Die Tortenbäckerin
Christoph auf, während Greta begann, das heruntergefallene Geschirr aufzusammeln. Die ganze Zeit über presste sie fest die Lippen zusammen, um nicht in lautes Lachen auszubrechen.
Christoph schaffte es, schnell wieder Ordnung in die Runde zu bringen. Nun saÃen die Damen mit erhitzten Gesichtern da, glucksten in sich hinein und versicherten Freia Hansen dann, was für ein ausgesprochen schöner Geburtstag dies doch gewesen sei. Nun müssten sie sich leider verabschieden, aber sie wollten doch bitte bald wieder zusammenkommen.
»Und Sie bringen uns dann wieder Ihre schönen Torten zum Probieren, nicht wahr, liebes Kind?«, sagte Martha von Spiegel zu Greta, und die übrigen Damen fielen sofort zustimmend ein.
Greta vergaà ihren Drang, zu lachen, und atmete erleichtert auf. Dies, so wusste sie plötzlich, war ihr endgültiger Durchbruch auch als Tortenbäckerin. Als Köchin war sie mit ihrem Lieferdienst bereits sehr erfolgreich, aber ihre besonderen Torten hatten bislang noch keine echten Liebhaber gefunden. Die Damen hätten auch verärgert reagieren können, aber sie nahmen ihren Schwips mit Humor und bewiesen damit, dass sie sehr viel menschlicher waren, als ihr steifes moralisches Korsett vermuten lieÃ.
Mechthild Klasen klopfte ihr im Vorbeigehen leicht auf die Schultern. »Gut gemacht«, raunte sie ihr zu. »Ich werde Sie ebenfalls demnächst engagieren. Aber die Torten für mich backen Sie bitte mit etwas weniger Likör.«
Greta versprach es und fragte nach MechthildsTöchtern. Sie erfuhr, dass Margarete und Ulrike nun viel Zeit mit ihrer Mutter verbrachten, und das machte sie froh.
SchlieÃlich waren alle Gäste gegangen. Greta räumte ab, Christoph saà erschöpft in seinem Sessel, seine Mutter kämpfte noch immer gegen ihren Schluckauf.
»Bitte«, sagte Greta und reichte ihr ein Glas Wasser. Der Blick, den Freia Hansen ihr zuwarf, war beinahe freundlich. »Es war ein gelungenes Fest«, sagte sie zwischen zwei Schlucken.
Greta nickte nur und machte sich daran, Teller mit Tortenresten einzusammeln. Im nächsten Moment war sie vergessen.
»Und du, mein Sohn? Ich sehe, du bist schon viel kräftiger.« Freia Hansen mochte noch guter Stimmung sein, aber ihrem Blick entging nichts.
»Das ist wohl wahr«, entgegnete Christoph. »Noch ein paar Wochen, und ich kann wieder zurückkehren nach Afrika.«
»Was du bloà immer mit deinem Afrika hast«, erwiderte Freia Hansen ratlos.
Die Türglocke enthob Christoph einer Antwort. Cornelius und Friedrich Hansen kehrten heim. Christoph wusste, gleich würden sie sich in die Bibliothek zurückziehen, um bei einer kubanischen Zigarre und einem guten Cognac über die Geschäfte des Tages zu sprechen. Nun, dachte er und wappnete sich innerlich, heute werde ich ihnen den Spaà verderben.
Er stand auf, ging mit schweren Schritten in die Diele und bat den Vater und den Bruder auf ein Wort in den Salon.
»Was gibt es denn so Wichtiges?«, erkundigte sichCornelius Hansen ungehalten. Sein abendliches Ritual war ihm heilig.
Friedrich grinste nur. Offenbar erwartete er einen saftigen Skandal. Nun, den soll er bekommen, dachte Christoph bei sich, aber anders, als er denkt.
Christoph war sich bewusst, dass Greta noch im Raum war. Er hoffte, sie würde richtig verstehen, was er gleich tun würde.
30
M ein Sohn, was ist nur los mit dir?« Langsam stellte Siggo seinen Kaffeebecher auf dem Küchentisch ab. Es war ein Fehler gewesen, für eine kurze Pause hinauf in die Wohnung zu kommen, das wusste er nun. Aber seine Mutter hatte ihn mit frischen HeiÃwecken und Himbeermarmelade gelockt, und er hatte nicht widerstehen können.
»Ich muss wieder hinunter«, sagte er nun. »Der Veterinär kommt jeden Moment. Eines der neuen Pferde lahmt schon seit zwei Tagen, und â¦Â«
»Du musst nirgendwohin«, schnitt Gerlinde ihm das Wort ab. Sie setzte sich ihm gegenüber und sah ihm fest in die Augen. »Du musst dir jetzt anhören, was deine Mutter dir zu sagen hat.«
Unter ihrem Blick wurde der groÃe kräftige Mann zu einem kleinen Jungen in kurzen Hosen und mit aufgeschürften Knien, der mal wieder etwas angestellt hatte.
»Worum geht es?«, fragte er knapp, obwohl er es doch genau wusste. Er zerkrümelte eine HeiÃwecke auf seinem Teller. Wieder wollte sich der Schleier zwischen ihn und die Welt legen. Er
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