daga-Mer hinweg, trafen ihn wie eine Faust und tauchten ihn in ein silbernes Glühen. Der Titan heulte vor Qual, als das Wasser wie etwas Lebendiges über ihn hinwegfegte und seine schwarze dampfende Haut in Brand zu setzen schien.
    Er brüllte, er schlug um sich, er streckte seine riesigen Hände aus, als wollte er das Wasser zurückstoßen. Aber das Wasser strömte weiter über ihn. Das Wasser war erbarmungslos. Das Wasser verzehrte ihn.
    Gariath sah zu, wie Daga-Mer in einer gigantischen Dampfwolke unter einer ungeheuren Woge verschwand. Er erhob sich mit einem lauten Heulen noch einmal. Seine weißen Knochen kamen zum Vorschein, als seine schwarze Haut wie Pfützen unter der Sonne schrumpfte. Er stürzte unter der Wucht des Wassers, stand noch einmal auf, ohne ein Geräusch zu machen, streckte eine Knochenhand aus, als wollte er Gariath packen, mit dem Hass, der diese Knochen noch lang genug am Leben erhielt, um mit der skelettgleichen Klaue zuzuschlagen, bis er dann erneut in den Wassermassen versank.
    Diesmal erhob er sich nicht mehr.
    Gariath sah zu, wie das Wasser endlos aus der Öffnung rauschte, die Treppen hinabströmte und auf das Schlachtfeld darunter floss. Er zog seine Augenwülste zusammen. Rein theoretisch wäre das ein hervorragender Moment, um irgendetwas Bemerkenswertes zu sagen.
    Doch in diesem Augenblick erhaschte er einen Blick auf sie. Die Menschen; die beiden Großen; sie wurden von dem Wasser mitgerissen und hinuntergespült. Lebten sie? Waren sie tot? Unwichtig. Ihm blieb nur eines zu tun und folglich auch nur eines zu sagen.
    Er drehte sich zu Mahalar herum und grunzte.
    »Halt die Luft an.«
    Stimmen ohne Worte. Schreie ohne Substanz. Unendliche Qualen. Er hörte sie, als wären es flüssige

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