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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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entdeckte Mathilde zusammengesunken im Sessel. Vorsichtig berührte sie die Schulter der Tante.
    Â»Verzeih mir«, sagte sie leise.
    Mathilde schlug die Augen auf. »Was war los mit dir? Ich bin dageblieben, weil du offensichtlich nicht in der Verfassung warst, dich um Leni zu kümmern.«
    Â»Ich war nur furchtbar müde«, log Greta.
    Mathilde würde ihr nicht glauben und die Wahrheit hören wollen, aber vielleicht gewann sie ja etwas Zeit. Wenn sie Christoph in diesem Moment erwähnen musste, würde sie wieder in Tränen ausbrechen. Die Wunde war noch zu frisch.
    Zu ihrer Überraschung ging Mathilde jedoch nicht näher darauf ein.
    Â»Heute hast du einen freien Tag«, stellte sie fest.
    Â»Das stimmt«, erwiderte Greta. »Ich hatte vor, mit Leni zu Hagenbecks zu fahren. Selbst wenn sie die Löwen und Elefanten nicht sehen kann, so kann sie die verschiedenen Gerüche wahrnehmen, die Geräusche hören und …«
    Ã„chzend erhob sich Mathilde aus dem Sessel. »Den Tierpark verschieben wir. Da kann Leni immer noch hin, wenn sie endlich sehen kann.«
    Greta machte einen Schritt zurück. »Was soll das heißen?«, fragte sie, obwohl sie schon ahnte, was kommen würde.
    Â»Wir haben einen Termin in der Hamburger Augenklinik. Um zehn Uhr müssen wir dort sein. Also zieh dein bestes Kleid an und steck dir die Haare hoch. Um Leni kümmere ich mich. Gerlinde kommt auch mit, und Siggo fährt uns.«
    Â»Siggo«, stieß Greta aus. »Hat er etwa hinterrücks …?«
    Â»Nein. Siggo weiß selbst noch von nichts. Gerlinde und ich sind der Meinung, dass sich irgendwer mal darum kümmern muss, was für Leni das Beste ist.«
    Beschämt senkte Greta den Blick. Sie hatte an sich selbst gedacht, an ihre eigene Enttäuschung bei einem schlechten Ausgang der Untersuchung. Hatte sie Lenis Wohl darübervergessen? Sie beschloss, nicht länger darüber nachzudenken. Nur gut, dass die beiden älteren Frauen sich zusammengetan hatten.

    Eine Stunde später fanden sich Greta, Mathilde und Leni beim Stall der Freesens ein. Max und Moritz waren bereits angespannt, eben kamen Gerlinde und Siggo aus dem Haus. Greta fand, er sah ein wenig gelöster aus, aber er mied ihren Blick.
    Â»Du musst jetzt wieder lieb zu ihm sein«, flüsterte Leni ihr zu. »Siggo ist sonst ganz traurig.«
    Greta strich ihr übers Haar. »Ist gut.« Sie war noch immer verwirrt über Siggos seltsames Verhalten. Sie sagte sich jedoch auch, dass Siggo sie niemals verraten würde, so wie Christoph. Zudem wollte sie alles tun, damit Leni ruhig blieb. Die Lütte spürte natürlich die Spannung, die in der Luft lag, und sie hatte ihr Frühstück kaum angerührt.
    Â»Wir fahren nicht zu den Tieren«, stellte sie fest, als alle in der geräumigen Kutsche saßen. Da es ein warmer Frühlingstag war, hatte Siggo das Verdeck heruntergeklappt, und nun ließ ein leichter Wind Gretas so mühsam hochgesteckte Locken tanzen.
    Â»Nein«, sagte sie. »Wir machen etwas anderes.«
    Â»Etwas Schönes?«
    Hilflos wechselte Greta einen Blick mit Gerlinde und Mathilde. Beide nickten ihr aufmunternd zu.
    Â»Ja«, sagte sie endlich. »Wir machen etwas Schönes. Wir fahren in ein Krankenhaus.«
    Â»Oh«, machte Leni. »Oliver ist in einem Krankenhaus gesund gemacht worden. Werde ich auch gesund gemacht? Aber eigentlich fühle ich mich gar nicht krank. Kann ich nachher vielleicht sehen?«
    Greta zog ihre Tochter fest an sich. »Das hoffe ich, meine Kleine. Das hoffe ich sehr.«
    Gerade rollte die Kutsche vom Hof, als Oliver angelaufen kam. »Wollt ihr etwa ohne mich los?«, rief er empört. »Ich will auch mit.«
    Â»Stell dir vor!«, rief Leni in seine Richtung. »Wir fahren in ein Krankenhaus, und ich kann dann sehen. Ist das nicht wunderbar?«
    Â»Warum bist du nicht in der Schule?«, erkundigte sich Mathilde halbherzig.
    Greta konnte ihr ansehen, dass sie ganz froh über sein Erscheinen war. Alle Erwachsenen wussten um die besondere Freundschaft der Kinder.
    Nun sprang er mit einem Satz in die Kutsche und quetschte sich neben Leni.
    Â»Ganz so schnell geht das aber nicht«, erklärte er ihr. »Erst musst du untersucht werden, und dann schnippeln die Ärzte an dir rum.«
    Die drei Frauen hielten erschrocken den Atem an, aber Leni lächelte. »Na klar«, meinte sie.

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