Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
einem anderen Grund an. Pierferdinando und Pippa geben am übernächsten Samstag einen kleinen Empfang. Du bekommst noch eine schriftliche Einladung. Ich bitte dich sehr zu kommen. Und lass dir keine Ausrede einfallen, wie beim letzten Mal, als du angeblich zu irgendeiner Preisverleihung nach Deutschland musstest. Das hat die beiden sehr gekränkt.«
Robert räusperte sich. »Mamma, ich glaube, ich weiß, woher der Wind weht. Ihr wollt mir doch schon wieder irgendeine Heiratswütige vorstellen.«
In Donatellas Stimme schwang ein wenig Verzweiflung. »Wie oft haben wir schon darüber gesprochen! Auch das ist etwas, was keiner versteht. Weißt du, dass inzwischen viele denken, du bist … also … du machst dir nichts aus Frauen?«
Jetzt lachte Robert wieder. »Ja, das wär’s. Dein Sohn – ein schwuler Spieleerfinder. Mamma, genauso wenig, wie ich dich mit meinen Spielideen belästige, rufe ich dich doch nicht jedes Mal an, wenn ich ein Date habe.«
»Aber warum wird denn nie etwas Ernstes daraus?«, fragte sie, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte.
»Aus einem einfachen, ganz einfachen Grund: Die Richtige war noch nie dabei. Hübsch, attraktiv, sexy – okay. Andererseits zu arrogant, zu geldgierig oder einfach zu dämlich. Davon habe ich inzwischen eine ganze Reihe kennengelernt. Und eins, liebe Mamma, habe ich mir geschworen: Ich werde in Zukunft wählerischer sein. Die Signorinas werden sich noch ein bisschen mehr anstrengen müssen, wenn sie mich rumkriegen wollen. Wie es aussieht, musst Du Dich also leider noch ein wenig gedulden.«
Donatellas Stimme bekam etwas Jammervolles. »Aber Roberto, Robertino, ich will doch nur, dass du glücklich wirst. Ich weiß doch, wovon ich rede. Aber nimm doch auch Rücksicht auf mich und die Familie. Bitte komm zu diesem Fest. Es ist mir sehr, sehr wichtig.«
»Sagtest du Fest? Ich dachte, es handelt sich um einen kleinen Empfang.«
Robert merkte, dass es nur wenig Sinn ergeben würde, diese Unterhaltung fortzusetzen. »Gut, ich verspreche dir, ich komme. Aber jetzt muss ich wirklich arbeiten. Ciao, Mamma.«
Durch das Telefon merkte Robert, wie seine Mutter nach einem Taschentuch greifen musste.
»Du bist ein guter Junge, ich weiß es doch. Ciao, Robertino. Ich liebe dich.«
»Ich dich doch auch, Mamma«, seufzte Robert.
Als er endlich aufgelegt hatte, fragte er sich, warum ihn die Leute nicht einfach so leben ließen, wie es ihm gefiel. Er hatte sich schließlich entschieden, so zu leben und wollte auf keinen Fall irgendetwas daran ändern.
Er ahnte nicht, dass er schon in wenigen Tagen diese Einstellung sehr radikal würde korrigieren müssen.
*
Der Grauhaarige zog die Stirn in Falten und wechselte den Telefonhörer zum rechten Ohr. »Wisst ihr schon etwas?«
»Nein«, sagte die Stimme am anderen Ende, »aber wir beobachten ihn. Tag und Nacht.«
3. KAPITEL
E ine Einladung zu den Festen von Pippa und Pierferdinando Medici zu bekommen, galt in Florenz als begehrtes Statussymbol. In den wunderbaren Räumen ihres Palazzos am Borgo degli Albizi, der aus dem sechzehnten Jahrhundert stammte, versammelte sich regelmäßig alles, was in der Stadt Rang, Namen und Einfluss hatte. Hier wurde Politik gemacht, es wurden Geschäftsbeziehungen geknüpft, Gerüchte verbreitet und nicht zuletzt Rangordnungen aufgestellt. Die Damen waren in erster Linie damit beschäftigt, die Garderobe der anderen zu bewerten, und wer es wagte, sich in einem Kleid zu zeigen, das schon einmal in der Öffentlichkeit vorgeführt worden war, hatte bereits verloren. Hier war der Ort, an dem bestimmt wurde, wer im Ansehen auf- oder abstieg.
»Mein Junge, welche Freude!« Pippa strahlte Robert mit ihrem schönsten Lächeln an. »Wir dachten schon, du wolltest uns wieder einen Korb geben.«
Robert schickte ein charmantes Lächeln zurück. »Aber nein, Tante Pippa, ich freue mich doch genauso. Das letzte Mal musste ich wirklich dringend nach Deutschland. Und das war noch nicht einmal ein angenehmer Termin.«
»Bekomme ich keinen Kuss?« Donatella war auf ihren Sohn zugerauscht und machte ein gespielt beleidigtes Gesicht.
»Du siehst toll aus, Mamma,«, sagte Robert und nahm seine Mutter in den Arm.
»Robertino, vorsichtig!«, lachte Donatella, die vier Stunden gebraucht hatte, um sich so herzurichten, dass sie zufrieden in den Spiegel schauen konnte. Jetzt konnte sie den Blicken der anderen Frauen problemlos standhalten, wenngleich sie auch immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben hatte,
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