Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Schreibtischagent. In der Dechiffrierabteilung.«
Sacconi reckte das Kinn nach oben, schaute Robert mit einem Seitenblick an, ging aber nicht weiter auf seine Erklärung ein.
»Ich mag die Amerikaner nicht. Sie haben kein Benehmen, keine Kultur. Sie mischen sich in jeden Konflikt ein, haben aber keine Ahnung von den Hintergründen. Völlig ungebildet, diese Leute.«
Robert hasste politische Diskussionen im Smalltalk-Verfahren. Deshalb versuchte er vorsichtig, das Gespräch in eine andere Richtung zu bringen: »Wie ich hörte, haben Sie trotzdem gute Geschäftsbeziehungen in Amerika.«
Sacconi schaute ihn durchbohrend an. »Die Brüder Moretti in Napa, meinen Sie? Das sind die Nachkommen von italienischen Einwanderern. Die haben dafür gesorgt, dass ihr italienisches Blut rein geblieben ist. Guter Wein und gutes Blut. Das zählt.«
Robert versuchte, den Richtungswechsel zu beschleunigen. »Welche Weine werden da eigentlich angebau …«
Weiter kam Robert nicht, denn jemand hinter Sacconi hielt ihm plötzlich die Augen zu. Der schaltete sofort und schob die gepflegten, weiblichen Hände fort. »Francesca, lass den Unsinn!«
Ein helles Lachen erklang, eine attraktive Frau trat hinter dem Weingutbesitzer hervor und küsste ihn auf die Wange.
Jetzt konnte Sacconi ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Meine Tochter! Hatte schon als Kind nur Flausen im Kopf.«
»Besser Flausen im Kopf als gar nichts!«, konterte Francesca. »Papa, willst du mich nicht vorstellen?«
»Ach so, ja, natürlich. Also, das ist meine Tochter Francesca, und das ist Roberto Medici … Ach nein, so können Sie bei Ihrem amerikanischen Vater ja gar nicht heißen. Wie heißen Sie denn eigentlich?«
Robert räusperte sich. »Darling!«
Francesca lachte laut auf. »Wie praktisch für Ihre Frau«, ulkte sie. »Da kann sie Sie in der Liebe wie im Streit mit demselben Namen ansprechen.«
Robert schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht verheiratet!«
»Dann eben Ihre Freundin!«
»Tut mir leid. Damit kann ich auch nicht dienen. Die Einzige, die das zu mir sagen dürfte, wäre meine Mutter. Aber ich fürchte, sie ist die Letzte, die mich so ansprechen würde.«
Donatella schlug die Augen gen Himmel.
»Sagen Sie einfach Robert zu mir, Signorina Sacconi.«
»Francesca bitte. Die Signorina lassen Sie mal schön weg. Waren Sie schon am Buffet?«
Robert verneinte.
»Dann wird es aber Zeit. So ein Buffet wie bei Ihrer Tante bekommen Sie in ganz Florenz nicht.« Sie wandte sich an die Umstehenden. »Ich entführe euch Signore Darling. Er hat sich bestimmt sein halbes Leben von Hamburgern ernähren müssen. Wir müssen ihm doch mal zeigen, was echte Esskultur ist.«
Über ihren eigenen Scherz lachend, ergriff sie Roberts Arm und zog ihn in Richtung Buffet, an dem sich eine lange Schlange gebildet hatte.
Donatella schaute den beiden nach. »Wie schön, die beiden!«, seufzte sie.
Sacconi schob die Unterlippe nach vorn. »Ja«, sagte er, »aber gute Nerven braucht er.«
Viele Augen verfolgten das attraktive Paar. Zwei davon ganz besonders intensiv. Und gar nicht amüsiert.
Francesca Sacconi war eine schöne Frau. Das kastanienbraune Haar fiel wellenartig auf ihre Schultern. Die Farbe passte gut zu ihrer olivfarbenen Haut und den grünen Augen. Und auch sonst war ihr Schöpfer nicht knauserig gewesen, als er die weiblichen Attribute verteilt hatte. Hinzu kam, dass sie intelligent, witzig und schlagfertig war. Dazu verwöhnt und anspruchsvoll. Insgesamt ein weibliches Wesen, vor dem viele Männer Angst hatten. Daraus resultierte vor allem eines: Das Liebesleben der Francesca Sacconi war sehr überschaubar.
»Wo haben Sie in Amerika gelebt?«, fragte sie und strahlte Robert mit ihren perlweißen Zähnen an. »In New York?«
»Nein«, entgegnete Robert, »in Baltimore.«
»Oh«, sagte Francesca, »wie aufregend!«
Robert überhörte die Ironie und sprach weiter. »Das will ich meinen. Frank Zappa kommt von dort, Edgar Allen Poe hat dort gelebt und – was Sie besonders interessieren dürfte – Robert Parker stammt auch aus Baltimore.«
»Robert Parker? Der selbsternannte Weinkritiker? Der die Weine besonders gut beurteilt, wenn sie nach Eiche, Alkohol und Extrakten schmecken? Na, danke. Wissen Sie was? Ich glaube, alle Amerikaner sind mit einer tauben Zunge geboren worden. Das ist bestimmt ein vererbbarer genetischer Defekt.«
»Ach«, sagte Robert und versuchte, möglichst gelassen zu wirken, »ich kenne eine ganze Reihe von tollen Restaurants
Weitere Kostenlose Bücher