Die Tortenbäckerin
heute, wie man einen Biskuitboden zubereitet. Dazu gehört schon einiges Geschick.«
»Oh ja, eine Torte«, freute sich Greta, der so viel ungewohnter Rum zu Kopf gestiegen war. »Das machen wir. Und da kippen wir dann ordentlich viel Alkohol rein, dann werden alle Frauen, die von der Torte kosten, besonders lustig.«
Gerlinde sah sie nachdenklich an. »Gar kein schlechter Einfall. Das wäre mal etwas Neues.«
Gleich darauf waren die beiden Frauen konzentriert bei der Arbeit. Während Greta die Eier kräftig aufschlug, streute Gerlinde vorsichtig den Zucker ein und tat dann Mehl und Speisesoda hinzu. Als Gretas rechter Arm erlahmte, übernahm Gerlinde das Rühren und dozierte dabei: »Es kommt auf die genaue Zeit des Rührens an. Wird zu wenig gerührt, bleibt der Teig zu fest und klumpig, wird zu viel gerührt, wird die Masse zu groà und fällt beim Backen rasch wieder zusammen.«
Greta machte sich rasch ein paar Notizen in einem Schulheft, das sie mit sich führte, seit sie bei Gerlinde in die Lehre ging. »Und woher weià ich, wann ich genug gerührt habe?«
»Dazu braucht es AugenmaÃ, meine Liebe, und sehr viel Erfahrung.«
Noch zweimal wechselten sich die Frauen innerhalb dernächsten Stunde bei der anstrengenden Arbeit ab. Als sie ihre Arme kaum noch heben konnten, erklärte Gerlinde den Teig für fertig und lieà ihn von Greta vorsichtig in eine Backform füllen.
»Jetzt sofort in den Ofen damit, sonst fällt der Tortenboden auch gleich wieder zusammen.«
Gespannt wartete Greta auf das Ende des Backvorgangs. Sie beobachtete, wie Gerlinde nach einer Weile leicht mit dem Finger auf die Oberfläche drückte.
»Hier«, sagte sie zufrieden. »Probiere es selbst aus. Der Teig fühlt sich nicht mehr feucht an und ist in der Krume weich und luftig. Er ist genau richtig. Nun müssen wir ihn behutsam stürzen und dann mindestens eine halbe Stunde lang auskühlen lassen.«
Greta tat wie geheiÃen, und sie war der älteren Frau unendlich dankbar. Die Konzentration auf ihre Arbeit half ihr, sich zu entspannen.
Gerlinde sah aus dem Fenster. DrauÃen fielen dicke weiÃe Schneeflocken zu Boden. Es war Mitte Februar, und der Frühling lieà noch lange auf sich warten. »Wenn es doch nur bald wieder schönes frisches Frühlingsobst gäbe«, sagte sie seufzend. »Nun, heute werden wir uns mit Winteräpfeln begnügen müssen.«
Greta riss erstaunt die Augen auf. »Ãpfel und Biskuitboden? Passt das zusammen? Eigentlich gehört zur Apfeltorte doch Blätterteig und â¦Â«
»Mir scheint, meine Liebe, du hast wirklich zu viel Rum getrunken. Wir sind hier, um neue Rezepte auszuprobieren, schon vergessen?«
»Oh«, machte Greta und schämte sich ein bisschen. »Ãpfel und Biskuit, das wird bestimmt interessant.«
»Du sagst es. Und nun sei so lieb und geh in den Keller. In der Kiste neben dem Feuerholz liegen ein paar Dutzend Altländer Pfannkuchenäpfel. Die sind im November geerntet worden und haben jetzt genau die richtige Reife.«
Greta lächelte. Manchmal schien Gerlinde zu vergessen, dass sie es mit einer Köchin zu tun hatte. »Und zu Pfannkuchen schmecken sie mit ihrem süÃsäuerlichen Aroma besonders gut«, bemerkte sie.
»Stimmt«, gab Gerlinde ebenfalls lächelnd zurück. »Bring uns ein Dutzend nach oben.«
Greta tat wie geheiÃen und machte sich dann daran, die gelb-roten Ãpfel zu schälen. AnschlieÃend wurden die Früchte in Spalten geschnitten und mit ein wenig Butter und Zucker leicht gedünstet.
Als Nächstes wurde der Biskuitboden in drei dünne Scheiben geschnitten. Dies übernahm Gerlinde, versprach Greta jedoch, dass sie es beim nächsten Mal selbst versuchen durfte. Die abgekühlten Apfelspalten kamen auf den untersten Boden. Darüber verteile Gerlinde eine Creme aus geschmolzener Schokolade, Eigelb, Zucker und Sahne. Genauso verfuhr sie mit den nächsten beiden Lagen. Sodann wurde die ganze Torte noch mit der restlichen Schokoladencreme bestrichen, wobei sich Greta äuÃerst geschickt anstellte.
»Wunderbar«, lobte Gerlinde. »Ganz wunderbar. Du bist die geborene Tortenbäckerin.«
Eine Tortenbäckerin, dachte Greta stolz. Wer hätte das je gedacht. Die kleine Greta, auf die alle nur herabgesehen haben, ist nicht nur eine gute Köchin, sondern auch eine
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