Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
doch ging. Aber wenn sich ein unverrückbares Gesetz als hinfällig erweist, was ist dann mit den anderen? Was können wir sonst noch damit tun? Was alles kann noch zur Bedeutungslosigkeit verdammt werden?«
Er trat zurück. Das Wasser hing in der Luft, nicht länger eine Säule, nicht einmal größer als ein Mensch. Es war selbstverständlich blau und flüssig. Aber alles andere daran, der Fall ihres Haares, die Flossen auf ihrem Kopf, das kristallene Summen, das sie von sich gab, als Dreadaeleon gegen ihren flüssigen Körper schnippte, war … sie.
»Die Sirene«, brummte Gariath. »Du hast sie einfach … du hast …«
»Ich habe«, antwortete Dreadaeleon strahlend. »Ich kann. Lenk, Kataria, alle anderen, vielleicht sogar alle Shen, die heute ihr Leben verloren haben, falls wir ihre Leichen finden. Wenn die Macht übertragen werden kann, wenn ein Lebewesen in reine Energie verwandelt werden kann, dann kann es ganz gewiss auch rekonstruiert werden. Und mit entsprechender Motivation und wenn man gründlicher darüber nachdenkt, als Sheraptus das getan hat, könnte ich sicher sogar …«
Er lächelte strahlend, als er sich zu Gariath herumdrehte.
»Bei allen Göttern, ist dir eigentlich klar, was das …?«
Sein Lächeln erlosch, als Gariath ihn schlug.
»Ja.« Der Drachenmann grunzte, als er den Jüngling auffing und ihm die Krone vom Kopf riss, bevor er ihn ins Wasser fallen ließ. Das flüssige Ebenbild von Grünhaar stürzte platschend neben ihm ins Nichts. »Ich begreife sehr wohl.«
So viele Probleme die Krone auch bereitet hatte, in Gariaths Händen war sie wie Papier. Das Eisen bog sich mit leisem, wimmerndem Quietschen, als er sie zu einer unkenntlichen schwarzen Masse knetete.
»Was machst du da?«, stammelte Dreadaeleon und richtete sich taumelnd auf. »Was zur Hölle machst du da, du Schwachkopf? Hör auf! Das ist vielleicht die einzige Chance, die wir jemals bekommen werden, um …!«
»Nichts, was du sagst, könnte mich dazu bringen, damit aufzuhören«, knurrte Gariath und presste die Krone immer weiter zusammen. »Und nur wenige Dinge, die du sagen könntest, dürften mich davon abhalten, dich erneut zu schlagen.«
Er drehte sich um und warf die Kugel weg. Sie flog durch die Luft und verschwand irgendwo zwischen den riesigen Röhren des Kelp. Dreadaeleon kratzte sich den Kopf. In seinem Verstand schien plötzlich Leere und Enge zu herrschen.
» Warum hast du das gemacht?«, fuhr er Gariath an.
»Das war ein verfluchtes, böses Ding.«
»Kannst du mir vielleicht auch sagen, warum das ein verfluchtes, böses Ding war? Weil du es nicht verstanden hast? Weil du nicht weißt, wie irgendetwas funktionieren kann, wenn du es nicht verprügeln musst, damit es etwas macht?«
»Genau«, knurrte Gariath, »weil ich es nicht verstehe. Und weil ich nicht verstehe, wie jemand glauben kann, dass man einfach eine Leiche nehmen, irgendetwas hineintun und sie dann wieder ein lebendes Wesen nennen kann. Ebenso wenig verstehe ich, wie jemand glauben kann, eine solche Macht zu besitzen, wäre etwas Gutes.« Er schnaubte. »Also, aufgrund des Mangels an jeglichem tieferen Verständnis halte ich mich an die Gewalt. Dieses Prinzip hat bisher für mich ganz ausgezeichnet funktioniert.«
Dreadaeleon öffnete den Mund zu einer scharfen Erwiderung, blieb jedoch stumm, als sein Blick vom Rand des Rings angezogen wurde. Der Wald aus Kelp teilte sich, als sie aus den Schatten traten. Es waren so wenige, dass die Röhren nicht einmal zu bemerken schienen, wie sie an ihnen vorbeigingen.
An der Spitze trottete eine Kreatur mit gebeugtem Rücken und einem langen Splitter im Auge. Ihm folgten die anderen. Sie trugen die ausgestreckten Körper eines Mannes mit silbernem Haar und einer blutüberströmten Frau. Beide bewegten sich nicht. Es waren nur sehr wenige, die aus dem Wald kamen.
Shalake sagte nichts, als er an Gariath und Dreadaeleon vorbei auf das eisige Floß und den verbrannten Leichnam von Mahalar blickte. Er sagte immer noch nichts, als er seine wenigen überlebenden Brüder ansah, die vortraten und Lenk und Kataria ebenfalls auf das Eis legten. Und er sagte nichts, als er sich bückte und begann, den Leichnam eines seiner Gefährten aus dem Wasser zu ziehen.
Sie alle blieben stumm, als sie die Shen einsammelten, die bereits wussten, dass sie tot waren, und die von denen auf das Eis gelegt wurden, die sich das erst eingestehen mussten.
36
LEBEWOHL FÜR DIE TOTEN
Der Rauch war so dicht, dass er selbst
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