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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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niemand dafür gefunden. Die Gegend hat nicht mehr den besten Ruf.«
    Â»Ach so.« Siggo runzelte die Stirn. Es schien ihn zu stören, dass er in dieser Runde den anderen kaum folgen konnte. »Du willst also die Kneipe pachten und die Küche für dein neues Geschäft benutzen.«
    Â»Kluger Junge.« Gerlinde schlug ihrem Sohn anerkennend auf die Schulter.
    Siggo griff über den Tisch nach Gretas Hand. Sie wollte zurückweichen, aber dann ließ sie es doch zu, dass ihre kleine Hand in seiner verschwand. Ihre Angst verflog ebenso schnell, wie sie aufgeflackert war, und ein nie gekanntes Gefühl von Geborgenheit durchströmte sie.
    Â»Ich bewundere dich«, sagte Siggo langsam. »Du hast mehr Schneid als ein ganzes Kavallerie-Regiment. Aber es ist alles nicht so einfach, wie du denkst.«
    Jetzt entzog sie ihm doch die Hand und funkelte ihn an. »Wer redet hier von einfach? Natürlich wird es schwer, und ich werde zunächst Geld ausgeben müssen, bevor ich etwas verdiene. Aber ich habe ein wenig sparen können,seit …« Sie sprach nicht zu Ende. Zu schmerzhaft war noch die Erkenntnis, dass es ihr finanziell besserging, seit Viola gestorben war und kein Geld mehr nach Bayern geschickt werden musste.
    Schnell fügte sie hinzu: »Und Tante Mathilde wird mir sicherlich helfen.«
    Â»Ich auch«, sagte Gerlinde ruhig. »Den Mutigen gehört die Welt.«
    Â»Und ich ebenso.«
    Alle drehten sich zu Erik Freesen um, der unbemerkt hereingekommen war und sich nun mit verschränkten Armen in den Türrahmen lehnte. »Der Schmied ist mit dem Beschlagen fertig«, erklärte er. »Und ich dachte, ich bekomme von meiner Frau etwas zu essen. Stattdessen wird hier ein Unternehmen gegründet.« Er sagte dies mit einem Augenzwinkern, um Gerlinde zu signalisieren, dass er ihr nicht böse war.
    Das Lächeln, das die Eheleute miteinander tauschten, ließ Greta leise aufseufzen. Wie es sich wohl anfühlen mochte, überlegte sie, nach so vielen Jahren und so schweren Zeiten einander immer noch so herzlich liebzuhaben?
    Siggo verlangte mit einem lauten Räuspern nach ihrer Aufmerksamkeit. »Auch ich werde dir selbstverständlich gern helfen. Wie du ja weißt, verfüge ich ebenfalls über ein paar Ersparnisse, die ich derzeit nicht anderweitig benötige.«
    Greta senkte den Kopf. Siggos Ersparnisse hatten Leni ein besseres Leben ermöglichen sollen, aber davon konnte nach wie vor keine Rede mehr sein. Sosehr sie sich auch um eine neue Pflegefamilie für die Kleine bemüht hatten, noch hatte sich niemand gefunden.
    Greta hatte schon ernsthaft an die Overbecks in den Vierlanden gedacht. Leni würde dort sicherlich liebevoll aufgenommen werden, und die ländliche Umgebung wäre gewiss gesünder für sie. Aber es gab zwei Dinge, die dagegen sprachen: Zum einen würde Greta ihre Tochter kaum noch sehen können, die Fahrt war einfach zu weit. Zum anderen waren die Overbecks einfache Leute. Sie würden dem Kind nicht die Förderung geben können, die es so nötig brauchte. Daher hatte Greta die Entscheidung bislang vor sich hergeschoben.
    Â»Verzeih mir«, murmelte Siggo, der wohl ahnte, was in ihr vorging.
    Mühsam brachte Greta ein schmales Lächeln zustande. Es war ein gutes Gefühl, Freunde zu haben. »Vielen Dank«, sagte sie dann in die Runde. »Ich kann eure Hilfe sehr gut gebrauchen.«
    Â»Ich weiß jetzt wieder, von welcher Kneipe ihr redet«, sagte Siggo. »Du musst eines bedenken, Greta. Der ›Dreimaster‹ steht seit einem Jahr leer, und auch zuvor hat der alte Egon den Betrieb mehr schlecht als recht geführt. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass sich die Räume nicht mehr in dem besten Zustand befinden.«

    Siggos Worte sollten sich als geradezu prophetisch erweisen. Als Greta, Siggo und Gerlinde eine Woche später zum ersten Mal den »Dreimaster« betraten, wichen sie sogleich voller Schrecken wieder zurück. Dann starrten sie einander ratlos an.
    Sie hatten sich den Schlüssel bei einem Advocaten an der Palmaille geholt, der sich im Namen von Egons Tochter um die Vermittlung der alten Kneipe bemühte. Der Mann hatte ausgesprochen erleichtert gewirkt. Offenbar hatte er schon lange nicht mehr damit gerechnet, den »Dreimaster« noch loszuwerden.
    Â»Ãœber die Pacht werden wir uns gewiss einig«, hatte er versprochen. »Schauen Sie sich die

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