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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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redest du?«
    Oliver stand mit offenem Mund da, Gerlinde hielt ein großes Graubrot fest in den Händen, anstatt es in Scheiben zu schneiden.
    Â»Von ›Gretas Lieferdienst‹ natürlich. Wovon sonst?«
    Â»Was?«, fragte Siggo.
    Â»Ã„h?«, machte Oliver.
    Â»Lieferdienst?«, wiederholte Gerlinde.
    Greta sah von einem zum anderen. Sie fühlte sich stark und mutig, sie dachte nicht an all ihre Sorgen, sie plante etwas Neues für die Zukunft.
    Â»Es ist doch so«, fuhr sie langsam fort. »Als Leihköchin komme ich auf lange Sicht nicht weiter. Bei den Stellings in Blankenese werde ich zum Beispiel nicht mehr gebraucht, weil die alte Köchin zurückgekehrt ist. Eine neue Anstellung ist nicht in Sicht. Jetzt beginnt auch noch die Fastenzeit, da wird in den bürgerlichen Haushalten einfach gekocht. Es gibt kaum Fleischgerichte, nur Fisch. Nichts Kompliziertes. Das machen die Hausfrauen zur Not auch allein.«
    Â»Greta«, mahnte Siggo. »Was soll das Ganze?«
    Â»Nun warte es doch ab. Ich bin gleich so weit. Also, ich habe mir ziemlich lange Gedanken gemacht. Wie oft habe ich gehört, dass eine Hausfrau über den großen Aufwand gestöhnt hat, den ein Fest oder nur eine Einladung zum Abendessen mit sich bringt. Solche Festivitäten finden sogar in der Fastenzeit statt, wenn etwa eine Verlobung gefeiert wird, wenn jemand gestorben ist oder wenn es eine Taufe gibt. Selbst wenn nur wenige Gäste kommen, muss tagelang vorgekocht werden. Es braucht ein besonderes Menü, und das gesamte Hauspersonal schuftet von früh bis spät. Ich habe das ja bei Hansens und bei den anderen Familien oft genug miterlebt. Da sagten dann ein paar Hausfrauen schon mal, wie hilfreich es wäre, wenn sie das eine oder andere Gericht fertig kaufen könnten. Nun, genau das werde ich ihnen bieten und noch mehr. Ich werde ein komplettes Menü kochen und ausliefern. Dann haben die Hausfrauen und ihre Köchinnen überhaupt keine Arbeit mehr. Ich denke, für den Anfang stelle ich drei verschiedene Menüs zusammen …« Sie merkte, dass sie kaum Luft geholt hatte, und atmete nun tief ein.
    Während der Mann und der Junge sie noch fassungslosanstarrten, erkannte Gerlinde das ganze Ausmaß von Gretas Vorschlag.
    Â»Das ist unglaublich! Du bist ein Genie, Greta! Ein Lieferdienst! Von so etwas hat man ja noch nie gehört. Das wird ein gutes Geschäft, ich spüre das. Vor allem wirst du die Preise selbst bestimmen können und bist nicht auf das magere Gehalt einer Köchin angewiesen. Und als krönenden Abschluss deines Menüs gibt es dann eine der Obsttorten mit dem ganz besonderen Likör.«
    Â»Ja!«, rief Greta begeistert. »Und wir verteilen natürlich wieder Handzettel in Altona und Hamburg. Vielleicht setzen wir auch eine Reklame in die Zeitung. Und auf Siggos Wagen kleben wir große Plakate, so wie die in Berlin auf den Litfaßsäulen. Aber unsere Plakate werden durch die ganze Stadt gefahren.«
    Â»Eine rollende Litfaßsäule«, murmelte Oliver entzückt. »Das ist toll.«
    Â»Aufhören!«, stöhnte Siggo. »Mutter, wo hast du die Rumbuddel versteckt?«
    Erst als er ein Glas getrunken hatte, während Oliver von Gerlinde nur Limonade bekam, fiel Siggo eine einigermaßen vernünftige Erwiderung ein. »Das klingt ja alles gut und schön, aber wo willst du so eine Küche finden, wie du sie brauchst? Und dann die Geräte, die nötig sind. Wovon sollen wir die bezahlen?«
    Greta lächelte, als er wir sagte, aber eine Antwort hatte sie nicht.
    Dafür mischte sich jetzt Oliver ein. »Der ›Dreimaster‹ hinter dem Altonaer Bahnhof«, sagte er.
    Â»Hast du von dem Rum genascht?«, erkundigte sich Siggo misstrauisch.
    Greta jedoch verstand sofort. »Oliver! Danke, das ist genau das, was ich brauche.«
    Wieder machte Siggo keinen sonderlich intelligenten Eindruck. »Was soll das denn jetzt? Spinnt ihr endgültig, oder bin ich schon besoffen? Was hat ein Segelschiff mit Gretas Lieferdienst zu tun? Und wieso liegt es nicht im Hafen, sondern hinter dem Bahnhof?«
    Â»Der ›Dreimaster‹ ist die Gaststätte vom alten Egon«, klärte Oliver ihn auf. »Der ist doch letztes Jahr gestorben, und seitdem ist da geschlossen. Egons Tochter hat nach Bremen geheiratet. Ich weiß, dass sie versucht, die Kneipe zu verkaufen oder zu verpachten, aber bisher hat sich

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