Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
als der Blitz in den Himmel zischte, spürte die Spannung, die in seinen Arm schoss, als ein weiterer Energiestrahl ins Nichts rauschte. Sein Arm pochte wütend, die Elektrizität erschütterte Muskeln und Knochen, aber er ließ nicht los. Die Götter hatten ihm eine Botschaft geschickt.
Er war entschlossen, ihr zu folgen. Oder bei dem Versuch unterzugehen. Wie auch immer.
Bralston packte zu, presste die Hand gegen Denaos’ Brust. Die Kraft, die ihn in die Luft geschleudert und auf die Erde geworfen hatte, griff jetzt in ihn hinein. Diese unsichtbaren Finger glitten durch seine Haut und seine Rippen. Sie suchten nach etwas, das lebenswichtig war, tasteten herum, bevor sie es endlich fanden.
Dann drückten sie zu.
Vielleicht war es seine Lunge. Oder es war sein Herz. Jedenfalls konnte er es sich nicht leisten, lange zu überlegen, nicht, wenn er das Gefühl hatte, die Luft würde aus ihm entweichen wie schmutziges Wasser, das man aus einem Lappen wrang. Bralston lächelte nicht, gab durch nichts zu erkennen, dass er dies hier genoss.
Er war ein guter Mann, einer, der diesen Kampf überleben sollte. Trotzdem, er wäre keineswegs der Erste, der das nicht tat.
Denaos’ rechte Hand zuckte, und sein Griff um Bralstons Handgelenk verlagerte sich. Das Messer, das in seinem Handschuh versteckt war, federte heraus und sang sein blutiges Lied. Es durchtrennte Bralstons Handgelenk mit einem einzigen blutroten Ton, der vom Heulen des Bibliothekars unterlegt wurde.
Die Finger in Denaos’ Innerem zogen sich so weit zurück, dass sie ihn außen packen und wegschleudern konnten. Dabei ertönte ein reißendes Geräusch, als würde frisch geschöpftes Papier zerfetzt.
Bralston blutete. Bralston wütete. Er packte mit der anderen Hand sein blutüberströmtes Handgelenk und versuchte, die Blutung zu stillen. Er sah hoch, als Denaos aufsprang und die Klinge über seinen Kopf hob. Bralston zog die Augen zu Schlitzen zusammen, als er den Assassinen ansah.
Und dann sprach er ein Wort .
Lenk fühlte sich kein bisschen leichter, als er sein Wams über den Kopf zog und sich des Kettenhemds darunter entledigte. Auch als er das grobe Unterhemd ausgezogen hatte und halb nackt im Wind saß, fror er nicht. Jedem anderen Mann wäre das merkwürdig vorgekommen.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, antwortete die Stimme seinen Gedanken.
Er sagte nichts.
»Weder für Kälte noch für Schmerz noch für irgendetwas anderes. Wir haben eine Pflicht zu erfüllen. Wir haben Kreaturen zu töten. Erst sie , dann sie, und dann die anderen . «
Er schloss die Augen und horchte auf Aspers Schritte, als sie hinter ihn trat und ihren Medizinbeutel auf den Stamm neben ihm stellte. Sie warf einen kurzen Blick auf den Verband auf seiner Schulter und zog ihn dann vorsichtig zurück, um die Stiche zu untersuchen. Er hätte es spüren sollen.
»Sie spricht. Die Fibel. Sie ruft. Jeden, der zuhören will. Aber sie können sie nicht hören. Die Dämonen können sie nicht hören. Ich schon. Wenn du genau hinhörst, kannst du das auch. Sie ruft uns zu der Insel, sie …«
Und wenn sie recht hat?
Er hatte das nicht denken wollen, hatte nicht beabsichtigt, es die Stimme hören zu lassen, und hatte sie ganz gewiss nicht unterbrechen wollen. Aber die Stimme blieb stumm.
Wo sind die Beweise? Wo ist der Himmel? Woher kommen die Dämonen überhaupt?
Die Stimme antwortete nicht. Er sprach auch gar nicht zu ihr. Aber er spürte ihre Gegenwart, spürte unsichtbare Augen, die ihn finster musterten.
Ulbecetonth nannte sie Kinder. Sie bat mich, sie nicht zu ermorden. Sie weinte um sie. Er rieb sich die Schläfen. Sie bot mir eine Fluchtmöglichkeit … Ließ mich gehen, wenn ich dafür ihre Kinder verschonte. Welcher Dämon macht so etwas?
»Du zweifelst.«
Ich überlege.
»Da gibt es keinen Unterschied.«
Das ist das Problem, stimmt’s? Seit letzter Nacht scheint alles anders zu sein.
»Letzte Nacht?«
Mein Schwert fühlte sich zu schwer an. Alles schien zu schwer. Vielleicht sind es Zweifel … Aber selbst Unsicherheit wäre schon Unterschied genug, oder?
»Es hat sich nichts verändert«, erklärte die Stimme kristallklar. »Entledige dich des Zweifels. Ich werde alles andere vertreiben. Ich werde dich durch jeden Schmerz führen, durch jede Angst. Du kannst deine Pflicht nicht ohne meine Hilfe erfüllen. Und ich kann meine Pflicht nicht ohne dich tun. Keiner von uns existiert allein. Es gibt uns nur gemeinsam.«
Das sagst du, aber wenn ich den Schmerz
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