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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Frost bildeten und sich zu einem spitzen Eiszapfen formten. Er sah ihn an sich vorbeifliegen. Er spürte die Wärme ihres Lebens, das auf sein Gesicht spritzte, als der Eiszapfen sie mitten in die Brust traf, sie zu Boden riss und dort festnagelte. Er sah all das, noch bevor es überhaupt passierte, während es passierte und nachdem es passiert war.
    Und er tat nichts.
    Grünhaar lag auf dem Sand, mit weit aufgerissenen Augen, in denen sich das kalte Blau des eisigen Speers spiegelte, der sie auf der Erde festnagelte. Sie streckte eine Hand nach ihm aus, als bäte sie ihn darum, sie hochzuziehen, als würde nicht ein spitzes Stück Eis in ihrer Brust stecken. Sie rang keuchend nach Luft, während Blut aus ihrem Mund lief.
    »Warum?«, stieß sie keuchend hervor. »Warum hast du ihn nicht daran gehindert?«
    »Da hat sie wirklich nicht ganz unrecht.«
    Als Dreadaeleon zu ihm herumfuhr, war sein Lächeln erloschen. Das Langgesicht blickte Dreadaeleon einfach nur an, musterte die großen Augen des Jünglings, die vor Schreck zusammengebissenen Kiefer, und blinzelte.
    »Was ist?«
    »Du hast sie getötet!«, sagte Dreadaeleon.
    »Verzeih mir, aber hast du nicht aufgepasst? Ich töte ständig irgendjemanden.«
    »Aber sie … sie hat dir doch geholfen. Sie war deine Verbündete. Du hast mit ihr eine Abmachung getroffen und hast sie getötet wie …«
    »Na und? Sie hat dir ebenfalls geholfen, und du hast zugesehen, wie sie starb. Du hast die Krone, du hättest mich aufhalten können.«
    »Ich war verwirrt, diese schrecklichen Schreie, sie sind einfach …«
    »Das hat mit den Schreien nichts zu tun. Es sind keine anderen Schreie als die, die du schon gehört hast. Du hättest mich aufhalten können. Du hättest sie retten können.«
    Dreadaeleon blieb nur das Schweigen. Und Grünhaars Blut, das knisternd auf dem Eis gefror.
    »Du schämst dich«, bemerkte Sheraptus. »Vielleicht hast du auch Angst. Ich habe genauso empfunden.« Jetzt kroch ein Grinsen über sein Gesicht, als hätte er das, was er jetzt sagen würde, schon seit Äonen sagen wollen. »Das Bewusstsein, wie unbedeutend alles ist, und dann die Erkenntnis, dass es nicht von vornherein unbedeutend ist, sondern dass die Perspektive es unbedeutend macht. Man betrachtet kleine Krabben und staunt, wie winzig sie sind, ohne zu begreifen, wie ungeheuer groß man selbst daneben ist.
    Zusammenfassend würde ich sagen, sie starb, weil du es nicht länger als bedeutend erachtet hast, sie zu retten. Nicht angesichts dessen, was du sonst noch mit dieser Krone machen kannst.«
    »Magie sollte nicht auf diese Weise benutzt werden.« Er zuckte zusammen, als ein weiterer Chor von Schreien durch seinen Kopf hallte. »Nicht so.«
    »Da verstehst du etwas falsch. Macht, Magie, Nethra. Das alles ist ein und dasselbe. Es ist da, um benutzt zu werden. Als philosophisches Konzept ist es vollkommen wertlos. Götter sind genauso. Sie sitzen nicht da und warten darauf, vom Jammern der Schwächlinge belästigt zu werden. Sie warten auf etwas, das ihrer wert ist. Kurzum, sie warten auf mich, kleine Motte. Ich lebe noch, weil ich ihre Kraft und die Chancen, die sie mir gegeben haben, genutzt habe.«
    Dreadaeleon hatte nicht bemerkt, wie die Elektrizität auf den Fingern des Langgesichts knisterte, bis er die Hände hob und ihm den Blitzstrahl ins Gesicht schleuderte.
    »Genauso, wie diese Macht da nicht dir gehört.«
    Als das Langgesicht das Wort sprach und den gezackten Blitz aus seinen Fingern schoss, konnte Dreadaeleon zur Verteidigung nur noch kraftlos die Hand heben. Aber in diesem winzigen Moment, den es brauchte, war auch nicht mehr nötig. Er fühlte, wie die Elektrizität in seine Haut drang, als gehörte sie dorthin, wie sie in seinen Körper sickerte und in seinen Fingerspitzen verschwand, ohne mehr als ein paar verirrte Funken tanzen zu lassen. Sie knisterte in ihm und richtete sich in seinem Körper ein wie in einem neuen Heim.
    Die beiden Magier sahen sich erschrocken an, weil keiner von ihnen das erwartet hatte. Doch beide hatten keine Gelegenheit, lange darüber nachzudenken.
    Das ferne Rumpeln wuchs zu einem Brausen an. Sie drehten sich herum und sahen, wie eine Mauer aus Wasser die Treppe hinabraste und sich zu einer ungeheuren Woge auftürmte. Sie fegte in einer erbarmungslosen Flutwelle die Lebenden und die Toten hinweg, die Schreienden und die Stummen, die Gläubigen und die Ungläubigen.
    »Ah.« Sheraptus seufzte. »Verstehe.« Er schnalzte mit der Zunge. »Sie sind

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