Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
nicht fühle …
»Du fühlst ihn nicht.«
Aber …
»Nein, tust du nicht.«
Er tat es nicht.
Das Messer der Niederling hatte ihn ernsthaft verletzt. Die Wunde war nicht gerade klein. Das Nähen war sehr schmerzhaft gewesen, und er hatte viel Blut verloren. Er hatte solche Wunden schon zuvor gehabt. Er wusste, dass es jetzt wehtun sollte, wo Asper ihn untersuchte, ihn berührte, drückte, das gerötete entzündete Fleisch um die Nähte herum reinigte.
Tat es aber nicht.
»Und?« Seine Stimme war so grimmig wie die Wunde.
»Die Wunde heilt«, erwiderte Asper. »Ein bisschen Salbe, regelmäßige Umschläge, dann bist du bald wieder gesund.«
»Hervorragend«, sagte er und griff nach seinem Hemd. »Ich suche dich auf, wenn ich zurückkehre.«
»Moment.« Sie legte ihm eine Hand auf die unversehrte Schulter und zog ihn zurück. »Du brauchst Salbe, Breiumschläge, Bandagen und vor allem Nachhilfe in den Zeitformen der Verben. Die Wunde heilt, aber du bist noch nicht geheilt.«
»Dann wird sie eben auf dem Weg nach Jaga weiter heilen«, erwiderte er gereizt.
»Mir ist klar, dass ich mir noch nie die Mühe gemacht habe, dir die Feinheiten meines Handwerks zu erklären, aber Medizin arbeitet nicht ganz so, wie du denkst, du Blödmann.« Er hörte, wie sie in ihrem Medizinbeutel herumkramte. »Du wirst nicht gesund werden, wenn du lebend von Schlangen oder … Echsenmännern gefressen wirst.«
»Die Shen fressen keine Menschen.« Lenk warf ihr einen finsteren Blick über die Schulter zu, während sie einen stinkenden Breiumschlag auf seine Wunde drückte. »Glauben wir jedenfalls. Ich meine, es sind Reptilien, gewiss, aber das ist Gariath auch. Und er hat noch nie jemanden gefressen … jedenfalls nicht vollständig.«
»Jetzt stellst du dich absichtlich dumm.«
Ihr Seufzer klang irgendwie vertraut, weniger müde als frustriert. »Hör zu, ich will nicht, dass du stirbst. Es war nicht einfach, diese Wunde zu nähen, und wenn du jetzt losrennst und mit deinem Schwert herumfuchtelst, wird sie wieder aufreißen, und du wirst verbluten, ohne dass ich dir helfen kann.«
»Niemand kann sagen, was passieren wird, und wenn die Wunde aufreißt, kann Kataria …«
»Nein«, unterbrach ihn die Stimme, bevor Asper etwas sagen konnte. »Das kann sie nicht. Wir werden sie nicht mehr auch nur in unsere Nähe lassen.«
»Das kann sie nicht«, sagte Asper. »Mich interessiert nicht, was sie sagt, und es kümmert mich auch nicht, was du sagst. Du wirst dort hinsegeln, um zu kämpfen, und folglich wirst du sterben.« Sie warf einen mutlosen Blick auf das Kettenhemd, das bei seinen anderen Kleidungsstücken lag. »Es ist schon dumm genug, dass du dieses schwere Ding trägst.«
»Es ist besser, wenn ich mich schon jetzt daran gewöhne, es zu tragen, damit ich nicht noch einmal so eine Wunde davontrage.«
»Es gibt noch einen anderen großartigen Weg zu verhindern, dass du dir eine solche Wunde einhandelst. Zum Beispiel, wenn du auf deinen Plan B zurückkommen würdest«, erwiderte sie mürrisch. »Du weißt schon, derjenige, laut dem wir nicht irgendwelchen Büchern hinterherjagen, sondern stattdessen zum Festland zurücksegeln und uns nie wieder begegnen. Der Plan hat mir gefallen.«
»Das wird aber niemals passieren.« Der Zorn in Lenks Stimme klang kalt und war deutlich hörbar. »Und pass auf, was du sagst. Denaos wird wütend sein, wenn er herausfindet, dass du versuchst, seine Rolle als zynischer, wertloser Nörgler zu übernehmen.«
Asper riss unvermittelt den Breiumschlag herunter. Dann schlug sie mit der Hand rasch und fest auf die Schulter. Er spürte, wie es brannte, fühlte, wie er zusammenzuckte, und wusste, dass es viel stärker hätte schmerzen müssen. Aspers vor Wut zitternde Stimme legte nahe, dass sie genau das erwartet hatte.
»Wage ja nicht, mich mit ihm zu vergleichen!«, zischte sie leise. »Er ist ein wertloser, weinerlicher Feigling, der sich im Dreck suhlt. Ich versuche, das zu tun, was jeder täte, der ein Gewissen hat, und gebe dir Informationen, die dein Leben retten können.«
»Feigling«, flüsterte die Stimme.
»Feigling«, wiederholte er.
»Wir brauchen sie nicht.«
»Ich brauche niemanden.«
»Schmerz kann uns nichts anhaben. Wir werden uns weder von Schmerz noch von Blut noch von Feiglingen aufhalten lassen.«
»Wir werden uns nicht aufhalten lassen«, sagte er.
Er spürte, wie sich ihr Blick in seinen Hinterkopf bohrte, fühlte, wie sie zitterte. Er hörte, wie sie etwas vor sich
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