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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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hin flüsterte, etwas, das sie stärker machen sollte. Etwas, an das sie nicht glaubte.
    »Dann mach doch, was du willst«, meinte sie und packte ihren Medizinbeutel.
    Er spürte, wie sie verschwand. Er war davon überzeugt, dass sie zu ihm zurückblickte. Sie wollte noch etwas sagen.
    »Sie wird es nicht tun.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Sie ist härter geworden, stiller. Wie ein Felsbrocken.«
    »Sie tut nur so. Sie ist immer noch so schwach und heruntergekommen wie der Rest. Das ist ihr Verrat.«
    »Moment mal … Sie verrät uns, weil sie schwach ist?«
    »Das ist eine subtile Sünde, aber eine nicht weniger tödliche. Sie will, dass wir scheitern, weil sie selbst scheitern will. Sie weigert sich, unseren Körper zu heilen. Sie versucht, uns zurückzuhalten. Sie versucht, uns Zweifel einzuimpfen. Das ist ihr Verrat. Dafür wird sie sterben.«
    »Sterben …« Seine Stimme klang wie ein schmerzhaftes Echo, als würde sie mit sich selbst reden.
    »Weil sie uns verrät«, schnarrte die Stimme. »Dafür werden sie alle sterben.«
    »Ja, sie sterben«, sagte er. »Sie alle werden … Warte, warum sollen sie sterben? Sie … sie haben uns im Stich gelassen, aber …« Er zuckte zusammen. »Mein Kopf tut weh. So wie gestern Nacht.«
    »Du redest schon wieder davon. Die gestrige Nacht war traumlos, dunkel, erholsam.«
    »Nein, das war sie nicht … Sie war …«
    »Das reicht!«, unterbrach ihn die Stimme wütend. »Ignoriere es. Ignoriere sie. Höre auf uns. Höre auf das, was wir tun. Wir erfüllen unsere Pflicht. Wir suchen die Fibel.«
    »Aber mein Kopf …«
    »Schmerz kann uns nichts anhaben. Was auch immer geschieht, wir werden es überstehen. Wir werden hart sein, so hart, wie sie niemals zu sein vermag.«
    Lenks Blick glitt unwillkürlich zu dem Feuer, zu den rauchenden Resten der zerstückelten Niederling, zu dem Griff des Dolches, der zwischen den Steinen steckte, die die Feuerstelle umringten. Die Klinge glühte weiß von der Hitze.
    »Schmerz hat nichts zu bedeuten«, flüsterte er.
    »Schmerz hat nichts zu bedeuten«, wiederholte die Stimme.
    »Es gibt keinen Schmerz«, sagte er und stand auf. »Es wird keinen Schmerz geben.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Und wenn du nicht lügst, wenn es keinen Schmerz gibt …« Er ging zum Feuer und streckte die Hand aus.
    »Das habe ich nicht …« Zum ersten Mal stammelte die Stimme. »Was … was machst du da?«
    Lenk packte den Griff und spürte die Hitze. Er presste die Klinge auf seine Schulter und spürte, wie sie brannte.
    » HÖR AUF !«
    Bralston hörte den Klang seines Wortes nicht.
    Aber er sah es.
    Er sah zu, wie sein Wort seine Kehle verließ. Er sah, wie seine Stimme mit einem Gurgeln auf einer großen roten Fontäne hinaussprudelte. Er sah, wie sein Leben sanft auf die Erde spritzte und in bebenden Tropfen darüberrollte.
    Er sah die Klinge, die er nicht wahrgenommen hatte, als sie ihr Ziel fand. Er sah, wie sein Leben auf ihr schimmerte. Er sah, wie der Mörder sie reinigte und dann in ihr Versteck in seinem Handschuh zurückschob.
    Als wäre das hier einfach nur ein weiterer Mord. Ganz alltäglich.
    Der Mörder stand vor ihm und klopfte sich bereits den Staub von seinem Körper. Das dunkle Blut war auf seiner schwarzen Lederkleidung nicht zu erkennen. Er sah Bralston an, unbewaffnet, sauber, als hätte er nicht gerade einen weiteren Mord zu seiner Schuld hinzugefügt.
    Der Einzige, der ihn anklagen konnte, war Bralston. Und Bralstons Stimme lag in einer dicken Pfütze auf dem Sand.
    Nein.
    Er sank auf die Knie.
    Nein, verflucht!
    Er schwankte, während ihm allmählich dunkel vor Augen wurde.
    Nicht so.
    Er spürte, wie er nach vorn fiel.
    Anacha, wir wollten …
    »Imone.«
    Er hörte das Wort, als er die Hände spürte, die ihn festhielten. Er blickte hoch, sah das saubere Gesicht des Mörders, sah seinen tödlichen Blick. Der Mann zog seinen Handschuh aus und drückte ihn gegen das strahlend rote Lächeln in Bralstons Kehle. Es genügte nicht, um ihn zu retten. Es reichte, damit er zuhören konnte.
    »Sag es«, befahl der Mörder.
    Bralston gurgelte.
    »Sie war nicht die Hundeherrin. Sie hatte einen Namen. Imone. Sag ihn!«
    »Im … Ihmooghne«, gurgelte Bralston.
    Der Mörder starrte ihn an. Er schien beleidigt zu sein, dass ein Mann mit einer durchtrennten Gurgel so undeutlich sprach.
    »Sie hatte eine Stadt«, sagte der Mörder. »Sie hatte einen Namen.« Er stand auf und ließ Bralston auf die Erde fallen, wo er platschend in seinem

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