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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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dass vielleicht auch ein wohlwollender männlicher Blick dabei sein könnte.
    »Du hättest aber ruhig etwas pünktlicher sein können«, zischte sie Robert ins Ohr.
    »Wieso? Habt ihr bereits alles aufgegessen?«
    »Natürlich nicht. Aber Pierferdinando hat schon wieder seine bissigen Bemerkungen gemacht. Am besten, du gehst sofort zu ihm und bedankst dich für die Einladung.«
    Robert schaute suchend in die Runde. »Ah, ich sehe ihn. Ihren Arm, gnädige Frau.« Mit einer übertrieben höflichen Verbeugung reichte er seiner Mutter den Arm, und sie hakte sich lächelnd bei ihm ein.
    Robert trug einen hellen Leinenanzug in Naturfarbe und darunter ein schwarzes, offenes Hemd, was sehr gut zu seinen schwarzen Haaren und seiner gebräunten Haut passte. Mit seiner Größe von einem Meter und sechsundachtzig war er unter den überwiegend kleineren Männern nicht zu übersehen. Während Robert lediglich in die Richtung schaute, in der sein Onkel stand, registrierte Donatella zufrieden, dass eine ganze Reihe weiblicher Blicke auf ihren Sohn gerichtet waren.
    »Guten Tag, Onkel Pierferdinando«, sagte Robert, »ich möchte mich ganz herzlich für eure Einladung bedanken.«
    Pierferdinando unterbrach sein Gespräch mit einem ebenfalls sehr aristokratisch aussehenden Herrn und drehte sich seinem Neffen zu. Robert merkte, dass er für eine Sekunde überlegte, ob er lächeln oder streng schauen sollte. Er entschied sich für beides. Seine Mundwinkel gingen etwas nach oben, gleichzeitig zog er streng eine Augenbraue hoch. »Roberto, sei herzlich willkommen. Ich freue mich, dass der Sohn meiner Schwester nun endlich einmal Zeit gefunden …«
    »Ferdinand, bitte!«
    Pippa war zu der Gruppe getreten und schaute ihren Mann mit strengem Blick an. Wann immer sie ihren Mann von einer Sache abbringen wollte, sprach sie ihn mit der ins Deutsche abgewandelten Form seines Namens an. Pierferdinando konnte das harte Stakkato der deutschen Sprache nicht leiden, und die Aussprache seines Namens in dieser Form machte ihn so zornig, dass er jedes Mal den Faden verlor.
    »Dein Onkel freut sich ganz außerordentlich, mein Junge. Er findet es allerdings unmännlich, so etwas zu zeigen.«
    Alle lachten, und Pierferdinando überlegte wiederum für eine Sekunde, ob es taktisch klüger war, mitzulachen oder weiterhin streng zu schauen. Schließlich stimmte er in das Gelächter ein und versuchte sogar, die anderen zu übertönen. Weil er aber keine weiteren Bemerkungen über seine Person zulassen wollte, packte er Robert am Arm. »Komm, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Er drehte sich wieder zu seinem Gesprächspartner um. »Marco, das ist Roberto, der Sohn meiner Schwester. Ich habe dir von ihm erzählt. Er hat in Amerika studiert. Roberto, das ist Marco Sacconi. Du hast sicher schon von ihm gehört.«
    Diese Bemerkung war nur rhetorischer Art, denn jeder in der Toskana kannte diesen Namen. Der Familie Sacconi gehörten seit Jahrhunderten die besten Weingüter der Gegend. Ausgestattet mit großer Sachkenntnis und Sorgfalt sowie den besten Böden, wurden Spitzenrebsorten wie Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Merlot, Sangiovese und vor allem der Chianti Classico angebaut. Der ganze Stolz der Familie aber galt dem Brunello di Montalcino, der zur Weltspitze gehörte und einen entsprechenden Preis hatte.
    Marco Sacconi, das derzeitige Familienoberhaupt, hatte den Betrieb ausgebaut, weitere Weingüter im Piemont und im Aostatal gekauft und sich an einem Unternehmen im kalifornischen Napa Valley beteiligt.
    »Die beiden könnten Brüder sein«, dachte Robert, als er Sacconi lächelnd die Hand reichte. Marco Sacconi war um die Sechzig, genauso groß wie sein Onkel, hatte ebenfalls graue Haare und schwarze Augenbrauen. Seine Haut war durch reichlichen Aufenthalt unter der toskanischen Sonne tiefbraun, und seine Augen hatten etwas Listiges. Nur die Narbe auf der rechten Wange, die sich bis zum Mundwinkel herunterzog, unterschied ihn stark von Pierferdinando und gab seinem Aussehen einen Hauch von Verwegenheit.
    »Ah, sie sind der italienische James Bond«, lachte Sacconi und drückte Robert kräftig die Hand. Bevor Robert etwas darauf erwidern konnte, erstickte Sacconi jeden Versuch des Widerspruchs bereits im Keim: »Sie waren beim amerikanischen Geheimdienst. Ihr Onkel hat es mir erzählt.«
    »Das schon«, erwiderte Robert, »aber ich bin nicht aus brennenden Flugzeugen gesprungen und habe auch nicht Doktor No gejagt. Ich war sozusagen ein

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