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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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Leni. Aber von Anfang an.« Während sie sprach, setzte sie sich auf die Bettkante und tupfte ihm mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
    Â»Wozu?«, gab Christoph erschöpft zurück.
    Â»Damit wir gemeinsam eine Lösung für das Problem finden. Und ich denke, dir schwebt da bereits etwas vor.«
    Also erzählte Christoph von neuem, diesmal ausführlicher als am gestrigen Abend. Er ließ nichts aus. Auch nicht die unglückselige Unterbringung des Kindes bei den Krögers in Barmbeck. Er unterbrach seinen Bericht nur, als Nelly mit Wasser, Haferbrei und Chinin kam, und fuhr fort, nachdem sie rasch wieder aus dem Zimmer gehuscht war.
    Als er geendet hatte, trat für eine Weile Stille ein.
    Endlich sagte Freia: »Dieser Junge, Oliver, der muss ein ganz besonderes Bürschchen sein. Zieht so mir nichts, dir nichts los und entführt ein fünfjähriges Kind.«
    Christoph nickte. Er war vom vielen Reden erschöpft. Seine Mutter reichte ihm etwas von dem Chininpulver und ein Glas Wasser. Dankbar schluckte er die Medizin und trank in großen Schlucken. Beim Anblick des Haferbreis drehte sich ihm jedoch der Magen um. »Später vielleicht«, murmelte er.
    Freia stellte den Teller beiseite und kam wieder auf Oliver zu sprechen. »Der Junge hat mehr für die Kleine getan als alle Erwachsenen zusammen.«
    Christoph beschloss, den Vorwurf in ihrer Stimme zu überhören. Trotzdem klang seine Antwort auch in seinen eigenen Ohren wie eine Verteidigung. »Ich wusste mir damals nicht anders zu helfen.«
    Â»Du hättest mich um Rat fragen können.«
    Â»Dich? Aber du hast Greta gehasst.«
    Nun war es an Freia Hansen, schuldbewusst dreinzuschauen. »Unsinn, ich hielt nur eine Verbindung zwischen dir und einer kleinen Köchin für unpassend.«
    Christoph stieß ein bitteres Lachen aus. »Eine Vergewaltigung dagegen ist schon passender.«
    Â»Rede nicht so dumm daher. Ich kenne deinen Bruder, und ich habe ihm im Laufe der letzten Jahre schon einige Fehltritte verziehen. Aber mit dieser Sache ist er zu weit gegangen.«
    Â»Und was willst du tun?«
    Freia Hansen dachte lange über eine Antwort nach. Schließlich meinte sie: »Ich kann meinem eigenen Sohnnicht an den Pranger stellen. Ein Skandal würde nicht nur unserer Familie, sondern auch der Bank deines Vaters schaden. Aber wir können gemeinsam dafür sorgen, dass das Unrecht an Leni wiedergutgemacht wird. Du sagst, ihre Augen sind untersucht worden? Kann der graue Star operiert werden?«
    Â»Das weiß Greta noch nicht. Aber wenn es möglich ist, dann wird eine solche Operation sicherlich sehr teuer. Deshalb habe ich gedacht…«
    Â»â€¦ dass unsere Familie dafür aufkommen soll«, beendete sie den Satz an seiner Stelle.
    Christoph hob die Brauen. »Du wusstest das?«
    Â»Warum hättest du sonst ausgerechnet jetzt mit dieser Geschichte herausrücken sollen?«
    Â»Und meinst du, Vater wird zustimmen?«
    Freia Hansen wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. »Dein Vater ist durch und durch Geschäftsmann. Wenn er mit einer großzügigen Spende einen Skandal vertuschen kann, so ist das für ihn ein gutes Geschäft. Er wird nicht so weit gehen, das Kind als seine Enkelin anzuerkennen …«
    Â»Aber du würdest es schon.«
    Freia nickte. »Ja«, sagte sie leise. »Ich schon.«
    Christoph schloss die Augen. Er wollte nur einen Moment ruhen, aber als er wieder erwachte, merkte er am Stand der Sonne, dass ein paar Stunden vergangen sein mussten. Seine Mutter hatte sich in den Lehnstuhl am Fenster gesetzt und schaute nachdenklich hinaus auf die Alster.
    Â»Mutter«, sagte er.
    Â»Du bist wieder wach. Gut. Dr. Weiß kommt in einer halben Stunde. Lass uns noch einmal Fieber messen.«
    Die Temperatur war unverändert, trotzdem fühlte sich Christoph etwas besser. Es mochte an dem ruhigen Schlaf liegen oder daran, dass er nun eine Verbündete hatte.
    Freia Hansen setzte sich wieder auf die Bettkante.
    Â»Es gibt noch etwas, worüber wir reden müssen. Diese Familie in Barmbeck …«
    Â»Die Krögers.«
    Â»Genau. Sie stellen eine Gefahr für uns dar. Sie hätten Strafe verdient, doch ich fürchte, sie könnten sich an uns rächen. Stell dir nur vor, sie setzten böse Gerüchte in die Welt, oder sie gäben gar dem Hamburger Abendblatt einen Hinweis. Es wäre nicht

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